Das zweite Leben des Monsieur Alain

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Das zweite Leben des Monsieur Alain - 2018 Filmposter
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„Ich ruhe mich aus, wenn ich tot bin.“ Monsieur Alain ist ein Getriebener, selbst ein Schlaganfall lässt ihn nicht kürzertreten. Um wieder ganz der Alte zu sein, ist intensives Arbeiten mit einer Logopädin erforderlich. Basierend auf der Autobiografie eines französischen Konzernmanagers serviert Hervé Mimran eine Komödie, die ähnlich funktioniert wie „Willkommen bei den Sch’tis“ und „Ziemlich beste Freunde“. Fabrice Luchini als verbissener Karrieretyp ist darin ideal besetzt.

Das erste, was der vielbeschäftigte Geschäftsmann Alain Wapler nach dem Aufwachen um 5:30 Uhr morgens hört, sind die aktuellen Börsenkurse. Und weil er von fallenden Kursen ebenso wenig hören will wie von privaten Tiefschlägen, ignoriert er auch, dass ihm nach einem Treppensturz zuhause ein paar Tage oder gar Wochen Erholung gut tun würden. „In zwei Wochen muss ich wieder so sein wie vorher“, fordert er von den Ärzten im Krankenhaus, schließlich will er beim Autosalon in Genf in Kürze ein neues Fahrzeugmodell präsentieren – stromlinienförmig designt, wie im Grunde auch sein eigenes Leben. Tatsächlich aber hat Alain Wapler durch einen Schlaganfall einen Schaden in der Schaltzentrale seiner „Fahrzeugelektronik“ erlitten, der vor allem das Sprachzentrum und Erinnerungsvermögen betrifft. So mitteilsam er auch ist, so kommen aus seinem Munde nur noch allerlei Fantasie- und Nonsens-Sätze und ein lustiges Kauderwelsch mit Buchstaben-, Silben und Wortverdrehern. Seinen Hund kennt er plötzlich nicht mehr, und vergessen hat er auch, dass seine Frau gestorben ist. Reparieren, beziehungsweise bei der Wiedererlangung seiner Sprachfähigkeiten helfen, soll nun die Logopädin Jeanne.

Inspiriert ist „Das zweite Leben des Monsieur Alain“ vom Buch „J’etais un homme pressé“ von Christian Streiff, ehemals Vorstandsvorsitzender des Automobilherstellers Peugeot-Citroën, der selbst einen Schlaganfall erlitt und durch diesen Einschnitt gezwungen war, seinem getriebenen Leben mit einer unfreiwilligen, aber (im Nachhinein betrachtet) heilsamen Zäsur zu begegnen. Die Rolle des Monsieur Alain mit Fabrice Luchini zu besetzen, war auf alle Fälle eine gute Entscheidung, ist der 1951 in Paris geborene Theater- und Filmschauspieler doch im sprichwörtlichen Sinne ein „Mann des Wortes“. Er gehört zu jenen Darstellern, die Sprache in ihren Rollen immer wieder auf besondere Weise erlebbar machen, vor allem den besonderen Ausdruck von Literatur und Poesie. Erinnert sei da an Rollen im Film „Molière“ (2007), „Molière auf dem Fahrrad“ (2013), „Ein Sommer mit Flaubert“ (2014) oder die Groteske „Die feine Gesellschaft“ (2016).  Eingeflochten in diese „wahre Geschichte“ ist außerdem noch ein Subplot, in dem Monsieur Alain die Nähe zu seiner Tochter ebenso wie zur Natur wiedergewinnt. Vielleicht führt einem dieser in Ansätzen sprachlich mit den „Sch’tis“ und in Sachen Schicksal mit „Ziemlich beste Freunde“ kokettierende Film ja vor Augen, dass es nicht verkehrt sein kann, frühzeitig auf Signale zu hören, wenn man als TGV zu schnell durchs Leben braust. Von „ausruhen, wenn man tot ist“, hat man schließlich ja nichts.