Ballade von der weißen Kuh

Wettbewerb, Berlinale 2021

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ballade von der weissen kuh - 2020 - poster
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2020 gewann Mohammad Rasoulof mit seinem Film DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT den Goldenen Bären. Seitdem sitzt er im Hausarrest und hat Berufsverbot. Er hat den Staffelstab an Behtash Sanaeeha und Maryam Moghadam übergeben, die auf der Berlinale im letzten Jahr eine Art Fortsetzung drehten. Auch sie behandeln das Thema Todesstrafe und konstruieren einen Fall, in dem sich der Liquidierte im Nachhinein als unschuldig erweist.

Minas Leben gerät aus den Fugen, als sie erfährt, dass ihr Ehemann Babak zu Unrecht des Verbrechens angeklagt wurde, für das er hingerichtet worden ist. Die Bürokratie entschuldigt sich für den Justizirrtum und stellt eine finanzielle Entschädigung in Aussicht. Doch Mina lehnt ab, aus Selbstachtung und Widerstand gegenüber einem zynischen System, das ihr ihren Ehemann nimmt und dann Hilfe anbietet. Jetzt muss sie ihre gehörlose Tochter alleine aufziehen, und natürlich wird das Geld bald knapp. Doch dann taucht plötzlich ein Fremder namens Reza auf und behauptet, Schulden bei Babak gehabt zu haben, die er nun zurückzahlen wolle. Mina reagiert zurückhaltend und ein wenig misstrauisch, nimmt seine Hilfe trotzdem an und lässt ihn in ihr Leben, ohne sein ungeheuerliches Geheimnis zu ahnen.

Reza ist nämlich der Richter ihres Mannes. Er hat sein Amt niedergelegt und beschlossen Mina zu helfen. Er besorgt ihr eine neue Wohnung. Ein Disput mit seinem Sohn über die Sache endet im Streit und mit Kollegen diskutiert er über seinen Rücktritt, den Sinn der Todesstrafe und die Methoden von Justiz und Polizei. Doch dann erklären ihm Regierungsangestellte, dass er nicht einfach als Richter zurücktreten kann. Der Staat hat seine Ausbildung ermöglicht und erwartet seine Gefolgschaft.

Dem iranischen Kino stehen weder große finanzielle Mittel zur Verfügung, noch adäquate Drehbedingungen. Systemkritische Regisseure werden mit Hausarrest und Berufsverbot mundtot gemacht. Und dennoch gibt es immer wieder neue Filmemacher, die das Werk ihrer Vorgänger fortschreiben und so das iranische Kino vielleicht zu dem moralischsten der Welt machen. So auch Behtash Sanaeeha und Maryam Moghadam, die mit ihrem Film Mohammad Rasoulofs Episodenfilm DOCH DAS BÖSE GIBT ES NICHT über die Todesstrafe fortschreiben. Dabei nehmen sie kein Blatt vor den Mund und dokumentieren minutiös das staatliche Versagen. Ihr Richter ist ein hoch moralischer Mensch, der sich sein Fehlurteil nicht verzeihen kann und Buße tun will. Doch genau das, bringt ihn bald in Konflikt mit dem System, das Fehlurteile als Wille Gottes Interpretiert. 

Schuld und Sühne ist ein klassisches iranisches Filmsujet, das die Regisseure meisterhaft und als Kino der kleinen, präzisen Gesten inszenieren. Immer wieder findet das Iranische Kino Figuren wie diesen integren Richter, der die Werte hochhält, die der modernen Gesellschaft immer mehr abhanden kommen. Dabei beschwert er sich nicht nur über den Staat, sondern auch über seine Mitmenschen, die ein oberflächliches, wenig empathisches und meist verantwortungsloses Leben führen. Der Protagonist wird so zur moralischen Instanz und vermittelt Werte, die zurzeit öfter mal in Vergessenheit geraten.

 

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