Ezra Eine Familiengeschichte
Vereinigte Staaten | 2024 | FSK 6
Filmfest München 2024
Eigentlich verdient Max sein Geld mit Witzen. Sein eigenes Leben ist jedoch alles andere als lustig. So kämpft der Stand-Up-Comedian damit, seinen autistischen Sohn Ezra großzuziehen. Als der Junge auf eine Förderschule soll und Medikamente verschrieben bekommt, nimmt Max ihn spontan mit auf eine Reise durchs Land – verfolgt von seiner Ex-Frau und seinem eigenen Vater.
In München erzählte Regisseur Tony Goldwyn, dass ihm sein langjähriger Freund und Drehbuchautor Tony Spiridakis eines Tages ein Drehbuch gegeben hätte mit der Bitte, es zu lesen und der Frage, ob er es verfilmen würde. Er hatte darin seine eigenen Erfahrungen mit seinem inzwischen erwachsenen Sohn und dessen Autismus-Spektrum-Störung aufgearbeitet und war sich nicht sicher, ob er den Kern der Sache wirklich getroffen hat. Doch er wollte unbedingt, dass es ein guter Freund verfilmt.
Goldwyn war verblüfft von der Ehrlichkeit des Buches und der humorvollen und selbstironischen Art, seine Überforderung einzugestehen und seine Vaterrolle immer wieder in Frage zu stellen. Dabei helfen dem Protagonisten Max im Film seine geschiedene Ehefrau (Rose Byrne) und sein störrischer Vater, gespielt von Robert De Niro in einer sehenswerten Alters-Performance. Er kann zwar den Komplex seines Sohnes, ein schlechter Vater zu sein, aus eigener Erfahrung gut nachempfinden, dessen irrationales Handeln bringt ihn aber immer wieder zur Weißglut. So wird Tonys Reise mit seinem Sohn quer durch Amerika zu einem Gig in Los Angeles nicht nur zu einer Begegnung auf Augenhöhe, Tony lernt auch, dass er nichts falsch machen kann, wenn er seinen Sohn so akzeptiert, wie er ist. Für diese Erkenntnis nimmt er gerne all den Ärger mit der Familie und staatlichen Autoritäten in Kauf.
Goldwyn schafft es, eine gesunde Distanz zu dem schweren Familienschicksal einzunehmen und sieht es von der lockeren Seite. Dabei vereinfacht er nicht das Problem und benutzt auch nicht allzu viele Klischees. Er überzeugt durch seine Kompromisslosigkeit und einen Hauptdarsteller, der als Comedian mit viel Leichtigkeit und Selbstironie an die Sache herangeht, und am Ende ist es auch sein Humor, der ihm den Zugang zum Herzen seines Sohnes sichert.