Die schönsten Jahre eines Lebens

Frz. Filmwoche Berlin 2019

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Die schönsten Jahre eines Lebens - 2019 Filmposter
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Der mit zwei Oscars ausgezeichnete Kult-Klassiker der Nouvelle Vague „Ein Mann und eine Frau“ gilt als die schönste Kino-Liebesgeschichte. Nach über fünfzig Jahren wagt sich Altmeister Claude Lelouch an ein zweites Sequel seines melancholischen Liebesfilms mit dichter Atmosphäre. Vor der Kamera versammelt er mit der französischen Kinolegende Jean-Louis Trintignant und der irisierenden Anouk Aimée dieselben Hauptdarsteller wie damals und geht der Frage nach, warum die Liebe nicht hielt. Vor allem wenn Lelouch auf sein Original zurückgreift, erlebt der Zuschauer welche besondere, knisternde Chemie zwischen dem Paar auf der Leinwand herrschte.

„Der Tod ist der Schuldschein des Lebens“, weiß der der frühere Rennfahrer Jean-Louis Duroc (Jean-Louis Trintignant). Inzwischen lebt er in einem gehobenen Altersheim. Er ist müde geworden. Sein Gedächtnis lässt ihn immer wieder im Stich. An Dinge, die er kurz davor noch wusste, erinnert er sich plötzlich nicht mehr. Doch eine Erinnerung hat ihn nicht verlassen. Sie ist ihm treu geblieben. Daran erinnert er sich permanent: Es ist seine Zeit mit Anne (Anouk Aimée), der großen Liebe seines Lebens, die ihm nie mehr aus dem Kopf gegangen ist.

Sein Sohn Antoine (Antoine Sire) macht sich deshalb auf die Suche nach ihr, um für seinen Vater ein Stück Lebensqualität zurückzuerobern. Und tatsächlich findet er die geheimnisumwitterte Schöne, die sein Vater nicht halten konnte. In einem kleinen Dorf in der Normandie führt die ehemalige Filmproduzentin einen kleinen Souvenirladen. Ihre Tochter Françoise (Souad Amidou), eine renommierte Tierärztin und ihre Enkelin (Tess Lauvergne) leben in ihrer Nähe.

Anne ist sichtlich bewegt, als Antoine sie aufsucht und ihr vom Zustand seines Vaters und dessen Erinnerungen an sie erzählt. Nach einigem Zögern erklärt sie sich bereit, den Liebhaber von einst, der nicht zuletzt ein unverbesserlicher Womanizer war, zu besuchen. Anfangs scheint er sie nicht wieder zu erkennen und auch Anne lässt ihn zunächst im Unklaren über ihre Identität. „Ich habe die Frauen sehr geliebt“, verrät er ihr kein Geheimnis. Doch als er ein altes Foto von ihr aus seiner Brieftasche zieht, verblüfft er sie trotzdem. „Ich habe gedacht sie sei die Frau meines Lebens“, gesteht er. „Doch ich war ihr nicht gewachsen“.

Zwischen Erinnern und Vergessen tauschen die beiden sich aus. Vor allem Anne bemüht sich die Fäden ihrer gemeinsamen Geschichte wieder aufzunehmen. Und Jean Louis weiß vor allem eins: „Altersheime sind wie Gefängnisse. Man denkt nur daran auszubrechen“. Dass Anne ihm dabei helfen soll, ist für ihn klar. Die jedoch lädt ihn erst einmal auf eine Fahrt in ihrer alten Ente, einem grauen 2CV, ein. Für den ehemaligen Rennfahrer fast ein Affront. Trotzdem genießt er das gemeinsame Picknick mit ihr und sieht sich im Halbschlaf als wilder Fahrer, dem die Polizei auf den Fersen ist. Leise und poetisch wächst die Vertrautheit zwischen dem ehemaligen Paar.

Geschickt greift Altmeister Claude Lelouch während des berührenden Dramas in Rückblenden immer wieder auf sein atmosphärisch dichtes Original zurück. Dabei erlebt der Zuschauer hautnah, welche unheimlich knisternde Chemie zwischen Jean-Louis Trintignant und der stets etwas wunderbar rätselhaften Anouk Aimée auf der Leinwand herrschte. Auch eine Sequenz von Lelouchs legendärem Kurzfilm „C’etait un rendez-vous“, für den er mit 200 km/h und unter Umgehung nahezu aller Verkehrsregeln durch das frühmorgendliche Paris raste, findet Eingang ins Filmgeschehen und sorgt für Bewegung und Tempo. Und wenn dann noch zwischendurch die Titelmelodie von Francis Lai, die zu einer der berühmtesten der Filmgeschichte wurde, ertönt, kommen jedem Kino-Nostalgiker die Tränen der Rührung.