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Goldene Kamera, Cannes 2024

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Regisseur Halfdan Ullmann, ein Enkel von Ingmar Bergman, gewann im letzten Jahr für ARMAND die Goldene Kamera für den besten Erstlingsfilm in Cannes. Sein Film erinnert ein wenig an Polanskis GOTT DES GEMETZELS, spielt allerdings nicht in einem New Yorker Luxus-Appartement, sondern in den Schulräumen einer norwegischen Grundschule.

Hierhin wird Elizabeth (Renate Reinsve aus THE WORST PERSON IN THE WORLD) gerufen, um von der Klassenlehrerin ihres sechsjährigen Sohnes mit dem Vorwurf konfrontiert zu werden, dass dieser einen Mitschüler auf der Schultoilette sexuell missbraucht haben soll. Ein ungeheuerlicher Vorwurf, der angesichts des Alters der Jungen  gewissermaßen unglaublich erscheint. Doch die Schulleitung sieht hier ein größeres Problem und überlegt sogar, die Polizei hinzuzuziehen. Zuvor aber will man mit den Eltern reden. So sitzt Elizabeth auf einmal dem Schuldirektor, einer hinzugezogenen Sonderpädagogin und den Eltern des vermeintlich missbrauchten Jungen gegenüber, ohne selbst mit ihrem Sohn über den Vorfall sprechen zu können. 

Wie bei Polanski kommen die beiden Jungs in dem Film gar nicht vor, und irgendwie geht es auch gar nicht um sie. Vielmehr projizieren die Eltern eigene Probleme auf ihre Kinder und tragen sie auf deren Rücken aus. Bei Polanski war das ein kurzes, schnörkelloses Kammerspiel, das die Sache schnell auf den Punkt brachte. Ullmann Tøndel bemüht dagegen ein Drehbuch Bergmanschen Ausmaßes, um die einzelnen Charaktere psychologisch immer wieder zu durchleuchten und zu zeigen, wie wir alle Opfer unserer eigenen Klischees und Vorurteile werden. 

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