Filmfest Cannes 2023 

Ein Festivalbericht von Kalle Somnitz und Anne Wotschke

Cannes Plakat 2023

Den ersten Skandal hatte das diesjährige Festival bereits, da war es noch gar nicht gestartet. Offensichtlich war die Ankündigung, dass Maïwenns JEANNE DU BARRY (Wild Bunch/Alamode) mit Johnny Depp in der Hauptrolle das Festival eröffnen solle, den Gender-Aktivist*innen ein Dorn im Auge, den die Presse gerne aufnahm. So musste sich Festivalleiter Thierry Fremaux gar den Vorwurf anhören, er biete mutmaßlichen Vergewaltigern eine Bühne, und das, obwohl Depp von allen Vorwürfen freigesprochen wurde und gar einen Schadensersatzprozess für sich entscheiden konnte. Die Frage eines Journalisten, ob Depp sich von Hollywood boykottiert fühle, verneinte er und verwies auf seine vielfältigen Aktivitäten jenseits der Traumfabrik. Und tatsächlich spielte er nicht nur im Eröffnungsfilm mit, sondern suchte auf dem Markt nach Finanziers für sein Regiedebüt, ein Künstlerporträt des italienischen Malers Amedeo Modigliani mit Stars wie Riccardo Scamarcio, Pierre Niney und Al Pacino. Aber auch Maïwenn bekam ihr Fett weg. Anscheinend hat man ihr immer noch nicht verziehen, dass sie damals Catherine Deneuve zur Seite gesprungen ist, als diese sich mit den Feministinnen anlegte und die Männer in Schutz nahm.

Maiwenn und Johnny Depp, alle Fotos: Festival de Cannes.

Maiwenn und Johnny Depp, alle Fotos: Festival de Cannes.

Der Film selbst ist freilich bei weitem nicht so skandalös wie der Rumor im Vorfeld. Etwas blutarm spielt Johnny Depp Ludwig XV. als gelangweilten Bewahrer eines Systems, das dem Untergang geweiht ist. Als Zeitvertreib holt er sich die Mätresse Jeanne du Barry an den Hof von Versailles, die von Maiwenn selbst gespielt wird, obwohl sie für die Rolle der skandalösen Schönheit aus dem Volke längst zu alt ist. So plätschert der Film etwas belanglos dahin und kann sich nicht entscheiden zwischen verbotener Lovestory und Porträt des erstarrten höfischen Lebens. Stand damals die Revolution vor der Tür und wollte die Demokratie ausrufen, erscheint die Tagespolitik derzeit gerade umgekehrt. Doch solche politischen Anspielungen verkneift sich der Film und schwelgt lieber in Prunk und Protz des Hofes und den Intrigen, die dort gesponnen werden. In Frankreich ist der Film bereits sehr erfolgreich gestartet.

Asteroid City

Wes Anderson (M.) mit Scarlett Johannson und Jason Schwartzman

Aber nicht nur der Eröffnungsfilm enttäuschte, auch die Filme, denen ein großer Ruf voraus lief, konnten diesen oft nicht einlösen. So zum Beispiel Wes Andersons ASTEROID CITY (Walt Disney), der mal wieder einen starbesetzten, in Pastelltönen getauchten Spaß vorlegte.

In den 1950er-Jahren finden weltraumbegeisterte Schülerinnen und Schüler mit ihren Eltern zur Junior Stargazer Convention in einem Wüstenstädtchen zusammen, um über Aliens und die Atombombe zu philosophieren. Zum illustren Andersson-Personal gehören diesmal unter anderem Jason Schwartzman, Tom Hanks, Scarlett Johansson, Tilda Swinton, Maya Hawke und Margot Robbie – dafür verzichtet er nun weitgehend auf eine Geschichte. Er beschränkt sich auf die Aneinanderreihung von Bildeinfällen und Tableaus, in denen die Protagonisten skurrile, aber oft nur wenig witzige Texte aufsagen, die bald zur Ermüdung des Zuschauers führen. 

Eingefleischte Fans werden hier wohl nach wie vor auf ihre Kosten kommen. Doch letztlich stagniert Anderson in seinem Schaffen. Uns und ihm wäre zu wünschen, dass er neue Ideen entwickelt, statt das Bewährte immer wieder aufzuwärmen.

