Arthur & Claire

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„Sterben ist das Letzte, was man machen kann im Leben und das will ich gut machen“, meint der etwa 50jährige Österreicher Arthur, der von Wien nach Amsterdam fliegt, um dort in einer Sterbeklinik friedlich und würdevoll sein Leben zu beenden, bevor das der Tumor in seiner Lunge auf seine Weise erledigt. Das einzige, das er will, ist seine Ruhe und ein letztes einsames Abendmahl im Fünf-Sterne-Hotel. Doch das Leben lässt sich nicht so leicht ausschließen, weder im Flieger noch im Urlaub.

Im Flieger fühlt sich Arthur von einem kleinen Jungen belästigt, der ihm gerade das Glas Wein über die Hose gekippt hat. „Weißwein macht keine Flecken, nur Rotwein“ doziert der Dreikäsehoch, wonach ihm Arthur erklärt, was ein Luftloch ist: „das ist, wenn das Flugzeug plötzlich 100 Meter herunterfällt und du knallst, wenn du nicht angeschnallt bist, mit der gleichen Geschwindigkeit an die Decke. Dann klebt dein Hirn da oben und tropft langsam runter. Und das gibt dann Flecken, die gehen ganz schwer wieder raus.“
Andere Flugreisende drehen sich entsetzt zu den beiden um, doch Arthur hat das erreicht, was er wollte: seine Ruhe. Nach einem kurzen Besuch in der Klinik bestätigt er den morgigen Sterbetermin und checkt ein im besten Haus an der Kaisergracht. Als Henkersmahlzeit bestellt er sich ein Filet Mignon und den besten Rotwein, doch laute Rockmusik stört sein letztes Abendmahl. Aufgebracht stürmt er ins Nachbarzimmer und trifft auf die junge Claire, die sich gerade mit Tabletten umbringen will. „Wer so laute Musik hört, will sich nicht wirklich umbringen“, sagt er und entsorgt die Pillen in der Toilette. „Macht ihr Deutschen das immer noch so?“, fragt Claire, „einfach irgendwo rein stürmen?“ „Ich bin Österreicher“, antwortet Arthur kleinlaut.

Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Schnell erkennen die beiden ihre Seelen- und Leidensverwandschaft. „Ein Mann lässt sich nicht umbringen, ein Mann schießt sich in den Kopf,“ meint Claire etwas neidisch zu Arthurs Sterbehilfe-Plan. Gemeinsam streifen sie durch das nächtliche Amsterdam, zunächst um Claire neue Tabletten zu besorgen, später um eine Abendessen zu finden und für nächtliche Barbesuche. Eine ganze Nacht allein zu zweit in einer fremden Stadt, das erinnert an Linklaters „Before Sunrise“, doch die Romantik, die Amsterdam anfangs ausstrahlt, wird hier systematisch dekonstruiert. Je näher die beiden sich kommen, je tiefer sie in das Leben des anderen eintauchen, desto weiter entfernen sie sich von den touristischen Schauplätzen, bis sie irgendwo in einer alten Baracke im Industriegebiet landen.

Die Angst vorm Sterben trifft hier auf die Angst zu leben. Das ist schon in Stefan Vögels Theaterstück so, das Josef Hader hier gemeinsam mit dem Regisseur Miguel Alexandre adaptiert hat. Ihnen gelingt es, das gewichtige Thema des Todes in eine Tonalität zu überführen, die eine feine Gratwanderung zwischen Ironie, schwarzem Humor und wahrhaftiger Emotion beschreitet. Lachen und Weinen liegen hier direkt nebeneinander, auf eine ganz und gar natürliche Weise – so wie im richtigen Leben. Letzten Endes funktioniert das Ganze vor allem durch die Schauspieler und der Chemie zwischen ihnen, die einfach stimmt. Josef Hader ist uns ja vertraut in der Rolle des am Weltschmerz leidenden Misanthrops, nur dass er diesmal einen echten Grund für seine Wehleidigkeit hat. Doch dass ihm die hierzulande noch recht unbekannte Hannah Hoekstra das Wasser reichen kann und seine Volten auf Augenhöhe pariert, ist nicht nur eine Überraschung, sondern auch ein ganz besonderes Kinovergnügen.

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