Annie ErnauxDie Super-8 Jahre

Cannes 2022

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Annie Ernaux - 2022
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Eigentlich hatte man ja damit gerechnet, dass Salman Rushdie in diesem Jahr den Nobelpreis für Literatur zugesprochen würde. Denn er steht schon ewig auf der Longlist möglicher Kandidaten und das Attentat auf ihn in diesem Jahr wäre wohl auch ein Anlass gewesen. Doch das Nobelpreis-Komitee entschied sich für Annie Ernaux, die auch schon lange auf dieser Liste steht und spätestens seit 2021 - als die Verfilmung ihres Romans DAS EREIGNIS mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde - auch dem Filmpublikum bekannt ist.

“Écrire la vie” heißt nicht nur eins ihrer Bücher, sondern scheint auch ihr Motto zu sein. Eine neue Form der Biographie hat sie entworfen. Das Leben an sich schreiben, das Kollektive im Individuellen erleben; so schreibt sie sich an eigenen Lebenslinien entlang und findet dabei allgemeingültige Wahrheiten, die uns alle betreffen.

Im Winter 1972 gründet die französische Schriftstellerin Annie Ernaux mit ihrem Ehemann Philippe eine Familie. Die beiden legen sich eine Super-8-Kamera zu, die in der Folge während neun Jahren ein französisches Mittelklasse-Leben aufzeichnet. Nicht nur Szenen einer Ehe, sondern auch Reisen an politisch außergewöhnliche Orte wie Chile, Albanien oder Russland werden dokumentiert. Diese Filmrollen hat nun ihr Sohn David Ernaux-Briot zu einer einstündigen Dokumentation montiert. Eigentlich eine Zusammenstellung von Familien- und Urlaubs-Filmen, die Annie Ernaux auf ihre einmalige, poetische und zugleich gesellschaftsanalytische Weise aus heutiger Perspektive kommentiert. So entsteht auch hier ein ungewöhnliches Format, dass entlang an ihrem Familienleben, Einblicke in Orte und Zeiten gewährt und über das Private hinaus zum Gesellschaftsporträt, zur Polit-Chronik und und schließlich zu einem Zeitdokument werden.

 



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