Rimini

Berlinale 2022

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Rimini - 2022
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Dass Rimini, die stolze Geburtsstadt von Federico Fellini, seine beste Zeit längst hinter sich gelassen hat, wissen wir spätestens seit Pepe Danquarts Reisedoku VOR MIR DER SÜDEN, die die ganze Adriaküste in traurigen Bildern erscheinen lässt. In den 1970ern war Rimini eine europäische Touristenhochburg, und heute sieht sie noch fast genauso aus wie damals, nur dass alles heruntergekommen, verrostet und vergammelt ist.

Einige Menschen, die damals hier reich geworden sind, leben hier noch in verklärter Nostalgie, und einige Touristen von damals kommen heute noch auf der Suche nach den schönsten Tagen ihres Lebens, die sie damals hier verlebt haben. Ansonsten zieht der Ort eher Gesindel an, ein idealer Playground für einen typischen Ulrich Seidl Film. Er suhlt sich geradezu im Prekären, lässt seinen Protagonisten Richie Bravo, einen abgehalfterten österreichischen Schlagersänger, durch die Untiefen des menschlichen Daseins waten. Mit Auftritten vor Bustouristen und Liebesdiensten an weiblichen Fans finanziert er seinen ausschweifenden Lebensstil zwischen Dauerrausch und Spielsucht. 

Bis er plötzlich auf seine Tochter trifft, um die er sich nie gekümmert hat, und die jetzt achtzehnjährig vor ihm steht und all das von ihm fordert, was er ihr ein Leben lang vorenthalten hat und das alles bitte in Cash und sofort. Spät entdeckt er seine väterlichen Pflichten und verspricht, ihnen nachzukommen, auch wenn er dafür noch tiefer abrutscht. 

Seidl zeigt nicht nur prekäre Menschen an prekären Orten, er zeigt ihr prekäres  (Sex)-Leben und heruntergekommenen Moralvorstellungen. Und das alles, während der Vater in einem unwürdigen Altenheim im Sterben liegt. Am Ende singt Hans-Michael Rehberg in seiner letzten Filmrolle die Winterreise von Schubert/Müller. Das geht durch Mark und Bein. 

 

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