Marvin

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Marvin - 2017 Filmposter
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Lose auf dem autobiografischen Bestseller „Das Ende von Eddy“ des aufstrebenden Intellektuellen Édouard Louis basierend, erzählt Anne Fontaine die Geschichte des in prekären Umständen aufwachsenden homosexuellen Marvin Bijou. Neben der Emanzipationsgeschichte gelingt ihr ebenso der unverklärte Blick in die Alltags-Tristesse der französischen Arbeiterklasse, in deren angestaute Wut und Hilflosigkeit. Erstrangig geht es jedoch um Gerechtigkeit, um Würde, um die eigene Souveränität.

Mavin Bijou ist anders. Still beobachtet er die ihn umgebenden Geschehnisse: den pöbelnden Halbbruder, die kettenrauchende Mama, seinen saufenden Vater. In der Schule wird er drangsaliert, von älteren Mitschülern als „Schwuchtel“ identifiziert. Sein Alltag ist hart, seine Haut zu dünn, er viel zu sensibel für die Rohheit, die Schikanen. Erst im Theaterteam seiner Schule findet er Möglichkeiten, sich auszudrücken und die angestauten Gefühle zu kanalisieren. Das Theater wird zu seinem Ticket nach Paris. Ohne zu zögern wagt Marvin einen Neuanfang. Anne Fontaine findet nüchterne Bilder für das dargestellte Milieu und erzeugt gerade durch die Distanziertheit ihrer Inszenierung eine bedrückende Atmosphäre. Finnegan Oldfield bleibt in der Hauptrolle zwar etwas blass, dafür überzeugt „Marvin“ durch exzellente Nebendarsteller und einer wie immer famosen Isabelle Huppert, die sich ausnahmsweise einmal selbst spielen darf. In Venedig gewann das Drama den „Queer Lion“ und reiht sich nahtlos zu den sehenswerten Beiträgen des Queer-Cinema der letzten Jahre ein.