Rosalie
Belgien, Frankreich | 2023 | FSK 12
Cannes 2023
In einem Dorf im Frankreich des ausgehenden 19 Jahrhunderts heiratet der verschuldete Café-Besitzer Abel die schüchterne und gutaussehende Rosalie. Er tut dies nicht aus Liebe, kennt sie nicht einmal, sondern nur wegen der Mitgift. Als er sich in der Hochzeitsnacht seiner Frau nähern will, stellt er fest, dass sie am ganzen Körper stark behaart ist und weist sie ab.
Doch Rosalie will nicht in einer Freakshow enden, träumt vielmehr von einem ganz normalen Familienleben mit vielen Kindern, und so findet sie immer wieder Wege, Abels Mitleid, seine Anerkennung und schließlich Respekt einzufordern. Rosalie erweist sich als große Hilfe im verschuldeten Betrieb, sie ist sehr geschäftstüchtig und geht schließlich mit einem Gast die Wette ein, dass sie sich in drei Wochen einen prächtigen Vollbart wachsen lassen könne. Zum Tag der Wetteinlösung ist das Café rappelvoll, und das soll auch erst einmal so bleiben, denn die Neugier der Gäste ist stärker als ihre moralischen Vorurteile. Doch natürlich gibt es auch Neider im Dorf, die den beiden immer wieder das Leben schwer machen. Als Rosalie Fotos mit Bart von sich machen lässt, entpuppen die sich als Verkaufsschlager, erst als sie sich überreden lässt, auch etwas freizügigere Fotos machen zu lassen, begehrt die Volksseele auf.
Schon mit ihrem Erstlingswerk THE DANCER, das vor sieben Jahren in unseren Kinos lief, konnte Stéphanie di Giusto überzeugen. Das Zeitporträt und Biopic über die amerikanische Tänzerin Loïe Fuller spielt zur gleichen Zeit wie ihr neuer Film. Damals erzählte sie von Fullers Karriere in Paris und bediente sich dabei einer Handschrift, die auch in ihrem neuen Film deutlich erkennbar ist. ROSALIE geht aber über ein Biopic und ein Gesellschaftsporträt hinaus. Di Giusto stellt Genderfragen, für die es damals noch keine Worte gab. Und auch wenn der Doktor Rosalies Andersartigkeit wissenschaftlich korrekt beschreibt, gibt es im Volksmund hierfür nur Vorurteile und Ablehnung.