53. International Filmfestival Rotterdam

Festivalbericht von Bea Hage und Eric Horst

The Promised Land

The Promised Land

In dem dänischen Historienepos THE PROMISED LAND (BASTARDEN) von Nikolaj Arcel spielt Mads Mikkelsen den pensionierten Hauptmann Ludvig Kahlen, der im fernen Deutschland militärische Karriere gemacht hat, obwohl er als uneheliches Kind eines Adligen und einer Magd als gesellschaftlicher Außenseiter gilt. Im kargen Jütland will er die Heide kultivieren und besiedeln. Mit seinem verbissenen Plan verbindet sich die verzweifelte Hoffnung, in der Ständegesellschaft aufzusteigen und zu Ruhm und Reichtum zu gelangen. Westernmotive à la John Ford lassen grüßen. Neben den hervorragenden Landschaftsaufnahmen sind die beiden weiblichen Figuren, vor allem das junge Waisenmädchen Anmai Mus, stark ausgearbeitet.
Mit MOSCAS ist dem baskischen Filmemacher Aritz Moreno ein brillanter, schwarzhumoriger Thriller gelungen, der sich einen Spaß daraus macht, seine fiese Hauptfigur in den Abgrund stürzen zu sehen. Es geht um den skrupellosen Machtmenschen Alberto Machi, der zufällig eine Leiche in seinem Kofferraum entdeckt und sie nun loswerden will. In den nächsten 24 Stunden tauchen in einzelnen Episoden immer neue potenzielle Feinde auf.
In der Reihe „Cinema Regained“ wurde der österreichische Film PANDORAS VERMÄCHTNIS von Angela Christlieb gezeigt. G.W. Pabst, einer der weltberühmten Regisseure des Weimarer Kinos, ist bis heute ein Begriff, seine Filme gelten als Meilensteine ihrer Zeit. Doch über seine Familie ist sehr wenig bekannt und vor allem Trude Pabst, seine geliebte Frau, kommt in diesem Kosmos nicht vor. PANDORAS VERMÄCHTNIS eröffnet nun einen ungewöhnlichen Blick auf die familiären Strukturen hinter dem Genie G.W. Pabst, die bis zu den heutigen Nachfahren reichen, und rückt insbesondere seine Frau Trude in den Vordergrund.

Lost in the Night

Lost in the Night

Amat Escalantes LOST IN THE NIGHT wirft einen schonungslosen Blick auf die soziale Kluft in Mexiko und die Auswirkungen von Korruption und Ungleichheit auf das Leben der Menschen. Schon 2014 brillierte Escalante in Rotterdam mit “Heli”, der ungeschönt den von Gewalt geprägten Drogenhandel in Mexiko behandelt hat.
Ein Highlight des Festivals war zweifellos Per Flys HAMMARSKJÖLD. Dieses berührende schwedische Biopic und Politdrama beleuchtet das Leben des schwedischen UN-Generalsekretärs Dag Hammarskjöld. Der Film zeichnet ein eindringliches Porträt eines Mannes, der sich unerschrocken für seine Überzeugungen einsetzte und dabei persönliche Opfer brachte.

Rodrigo Areias‘ THE WORST MAN OF LONDON entführt die Zuschauer ins London des späten 19. Jahrhunderts und folgt dem manipulativen Kunsthändler Howell auf seinem rücksichtslosen Weg, Kunst zu erlangen und zu verkaufen. Für kunsthistorisch interessierte Zuschauer bot die portugiesische Produktion eine besonders faszinierende Erfahrung.

TENEMENT aus Kambodscha verwebt die Schatten der Vergangenheit mit der Gegenwart und spielt in einem heruntergekommenen Wohnkomplex, der einst für Mitglieder und Familien der Roten Khmer gebaut wurde, und macht die Gräuel der Vergangenheit auf erschreckende Weise erlebbar.

Karthik Subbarajs JIGARTHANDA DOUBLE X vereint Elemente des Tamilkinos mit Einflüssen aus dem Italo-Western und dem Stil von Regisseuren wie Quentin Tarantino, der einer der großen Vorbilder des Regisseurs ist. Ein einzigartiges Kino, das den Kopf umgeht und einen direkten Weg zum Herz und weiter unten einschlägt.

Das belgische Sozialdrama HOLLY von Fien Troch, produziert von den Dardenne-Brüdern, erzählt einfühlsam die Geschichte einer jungen Außenseiterin, die über besondere Fähigkeiten verfügt und sich den Herausforderungen des Lebens stellt.

La guerra del Tiburtino III

La guerra del Tiburtino III

LA GUERRA DEL TIBURTINO III von Luna Gualano wurde von den Manetti-Brüdern produziert, denen auch eine Werkschau gewidmet wurde und die für junges, frisches Low-Budget-Kino aus Italien stehen. Eine witzige Alien-Invasion-Variante, die mit einfachen, aber sehr effektiven Mitteln unterhält. Die satirischen Seitenhiebe und die originelle Handlung sorgten für viele Lacher während der Vorführung.