Made in ChinaDas Leben spricht Französisch

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Made in China - 2019 Filmposter
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Frédéric Chau kennen Komödienfans als einen der Schwiegersöhne aus Philippe de Chauverons beiden Publikumslieblingen „Monsieur Claude“. Und auch wenn in „Made in China“ mit Medi Sadoun ein weiterer Schwippschwager als Sidekick mit von der Partie ist – um ein Spin-Off handelt es sich hierbei nicht. Vielmehr geht es um das – je nach Sichtweise – Loslösung oder Festhalten an heimatlichen Traditionen und Bräuchen respektive der Kluft zwischen Herkunft und Identität. Chau als Hauptdarsteller bringt das nachdenklich stimmende Thema auf äußerst unterhaltsame Weise rüber.

Wer Francois heißt, muss ganz klar Franzose sein (Belgier, Schweizer oder Franko-Kanadier gehen freilich auch). Der Pariser Fotograf mit nämlichem Vornamen, den Frédéric Chau in dieser nach seiner Idee entwickelten Filmkomödie spielt, fühlt und spricht wie ein kultivierter intellektueller Franzose. Seine asiatische Herkunft lässt sich allerdings nicht leugnen. Die Verbindungen zur Heimat und der Familie hat er aber schon eine gute Weile lang gekappt. Ein bekanntes Lied aus China, wie es seine Ursprungsfamilie während eines Ausflugs im Bus in der Originalsprache singt, weckt in Francois tatsächlich auch Kindheitserinnerungen – den Text mitsingen kann er allerdings nicht. Der Grund, dass Francois nach zehn Jahren Sendepause wieder Kontakt zu seiner elterlichen Familie und den Verwandten aufnimmt, hat mit der bevorstehenden Geburt seines Kindes zu tun. Seine Frau Sophie (Julie de Bona), eine waschechte Bretonin, legt ihrem Mann eine Versöhnung ans Herz, doch weil der Vater ein Sturkopf ist, klappt das mit der Kontaktaufnahme und Übermittlung der freudigen Botschaft nicht ganz wie gewünscht. Umgekehrt mischt sich auf der anderen Seite Sophies Mutter immer wieder gerne in das Leben ihrer Tochter ein – gut gemeint zwar, aber nicht zwingend auch mit dem richtigen Gespür für adäquates Verhalten.

Im Grundsatz geht es um das Wesen von Familien und wie sie sich über ihre Herkunft, ihre Erfahrungen und Erinnerungen, Verwerfungen und Konflikte definieren und der Einzelne darin immer als Teil des Ganzen zu sehen ist – unabhängig zu welcher Gesellschaft er sich persönlich hingezogen fühlt. Dass die alte und die junge Einwanderergeneration nicht zusammenfinden, kommt einem irgendwie bekannt vor – da geht es den Pariser Chinesen nicht anders als anderen Sippschaften mit Migrationshintergrund. Und stimmt ja auch: das Problem ist universell und natürlich übertragbar auf viele andere Communities, die sich in der neuen Heimat ein Stück ihrer ursprünglichen Kultur bewahren wollen. Entsprechend arbeitet sich auch die konfliktbehaftete Komödie von Regisseur Julien Abraham fleißig an ihren Klischee-Eckpunkten ab, was nicht heißt, dass man als Kinobesucher nicht trotzdem köstlich unterhalten würde. Viele dieser situativen Momente gehen dabei auf das Konto von Medi Sadoun, der sich als bester Freund von Francois in eine von dessen Cousinen verknallt und in seiner Naivität in bereitgestellte Fettnäpfchen tritt. Er gewährleistet als unabhängiger Außenstehender aber auch, dass in dieser solide erzählten Geschichte ein frischer Blick auf die Menschen der Gemeinde ins Spiel kommt. Paris ist in dieser Komödie zudem von einer Seite zu erleben, die im Kino bislang noch nicht so sehr beleuchtet wurde.