Zuhause ist es am schönsten

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Zuhause ist es am schönsten - 2017 Filmposter
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Mit seinem fesselnden Porträt einer italienischen Großfamilie gelingt dem hollywooderprobten Regisseur Gabriele Muccino ein großer Wurf. Das turbulente Familiendrama leuchtet dabei die ambivalenten Gefühle und mediterran-theatralischen Wesenszüge aller Beteiligten mit radikaler Tiefenschärfe aus. Lust, Liebe und Leidenschaft, inszeniert vor der traumhaften Kulisse der Vulkaninsel Ischia im Golf von Neapel und furios gespielt von einem exzellenten Ensemble sorgen für ambitioniertes, lebendiges Gefühlskino beim Treffen zur Goldenen Hochzeit der Eltern.

Am Anfang regiert Heiterkeit. Das italienische Dolce Vita, geprägt von einer gewissen Lässigkeit und Lockerheit vor der traumhaften Kulisse Ischias, verheißt Lebenslust. Alba (Stefania Sandrelli) und Pietro (Ivano Marescotti) haben ihre komplette Großfamilie zu ihrer Goldenen Hochzeit in ihre wunderbare Villa auf der idyllischen Vulkaninsel im Golf von Neapel eingeladen. Eine harmonische Feier wünscht sich das Paar. Doch nicht selten kippt das Bild der glücklich vereinten Familie unter diesem Druck.

Fassaden stürzen ein, Selbsteinschätzungen zerbröckeln, gärend, brodelnde Geheimnisse brechen sich Bahn, kleine und große Kämpfe werden ausgetragen. Schuld an dem Schlamassel ist nicht zuletzt ein Unwetter. Kein Schiff fährt mehr. Die illustre Gesellschaft sitzt auf der Insel fest. Die emotionalen Dämme brechen. Hat Albas Sohn Carlo (Pierfrancesco Favino), der die Eifersucht seiner zweiten Frau Ginerva (Carolina Crescentini) auf seine Exfrau Elettra gerade noch ertragen hat, verliert er nun jede Zurückhaltung.

Die attraktive Ginerva hingegen fühlt sich durch die Anwesenheit von Ellettra (Valeria Solarino) ständig zurückgesetzt. Instinktiv spürt sie, dass zwischen den beiden immer noch Vertrautheit herrscht. Albas Schwiegersohn Diego (Giampaolo Morelli) hingegen kann seine Geliebte, die ungeduldig in Paris auf ihn wartet, kaum mehr beruhigen. Seiner Frau Sara (Sabrina Impacciatore) gelingt es nun nicht mehr, seine Untreue zu beschönigen. Denn Luana (Giulia Michelini), die schwangere Freundin ihres Cousins Riccardo (Gian Marco Tognazzi), lässt die Bombe platzen.
Dass Albas Lieblingssohn, der unkonventionelle, bindungsscheue Pietro (Stefano Accorsi), ein Techtelmechtel mit seiner inzwischen verheirateten Cousine und Jugendfreundin Isabella anfängt, wirkt da zunächst noch harmlos. Aber das emotionale Tohuwabohu der Erwachsenen erreicht auch die Kinder des Clans. Die 15jährige Luna (Elisa Visari) möchte nicht zuletzt deshalb dem Familienchaos mit ihrem Freund Eduardo so schnell wie möglich entfliehen. Einzig Sandro (Massimo Ghini), der durch seine Alzheimer Krankheit mehr in der Vergangenheit als in der Gegenwart lebt, scheint von allem verschont.

Aber, wenn sich die ganze Sippe um das große, lackschwarze Klavier im Wohnzimmer versammelt und voller Hingabe italienische Lieder miteinander singen, entstehen wunderbare Momente der Zusammengehörigkeit, trotz allem Streit. Riccardo, das schwarze Schaf der Familie, sorgt mit seinem Klavierspiel immer wieder, für diese heitere Auszeit. Seine finanziellen Nöte und Existenzängste wird der Außenseiter freilich durch diesen Liebesdienst auch nicht los.

Unvergleichlich kraftvoll verkörpert das 18köpfige, hervorragende Schauspielensemble diese Familie am Rande des Nervenzusammenbruchs. Angefangen von der brünetten „Diva fürs Volk“ Stefania Sandrelli, die ihren größten Erfolg als Hauptdarstellerin in Bernardo Bertoluccis klassenkämpferischen Epos „1900“ feierte, über Sandra Milo (Fellinis „Achteinhalb“) bis hin zu Massimo Ghini, der mit den Theatergrößen Franco Zefferelli und Giorgio Strehler arbeitete, begeistert jeder aus dieser spielfreudigen Crew.