Madame Sidonie in Japan
Frankreich, Schweiz, Deutschland, Japan | 2023 | FSK 0
Venedig 2023
Zu einem Trip ins Land der Geister lädt uns die französische Filmemacherin Élise Girard mit ihrer dritten Regiearbeit ein. Isabelle Huppert spielt Sidonie, die bei einem Autounfall ihren geliebten Mann verloren hat. Seitdem fühlt sie sich mit ihrer Trauer allein auf der Welt, folgt aber der Einladung ihres japanischen Verlegers, nach Osaka zu kommen, um die Neuauflage ihres Buches zu präsentieren.
Girards subtile und subjektive Kamera folgt Sidonie auf ihrem Trip, angefangen vom entvölkerten Flughafen in Paris über menschenleere Abfluggates bis hin zur japanischen Zollstation, wo sie die einzige Kundin ist. Auch die endlosen Hotelgänge, durch die übereifriges Hotelpersonal ihren roten Koffer schiebt, sind einsam und verlassen. Irgendwie scheint es, dass Sidonie ihre Umwelt längst nicht mehr wahrnimmt, weswegen ihr Verleger nicht von ihrer Seite weicht, hält er sie doch für selbstmordgefährdet. Doch im Land der Geister manifestiert sich ihre Trauer in einer Wiederbegegnung mit ihrem verstorbenen Ehemann (August Diehl), mit dem sie reden und Zeit verbringen kann. Am Schluss führt er sie unter einen blühenden Kirschbaum, wo es einen Moment so scheint, als würden sich die beiden berühren, doch als die Kamera um die Liebenden herumfährt, findet eine überraschende Verwandlung statt. Wie die Kirschblüte mit dem vergangenen Jahr abschließt und in farbiger Pracht neues Leben ankündigt, so gelingt es Sidonie hier, sich von ihrer alten Liebe zu lösen und offen für eine neue zu sein.