Es geht um Luis

Festa del Cinema, Rom 2024

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Es geht um Luis - 2024
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Constanze und Jens führen ein liebevolles, aber stressiges Leben; ihre kleine Welt gerät jedoch aus den Fugen, als ihr Sohn Luis in der Schule gemobbt wird. Hin- und hergerissen zwischen unterdrückerischen gesellschaftlichen Normen auf der einen Seite und dem verzweifelten Bedürfnis, Luis zu beschützen auf der anderen, sind sich die Eltern uneinig, was zu tun ist, was eine gefährliche Abwärtsspirale auslöst…

Es geht um Mobbing an der Schule als eine systemimmanente Kraft, an der auch die Lehrer teilnehmen. Es geht um Luis, der wegen seines Rucksacks, auf dem ein Einhorn abgebildet ist, von seinen Mitschülern gemobbt wird. Offensichtlich outet er sich damit als LGBT+. Dabei ist er sich seiner sexuellen Orientierung noch gar nicht bewusst, meinen zumindest seine Eltern, die ihren Sohn vor Angriffen in der Schule schützen wollen. Vater Jens findet es gut, dass sein Sohn für seine Einstellung kämpft und weiter mit dem Rucksack zur Schule gehen will. Mutter Constanze, angehende Architektin und Großverdiener in der Familie, meint, dass man sich anpassen muss, kauft Luis einen neuen Rucksack.

Doch die Mobbing-Vorfälle hören nicht auf und von der Schule kommt keinerlei Hilfe. Eine Rechtsanwältin erklärt, es sei typisch, dass die Institution Schule Teil des Mobbings ist. Mobbende überlegen sich, was sie tun, achten darauf, dass sie unbeobachtet sind, wenn sie handeln, während Gemobbte immer impulsiv und spontan handeln, wenn sie sich wehren. So werden die Opfer oft als Täter dargestellt, weil es auch für die Schule bequemer ist, das Opfer loszuwerden, als alle Täter auszumachen und zur Rechenschaft zu ziehen.
Die Oma hingegen, eine pensionierte Lehrerin, hält es für Quatsch, die Schule zu verklagen. Mobbing sei systemimmanent und werde von der Schule gefördert, schließlich wolle der Staat konforme Schüler, die sich an die Regeln halten und nicht Individualisten, die immer alles in Frage stellen.

Der italienischen Regisseurin Lucia Chiarla gelingt es in dieser rein deutschen Produktion, ein leidiges Thema neu aufzubereiten und von ganz anderen Seiten zu beleuchten. Dabei greift sie auf das spanische Theaterstück “My Little Pony” zurück, das dem Film als Vorlage diente. Mit großer Klarheit und der Spannung eines Thrillers thematisiert sie viele der ungelösten Probleme unserer Zeit ein: die Fragilität von Paaren, Arbeitsplatzunsicherheit, die Unzulänglichkeit des Schulsystems, kulturelle Konditionierung und stellt die Frage, wie wir Ungerechtigkeit erkennen können, wenn wir selbst ständig in einem ungerechten Überlebenskampf verwickelt sind?