Schloss aus Glas

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Schloss aus Glas 2017 Filmposter

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Kolumnistin Jeannette (Brie Larson) lebt den amerikanischen Traum: Mit harter Arbeit hat sie es in die High Society geschafft und lebt in einem schicken Apartment in Manhattan. Konfrontiert mit ihrer Vergangenheit wird sie eines Abends, als sie feststellen muss, dass ihre Eltern in New York als Obdachlose hausen. So beginnt für die junge Frau der schmerzhafte Prozess, sich mit ihrer Kindheit neu auseinandersetzen zu müssen. Nach „Short Term 12“, einer feinfühligen Milieustudie, arbeitet Regisseur Cretton erneut mit der Oscar prämierten Brie Larson zusammen und ergründet nun die Komplexität des Familiendaseins.

Die junge Jeannette (hier gespielt von Chandler Head) erlebt eine wilde und unkonventionelle Kindheit in den 70er Jahren: Die Eltern waren Freigeister, lebten mit den Kindern an keinem festen Ort — keine Schule, keine Institutionen sollten dem Nachwuchs ihre Kreativität rauben. Der Unterrichtet findet unter freiem Himmel bei Vater Rex (Woody Harrelson) statt. Mutter Mary Rose (Naomi Watts) geht in ihrer Malerei auf, holt bei jeder Gelegenheit ihre Staffelei hervor und lässt alles andere liegen. Das harmonische Nomadendasein wird durch akute Armut immer schwieriger und belastender für die Kinder. Die Familie landet in einer heruntergekommenen Bruchbude in Virginia, die Rex in einen gläsernen Palast verwandeln will. Doch das Vorhaben wird immer wieder verschoben und je älter Jeannette wird, desto klarer sieht sie wie dysfunktional ihre Familie wirklich ist: Vater Rex ist zwar hoch intelligent, aber instabil und ein schwerer Alkoholiker, der keinen Job lange halten kann. Mary Rose ist eine begabte Künstlerin, vergräbt sich aber in ihrer Malerei, vernachlässigt ihre Kinder und beschützt sie nicht vor dem unberechenbaren Vater. Die vier Geschwister halten zusammen, um so nach und nach ein Fortgehen von den Eltern zu ermöglichen. Jahre später treffen sie dann alle in New York wieder aufeinander. Nicht nur Jeannette fremdelt mit der extremen Lebensart ihrer Eltern – Rex versteht ebenso wenig seine Tochter, die nun auf ein geordnetes Leben samt Verlobten (Max Greenfield) setzt.

Die Journalistin Jeannette Walls hat in ihrem Debütroman „The Glass Castle“ ihre Kindheit verarbeitet und damit einen Besteller geliefert. Angestoßen wurde die Autorin ebenfalls von der unerwarteten Begegnung mit ihren Eltern in New York. Vermutlich führt der Erfolg auch daher, dass sie sich nicht in der Position begibt, komplizierte Beziehungsgeflechte zu idealisieren: Als Erwachsene kann sie die Beweggründe von Rex und Mary Rose zwar besser nachvollziehen und mit ein paar Jahren Abstand anders beurteilen – jedoch ohne die Eltern von jeglicher Schuld freizusprechen und Fehlentscheidungen klein zu reden. So werden im Film nicht nur Rex‘ inspirierende und liebevolle Seite gezeigt, sondern auch sein Scheitern als Patriarch der Familie und seine Unberechenbarkeit.

Sichtbar wird dadurch die Ambivalenz, die der Beziehung von Jeannette zu ihren Eltern innewohnt. Denn einerseits war ihre Kindheit von Unbeständigkeit geprägt, und doch verbindet sie eine tiefgreifende Liebe zu ihnen. Was auf den ersten Blick merkwürdig wirken mag, zeigt aber auf bewegende Weise die Vielseitigkeit menschlicher Beziehungen.

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