Eleanor & Colette

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Eleanor & Colette - 2017 Filmposter
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Der kürzlich verstorbene Regisseur Milos Forman prangerte mit seinem Kassenhit „Einer flog über das Kuckucksnest“ 1975 publikumswirksam Missstände in der Psychiatrie an. Der dänische Filmregisseur Bille August greift nun mehr als 40 Jahre später das Thema wieder auf und beschäftigt sich in seinem Film „Eleanor & Colette“ mit einem wahren Fall aus den achtziger Jahren. Diesmal ist es eine Frau, die auf die Barrikaden geht, und mit Hilfe einer engagierten Anwältin ein Stück Selbstbestimmung der Erkrankten durchsetzt.

Eleanor Riese ist Patientin der psychiatrischen Abteilung des St. Mary’s Hospitals in San Francisco. Ihre Diagnose: Paranoide Schizophrenie. Gleich zu Beginn des Films begegnen wir ihr in einer sehr erniedrigenden Situation. Obwohl sie sich heftig wehrt, wird sie von Pflegern in einem Zimmer isoliert und festgeschnallt. Sie soll gegen ihren Willen Medikamente verabreicht bekommen, die sie ablehnt, da sie bei ihr starke Nebenwirkungen verursachen und ihr Leiden eher verschlimmern als verbessern.

Eleanor hat einen starken Willen und es gelingt ihr, am nächsten Tag per Telefon mit einer Selbsthilfeorganisation in Kontakt zu treten, um dort Hilfe zu suchen. Bald darauf bekommt sie Besuch von Colette Hughes, einer engagierten Anwältin für Patientenrechte, die sich ihres Falles annehmen will. Doch sie weiß, dass dies kein einfaches Unterfangen sein wird, hat sie doch eine starke Lobby von Ärzten und die Pharmaindustrie gegen sich. Auf der anderen Seite gilt es viel zu gewinnen. Denn Eleanor steht mit ihrem Schicksal nicht alleine da. Mit ihr sind hunderttausende Patienten betroffen, die von einem wegweisenden Urteil zu Eleanors Gunsten profitieren könnten.

Die beiden Frauen kämpfen sich bis zum obersten Gerichtshof durch. Je mehr sie für die gemeinsame Sache streiten, desto enger wird auch ihr persönliches Verhältnis und sie entdecken viele Gemeinsamkeiten. Bald will sich Eleanor für die ihr geleistete Hilfe revanchieren und der pflichtbewussten und arbeitswütigen Colette zu ein wenig mehr Lebensfreude verhelfen.

Bille August gelingt hier ein liebevolles Porträt zweier starker Frauen. Dabei kann er sich auf die Schauspielkunst seiner beiden hervorragenden Darstellerinnen verlassen. Helena Bonham Carter geht ganz in ihrer Rolle auf, kann die Verzweiflung im Kampf gegen eine übermächtige Krankheit ebenso glaubhaft vermitteln wie ihren unbedingten Willen, diese zu überwinden und ihre Menschenwürde zu verteidigen. Die zweifache Oscar-Preisträgerin Hillary Swank als ihre ebenbürtige Partnerin zeichnet ihre Figur einfühlsam und authentisch und erweist erneut ihr Ausnahmetalent.
Tatsächlich konnte die als Spätfolge einer kindlichen Gehirnhautentzündung mit 25 Jahren erkrankte Amerikanerin, nach deren Fall das Drehbuch entstand, damals einen großen Erfolg verbuchen. Der State Court in Kalifornien entschied 1987, dass auch zwangseingelieferte Patienten das Recht haben, über die Anwendung von Antipsychotica mitzubestimmen. Eine unfreiwillige Behandlung konnte von da an nur noch mit einer richterlichen Entscheidung durchgesetzt werden.

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