The Man who killed Don Quixote

Abschlussfilm, Cannes 2018

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The Man who killed Don Quixote - 2018 Filmposter
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Irgendwie scheint Don Quixote Terry Gilliams Alter Ego zu sein, denn schon seit dreißig Jahren trägt er sich mit dem Gedanken, den Roman von Miguel de Cervantes zu verfilmen. Im Jahre 2001 war es dann soweit, er hatte Jean Rochefort als Don Quixote, Johnny Depp als Sancho Pansa und 30 Millionen Dollar europäisches Geld. Er landete mit seiner Crew in Spanien, doch dort nahmen Düsenjäger das Set unter Lärmbeschuss, ein gewaltiges Unwetter spülte die teure Ausrüstung davon und der Hauptdarsteller bekam Rückenprobleme und konnte nicht mehr reiten. Als Gilliam schließlich das Handtuch warf, blieb ein rekordverdächtiger Versicherungsschaden. Doch er gab nicht auf und im Frühjahr erlebte seine Verfilmung in Cannes ihre Uraufführung. Terry Gilliam hatte seine eigenen Dämonen endgültig besiegt, oder waren es doch nur Windmühlen?

Eine Metapher war dieser Kampf schon im Roman und sie mag auch für den Kampf des Regisseurs stehen, der oft gegen die ganze Welt, gegen Investoren und den schieren Mammon kämpfen muss, um ein Stück Kunst gegen den Kommerz durchzusetzen. Den Mammon scheint hier jedenfalls Stellan Skarsgård zu vertreten, der eine Art russischen Oligarchen spielt, der dem zynischen, etwas arroganten Werberegisseur Toby (Adam Driver) väterlich unter seine Fittiche nimmt und sein neues Projekt finanziert. Doch der ist längst vom rechten Pfad abgekommen, ergeht sich in seiner Eitelkeit und versucht viele Bälle in der Luft zu halten, wie zum Beispiel die Affäre mit der Frau seines Chefs, während er mit den Dreharbeiten nicht weiterkommt. Da wird er mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert, ein Zigeuner bringt ihm einen Studentenfilm, eine Don Quixote-Version, die er selbst vor Jahren als junger und vielversprechender Filmemacher in einem nicht weit entfernten Dorf selbst gedreht hat.

Verzweifelt versucht er den Drehort wiederzufinden, doch sein kleiner Film hatte auf dieses kleine Dorf eine große Wirkung. Seine Darstellerin, früher die Inkarnation der Unschuld, ist mit ihren Träumen gescheitert, und der alte Mann, der damals die Hauptrolle spielte, reitet noch heute durch die Landschaft und hält sich für den Mann von La Mancha. Überhaupt weht Toby auf seinem Trip in die Vergangenheit so viel Apathie der Dorfbewohner ins Gesicht, dass er am Ende von dem verwirrten alten Mann gerettet werden muss, der ihn für seinen Knappen Sancho Pansa hält und mit ihm auf der Suche nach seiner angebeteten Dulcinea durch die spanische Pampa reitet und dabei Toby mit den Dämonen seiner Vergangenheit konfrontiert.
Dies ist ein Trip ganz nach dem Gusto eines Terry Gilliam, wie wir ihn kennen. Überbordende Effekte, fantastische Einfälle und poetische Metaphern erzeugen hier ein visuelles Universum, das unsere Sinne betört. Das Ganze geht zwar ein wenig zu Lasten einer erzählerischen Stringenz, doch die war nie Gilliams Stärke. Dafür begreifen wir visuell, dass die Welt diesen Ritter der traurigen Gestalt bitter braucht, ein verwirrter alter Mann, der seine Ideale lebt, die sich längst nirgendwo mehr finden lassen. An seiner Seite ein Knappe, dem er die Schlechtigkeit der Welt zeigt und moralische Vorstellungen in ihn pflanzt, bis er selbst dazu in der Lage ist, dagegen vorzugehen. “Dieses Pärchen gab es zu allen Zeiten und wird es auch immer geben,” so Terry Gilliam.