Downsizing

Venedig 2017

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Downsizing 2017 Filmposter
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Ein Starensemble mit Matt Damon, Christoph Waltz und anderen macht diese Science Fiction-Satire zu einem Kinovergnügen, das jede Menge Hintersinn in Form von aktuellen Bezügen bietet: Als Lösung zum Problem der Überbevölkerung wird die künstliche Verkleinerung des Menschen auf weniger als 10% seiner Normalgröße angeboten. Was als Plädoyer für eine neue Nachhaltigkeit beginnt, macht auf gelungene Weise klar, dass gesellschaftliche Veränderung nicht durch ein paar äußerliche Faktoren zu erreichen ist, sondern nur über eine innere Transformation des Einzelnen.

Der freundliche Jedermann Paul (Matt Damon), lebt mit seiner Frau Audrey (Kristen Wiig) im Haus seiner Eltern. Wie so viele andere haben sie keine Aussicht darauf, sich auch nur ansatzweise ihre Träume zu erfüllen oder zumindest ein finanziell abgesichertes Leben zu führen. Da kommt es ihnen gerade recht, dass für ein neues Projekt geworben wird, welches für sie die Lösung aller Probleme darstellen würde: In den USA wachsen immer mehr geschützte Städte aus dem Boden, die von künstlich verkleinerten Menschen bewohnt werden. Durch die Begegnung mit geschrumpften Freunden, die begeistert von ihren Erfahrungen sprechen, lassen sich Audrey und Paul anstecken und unterschreiben den Vertrag, der sie von heute auf morgen klein, reich und glücklich machen soll.

Ein nahe liegender Gedanke ist: Was hier so hübsch angelegt wird, verwandelt sich vermutlich in eine Katastrophe. Aber da wäre schon die erste Überraschung, denn alles, was ab diesem Moment passiert, ist unerwartet. Da kämpft also keineswegs irgendwann mal der winzige Paul gegen eine Riesenspinne, um Audrey aus dem Spinnennetz zu befreien, sondern hier geht es trotz aller Effekte eher hintersinnig zur Sache.

„Downsizing“ ist kein Abenteuerfilm und keine ganz leichte Kost im Sinne von „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“, sondern eine Gesellschaftssatire, die teilweise sehr boshaft die Gegenwart auf die Schippe nimmt.

Die gelungene These des Films ist dabei, dass sich gesellschaftliche Missstände nicht einfach durch wissenschaftliche Fortschritt ausradieren lassen, sie verschieben sich nur in andere Dimensionen, solange der Einzelne seine Haltung nicht ändert.

Bald schon begegnet Paul der Unterschicht seiner neuen Gesellschaft, die als billige Arbeitskraft ein hartes Leben führt. Eine von ihnen ist die Reinigungsfrau Hong Chau (sehr anrührend: Ngoc Lan Tran), eine zwangsverkleinerte ehemalige politische Gefangene aus Vietnam. Und er begegnet Dusan Mirkowic (Christoph Waltz), einem fröhlichen Gauner, der rauschende Orgien gibt und bekannt dafür ist, dass er alles organisieren kann. Er bringt Schwung in die Geschichte, und dank Dusans Unterstützung wird aus dem Spießer Paul zwar kein Salonlöwe, aber doch ein aktiverer Kerl, der wieder so etwas wie Lebensfreude entdeckt. Matt Damon spielt Paul als sprichwörtlichen kleinen Mann von der Straße, einen Durchschnittsbürger, der so schlicht ist wie seine Wünsche, ein bisschen langsam in allem – im Sprechen und im Denken. Das macht ihn sympathisch und wirkt sensibel, seine Entwicklung erinnert ein wenig an die Jim Carreys in „Die Truman Show“.

Alexander Paynes neuer Film bietet daher nicht nur zwei Stunden hervorragende Unterhaltung, sondern auch einen interessanten philosophischen Beitrag zur Frage, ob es ein „danach“ des Kapitalismus gibt. Dessen Prämisse der unendlichen Expansion persifliert „Downsizing“ sehr gelungen – und plädiert für eine neue Mikropolitik. Nicht durch Verkleinerung des Maßstabs zur Gewinnsteigerung, sondern als Kraft des Einzelnen, andere Entscheidungen zu treffen.

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