 

May December

Natalie Portman und Julianne Moore (v.l.)

Auch Todd Haynes konnte die hohen Erwartungen nicht erfüllen, obwohl die Voraussetzungen vielversprechend waren. Erneut arbeitete er mit Julianne Moore zusammen, die seinen vielschichtigen Frauenfiguren in CAROL und DEM HIMMEL SO FERN bisher mühelos die nötige Tiefe verleihen konnte. Diesmal blieb sie ein wenig blass und nur die spannungsreiche Konfrontation mit ihrer Filmpartnerin Natalie Portman verleiht dem Film das nötige Profil.

Die Handlung ist lose angelehnt an einen mehr als zwanzig Jahre zurückliegenden Fall: Die Lehrerin Mary Kay Letourneau wurde damals für ihr sexuelles Verhältnis zu einem ihrer 12-jährigen Schüler zu einer Gefängnisstrafe verurteilt, heiratete ihn nach seiner Volljährigkeit und bekam mehrere Kinder mit ihm. Ihre Ehe hielt 14 Jahre. In MAY DECEMBER heißt Letourneau nun Gracie Atherton-Yoo und der Film setzt ein, als das Paar seine Zwillinge gerade auf die High School vorbereitet. Gleichzeitig hat sich der Filmstar Elizabeth Berry bei ihnen angekündigt, die Gracie und ihren Fall in einem Indie-Film verkörpern soll und zur Vorbereitung auf ihre Rolle eine Weile mit der Familie zusammen leben darf. 

Leider gelingt es Haynes nicht, das sich aus dieser Konstellation ergebende Potential auszuschöpfen. Weder kann er mit einer stimmigen und detailverliebten Ausstattung wie in DEM HIMMEL SO NAH punkten, noch rührt sein Film an gesellschaftlichen Schranken. Vielmehr wird die Beziehung zwischen den beiden Frauen zu einer Art Zweikampf um die psychologische Deutungshoheit dieses Falls, weshalb der Filmstar weniger daran interessiert ist, die emotionale Zerrissenheit Gracies darzustellen, als mit kriminalistischem Elan in ihrer Vergangenheit zu wühlen, um ihre Beweggründe aufzuklären. 

Szene aus Elements

Szene aus Elements

Als Abschlussfilm war ELEMENTAL (Walt Disney) zu sehen, der bereits viele Vorschusslorbeeren eingesammelt hat, stand er doch in einer Tradition von Pixar-Animationsfilmen wie SOUL, INSIDE OUT und UP, die alle hier mit großer Beachtung uraufgeführt wurden. Leider konnte auch er die großen Erwartungen nicht einlösen. Aus den Elementen Erde, Luft, Feuer und Wasser entwickelt Peter Sohn mit seinem Team animierte Wesen, die allesamt die fiktive Stadt Element City bewohnen. Hier leben Ember, eine furchtlose und schlagfertige junge Frau mit starker Persönlichkeit, die ihrem Vater in dessen Ladengeschäft hilft. Sie soll es übernehmen, sobald sie gelernt hat, ihr Temperament zu zügeln, das öfter mal mit ihr durchgeht. Das kann dann auch mal brenzlig werden, denn Ember ist ein Feuerwesen und wird als Flamme dargestellt. Diese Gruppe der Bewohner hat mit allerlei Vorurteilen zu kämpfen und lebt eher am Stadtrand. Doch als ihrem Laden die Konzession entzogen werden soll, macht sich Ember auf in die City, um für das Lebenswerk ihres Vaters zu kämpfen. Im Rathaus trifft sie auf das Wasserwesen Wade, einen gefühlvollen, lebenslustigen Jungen, der als Wassertropfen dargestellt wird. Eigentlich ist er einer der wenigen, der sich keine Sorgen um Embers feurige Auftritte machen muss und dennoch anfangs nur schwer mit ihrer direkten Art umgehen kann. Doch dank ihres entwaffnenden Charmes schließen die beiden Freundschaft und kämpfen fortan gemeinsam um Embers Zukunft. Leider sind weder die Story, noch die gezeichneten Figuren so phantasievoll und mitreißend wie erwartet, so dass der Film zwar als Familienkino taugt, darüber hinaus aber keine Akzente zu setzen vermag.

