La Vérité Leben und Lügen lassen

Venedig 2019

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La Vérité - 2019 Filmposter

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Der japanische Regisseur Hirozaku Kore-eda ist bekannt für seine einfühlsamen Familiengeschichten. Nun hat er nicht nur erstmals außerhalb Japans gedreht, sondern auch mit LA VÉRITÉ zum ersten Mal zwei Schauspiel-Ikonen Frankreichs vor der Kamera vereint: Catherine Deneuve und Juliette Binoche. Als Mutter-Tochter-Gespann liefern sie sich ein emotional aufgeladenes Duell um Wahrheit und Erinnerung.

Die Idee zum Film hatte Kore-eda durch den Film „Die Wolken von Sils Maria“ mit Juliette Binoche in der Rolle einer gefeierten Schaupielerin, die in der Neuinszenierung eines Theaterstücks mitwirken soll, das sie vor 20 Jahren berühmt gemacht hat. In „La verité“ spielt sie nun die Drehbuchautorin Lumir, Tochter der berühmten Schauspielerin Fabienne (Catherine Deuneuve). Aus dem fernen New York reist sie an, um ihre in einem herrschaftlichen Landhaus nahe Paris residierenden Mutter bei ihrem neuen Dreh zu unterstützten, einer Adaption der Kurzgeschichte „Memories of my Mother“ des Science-Fiction-Autors Ken Liu. Darin zieht eine junge todkranke Mutter ins Weltall um, weil sie auf der Erde nur noch zwei Jahre zu leben hätte, im All jedoch nicht altert. Alle sieben Jahre kann sie so ihre Tochter besuchen, die zunächst ein Kind ist und zuletzt in einem Alter, in dem sie von Fabienne gespielt werden kann.

Parallel zu ihrer jüngsten Filmarbeit hat Fabienne gerade ihre Memoiren veröffentlicht. Praktischerweise kann Lumir da gleich einmal prüfen, ob die darin dargelegten Erinnerungen ihrer Mutter auch mit den eigenen übereinstimmen. Ihr Misstrauen ist berechtigt, wie sich zeigt. Denn das Bild der liebenden, fürsorglichen und aufopferungsbereiten Mutter, das Fabienne dort von sich zeichnet, entspricht so gar nicht Lumirs eigenen Erinnerungen. Spannungen und lange Diskussionen zwischen Mutter und Tochter sind da vorprogrammiert. Ihr aus Übersee mitgereister Ehemann Hank (Ethan Hawke), ein mittelmäßig erfolgreicher Schauspieler, kann da kaum vermitteln, wird er doch von Fabienne nicht ernst genommen und mit Missachtung gestraft. Einzig Charlotte, Fabiennes Enkelin, kann das Herz ihrer Großmutter ein wenig erobern.

Catherine Deneuve spielt ihre Rolle als spitzzüngige Diva mit Ecken und Kanten, die ihr Personal ebenso herumscheucht wie die Mitarbeiter am Set. Freilich mit der ihr eigenen Grandezza aber auch verbunden mit einer gewissen Biestigkeit. Fast scheint es, als würde sie hier eine überzeichnete Version ihrer selbst abliefern. Sie ist das Zentrum des von einem starken Frauen-Ensemble dominierten Films. Denn auch ihre Mitspielerinnen, neben Juliette Binoche, Ludivine Sagnier, Manon Clavel und die kleine Clémentine Grenier, zeigen starke Leistungen. Da hat es Ethan Hawke ein wenig schwer, sich durchzusetzen. Sicher war es auch kein leichtes Unterfangen für Kore-edas langjähriger Übersetzerin Léa le Dimna, der die Aufgabe zukam, von Drehtag zu Drehtag die ständig von Regisseur umgeschriebenen Textversionen ins Französische zu übertragen und dabei die Besonderheiten der unterschiedlichen Kulturen im Blick zu halten.

Geschickt verschachtelt Kore-eda seine mit Humor gewürzte „Film im Film“-Handlung mit dem allgemeinen Thema seines Werkes: den Rückblick auf die Vergangenheit durch wechselnde Perspektiven, bewusst oder unbewusst verdrängte Wahrheiten und Konflikte zwischen den Generationen. Einmal mehr erweist er sich dabei als sensibler Erzähler intimer Familiengeschichten und gilt zurecht – spätestens seit dem Gewinn der Goldenen Palme in Cannes 2018 für SHOPLIFTERS – als einer der wichtigsten Regisseure seiner Generation.