HERRliche Zeiten

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HERRliche Zeiten - 2017 Filmposter
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Gesittet läuft das deutsche Kino meist ab. „Bloß nicht anecken, bloß nicht verstören“ scheint die Devise der meisten Regisseure zu sein. Ganz anders Oskar Roehler, der auch mit seinem neuen Film “HERRliche Zeiten“ seinem Ruf als Provokateur gerecht wird und mit einem brillanten Oliver Masucci in der Hauptrolle von Wohlstand, Langeweile, Sadismus und der Verführungskraft der Macht erzählt.

In gutbürgerlicher deutscher Idylle lebt das Paar Claus (Oliver Masucci) und Evi (Katja Riemann), die den schönen, sprechenden Namen Müller-Todt tragen. Er hat sich mit Schönheitsoperationen eine goldene Nase verdient, sie ist Hypochonderin, die mit allerlei Pillchen ihren Biorhythmus am Laufen hält. Nachdem einmal mehr eine Haushaltshilfe geflohen ist, wird neues Personal gesucht, im Suff schreibt Claus in die Anzeige „Sklave gesucht“, der sich dann auch findet: Zahlreiche Gestalten in Ledermontur, mit Peitschen und an Leinen stehen am nächsten Tag vor der Tür, zum (vorläufigen) Erschrecken von Claus.

Offensiv spielt Roehler mit der Verführungskraft von Macht, mit der Lust zu herrschen, zu unterdrücken, seinen Wohlstand zu zeigen und auszuleben. Politisch korrekt ist das in keinem Moment – weder dass ein Araber als Ausgeburt des menschenverachtenden Exzesses geschildert wird, noch dass die den Pool bauenden Schwarzarbeiter notorisch kriminell sind, und schon gar nicht, dass der gute Deutsche stets das Opfer der Umstände ist. Doch Roehler gelingt es, genau diese Stereotype auf seine Weise zu entlarven.

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