Vienna Calling
Deutschland, Österreich | 2023 | FSK 12
Jenseits der Caféhäuser mit Spitzendeckchen und Mélange gibt es noch ein anderes Wien: das einer jungen wilden Generation von Künstlern und Musikern, in deren Szene es nur so brodelt vor Kreativität und Energie. Der Kölner Musikjournalist Philipp Jedicke (SHUT UP AND PLAY THE PIANO) setzt ihr ein fetzig-buntes Denkmal.
Wie schon der an die Punkband The Clash gemahnende Titel vermuten lässt, ist die Attitüde frech gegen den Strich gebürstet: Der/die nichtbinäre Künstler/in Kerosin95 drischt im Hochzeitskleid mit abgebundener Brust in einer Betonwüste aufs Schlagzeug, der Liedermacher Voodoo Jürgens stimmt mit Vokuhila und Goldkettchen in breitestem Wienerisch eine Ode auf die „Strizzis“ und Randexistenzen seines heruntergekommenen Lieblingsviertels an und die österreichisch-türkische Rapperin EsRap setzt zusammen mit ihrem Bruder der Ausgrenzung in „Tschuschistan“ eine flammend-wütende musikalische Integration entgegen – hier geht es ums Ganze und ohne Umschweife zur Sache. Die filmische Momentaufnahme blick dabei nicht von außen drauf, sondern überlässt den porträtierten Künstlern immer wieder selbst die Regie, lässt sie sich selbst inszenieren wie in einem nicht enden wollenden Medley von Musikvideo-Fragmenten, die eigens dafür gedreht wurden. Eine einzige große Party – gerade im Kino – an deren Ende man nichts weiter will als nach Wien fahren und mitfeiern.
Anspieltipps: