Wild wie das Meer
Frankreich | 2022 | FSK 12
Héloïse Pelloquet berührt in ihrem Spielfilmdebüt ein häufig skandalisiertes Thema, das in jüngerer Zeit mehr Aufmerksamkeit erfährt: Frauen, die Beziehungen zu jüngeren Männern eingehen. Während umgekehrter Fall „normalisierter“ ist und in der Regel als weniger beachtenswert wahrgenommen wird, erfährt die Konstellation reife Frau / Jungspund oft gesellschaftliche Ächtung. WILD WIE DAS MEER erzählt eine solche Liebesgeschichte und umschifft behutsam die Sensationslüsternheit.
Die ersten Blicke, die Chiara (Cécile de France) mit dem jungen Maxcene (Félix Lefebvre) austauscht, sind noch unzweideutig. Abends, als sie mit ihrem Mann zu Bett geht, rätselt sie noch schmunzelnd, wie viel die Villa der Eltern kosten mag, aus der sie ihren neuen Auszubildenden für ihren Fischereibetrieb abgeholt hat. Doch der Sprössling aus reichem Hause nimmt seine neue Arbeit unter der Fittiche des eingespielten Fischer-Ehepaars unerwartet ernst. Die erste Seekrankheit spuckt er unbeeindruckt über Bord und erringt sich durch seine „Courage”, nicht zuletzt den Respekt von Chiaras Mann. Abends, wenn die rauen Gesellinnen und Gesellen nach getaner Arbeit einen heben, punktet er wiederum mit seinem verschmitzten Charme, der auch Chiara nicht verborgen bleibt …
Die stets zuverlässige Alleskönnerin Cécile de France adelt dieses einfühlsame Drama durch ihre meisterhafte Gratwanderung von anfänglicher Sympathie über zaghaftes Interesse bis hin zum schambehafteten Begehren wider alle Konventionen!