Madame

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Madame 2017 Filmposter
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Mehr Satire als RomKom ist diese toll besetzte Cinderella-Geschichte rund um die Pariser Hausangestellte Maria. Sie wird unverhofft zum Gast einer piekfeinen Dinnerparty, was zahlreiche Verwicklungen nach sich zieht — inklusive Lovestory. Amanda Sthers (Drehbuch und Regie) hat das alte Motiv aufgepeppt und entkitscht. Das Ergebnis ist eine boshafte Parabel auf eine Gesellschaft, die sich nur nach außen liberal präsentiert.

Paris ist total angesagt — das wissen auch Bob und Anne (Harvey Keitel, Toni Collette), ein ziemlich hippes, älteres amerikanisches High-Society-Paar, das sich in einem schnieken Stadtpalais niedergelassen hat und gern Gäste empfängt, wobei weder Kosten noch Mühen gescheut werden. Doch, oh Schreck, der Tisch ist schon gedeckt und die Abstände von Tellern, Besteck und Gläsern sind fachkundigst bis auf den Millimeter ausgemessen, da erscheint als Überraschungsgast Bobs Sohn aus erster Ehe, ein hoffnungsfroher Jung-Autor, der sich einfach selbst einlädt. Nun säßen 13 bei Tisch — bekanntlich das Schlimmste, was einer Gastgeberin passieren kann. Da man niemanden rausschmeißen kann, muss also noch ein Gast her, und Anne entscheidet sich für Maria, das erfahrene Dienstmädchen mit den spanischen Wurzeln. Die ziert sich, kann aber der Überzeugungskraft von Madame nicht widerstehen. So wird Maria schließlich ausstaffiert, frisiert, geschminkt und mit Verhaltensregeln versorgt. „Nicht viel reden, nicht viel trinken …“ Doch kaum hat Maria Platz genommen und ein Gläschen Wein gekippt, wird sie zum Mittelpunkt des illustren Gästekreises…

Da funkeln die geschliffenen Dialoge mit den Kristallgläsern um die Wette, die Pointen fliegen wie leckere Dessertbällchen hin und her. Der jungen Regisseurin und Autorin Amanda Sthers, in Frankreich bereits durch ihre Bücher und Theaterstücke außerordentlich bekannt, gelingt es in ihrem zweiten Spielfilm, das Kinopublikum zu amüsieren, zu verblüffen und schließlich sogar ein bisschen vor den Kopf zu stoßen. Angelegt wie eine ganz normale romantische Komödie, entwickelt sich die Geschichte um Maria und ihren Traum von der großen Liebe mit mehreren kleinen Nebenhandlungen zunächst geradlinig in Richtung Happy End. Doch dann beginnt Amanda Sthers‘ Spiel mit den Zuschauern. Die kleinen Nebenhandlungen werden bedeutender, Bob entpuppt sich als künftiger Bankrotteur, Anne betrügt ihren Mann. Und langsam wird aus der turbulenten Komödie ein Drama, ein böses Spiel um Macht und Einfluss.

Rossy de Palma spielt ganz entzückend das Dienstmädchen mit dem goldenen Herzen als großzügige, liebenswerte Persönlichkeit. Toni Collette als Anne ist das genaue Gegenteil. In dieser Aschenputtel-Story schlägt sie, wenn’s um Gemeinheit geht, jede Märchenstiefmutter mit Leichtigkeit. Die Fronten sind hier ganz klar: Auf der einen Seite steht die Gute — arm, würdevoll, liebenswert, auf der anderen Seite die Böse — reich und herzlos. Amanda Sthers bietet viel: eine intelligente, pointenreiche Story mit Witz und geschliffenen Dialogen, traumhafte Settings und wunderbare Bilder aus Paris, dazu ein hübscher Soundtrack mit vorwiegend französischer Popmusik, aber sie verlangt mit ihrer Sozialkritik auch einiges von ihrem Publikum. Sie zeigt die Verlogenheit einer Gesellschaft, in der angeblich jede und jeder die gleichen Chancen hat. Doch in Wahrheit siegt das Geld über das Herz und der Standesdünkel über die Liebe.

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