Black Flies

Sean Penn und Tye Sheridan

Den letzten amerikanischen Film im Wettbewerb steuerte der französische Regisseur Jean-Stéphane Sauvaire mit BLACK FLIES (Square One) bei. Sean Penn spielt hier den erfahrenen Notfallhelfer Rutkovsky, dem der Medizinstudent Ollie Cross (Tye Sheridan) als Praktikant zugeteilt wird. Gemeinsam fahren sie mit dem Rettungswagen durch die Straßen von New York und werden in anziehender Geschwindigkeit zu immer neuen Fällen und zu den prekärsten Orten gerufen. Hier behandeln sie nicht nur die unterschiedlichsten medizinischen Notfälle, sondern müssen auch auf der Hut vor der überall lauernden Gewalt sein. Feingeistigkeit ist hier fehl am Platze, und so wird Cross schnell als Greenhorn abgestempelt, über das sich seine Kollegen mit reichlich derben Späßen gerne lustig machen. Irgendwie müssen die täglichen Erlebnisse bewältigt werden, und ruhig schlafen kann von ihnen keiner mehr. Um hier bestehen zu können, braucht man nicht nur medizinische Fachkenntnisse, sondern muss auch die Sprache der Straße beherrschen. Jeder von ihnen weiß sich selbst zu schützen, und niemand ist dabei sonderlich zimperlich.
Irgendwie ist BLACK FLIES eine Art Update von Martin Scorseses BRINGING OUT THE DEAD (1999), in dem Nicolas Cage als Rettungssanitäter drei Nächte in Manhattan durchlebt, die ihn beinahe um den Verstand bringen. Was damals schon schwer erträglich war, intensiviert Regisseur Sauvaireer mit Temposteigerungen, heftigen Schnitten und einem Soundtrack, der an den Nerven des Zuschauers zerrt. Schließlich wird klar, dass dieser Job wohl kein normaler Mensch freiwillig machen würde, doch die medizinischen Notfall-Engel haben auch eine diabolische Seite: Sie wirken wie auf Droge, meistern eine Herausforderung nach der anderen und fühlen sich wie Herren über Leben und Tod. Leider gerät der Schluss des Films etwas schwülstig, wirkt die Philosophie dieser Rettungssanitäter doch etwas aufgesetzt. Auch das politische und gesellschaftliche Versagen wird nicht wirklich thematisiert, obwohl am Ende schon klar wird, dass  auch die Notfallhelfer Opfer sind, Opfer ihres Jobs, Opfer des Gesundheitssystems und Opfer der Gesellschaft. Doch ihnen hilft niemand. 

Die Crew von Firebrand mit Alicia Vikander und Jude Law

Die Crew von Firebrand mit Alicia Vikander und Jude Law

Auch der britische Beitrag FIREBRAND vom brasilianischen Regisseur Karim Aïnouz konnte nicht punkten. Er spielt am Hofe  Heinrichs VIII. und ist gleichzeitig Historienfilm und Biopic über dessen letzte Frau Catherine Parr. Sie führt erfolgreich die Staatsgeschäfte, während ihr Gatte in Frankreich Krieg führt. Doch als der verletzt mit entzündetem Bein zurückkehrt, fällt sie bald in Ungnade. So beginnt ein tödlicher Wettlauf:  Während Heinrich dahinsiecht und mit dem Tod kämpft, werden am Hofe alle möglichen Intrigen geschmiedet, um zu verhindern, dass Catherine auf den Thron kommt. Am Ende schafft sie es dann – dank eines ziemlich freien und spekulativen Drehbuchs – alle Intrigen zu beenden, ihren Kopf zu retten und Heinrichs Sohn Edward, für dessen Erziehung sie zuständig war, die Thronfolge zu sichern.
Obwohl der Film in die atmosphärische Düsternis eines Landes getaucht ist, das von der Pest heimgesucht wurde und unter tyrannischer Herrschaft stand, ist er prächtig ausgestattet und mit Alicia Vikander und Jude Law hervorragend besetzt. So bietet er alles, um sowohl als Period Pic, wie auch als Biopic Akzente zu setzen, scheitert aber an einem wenig akkuraten Drehbuch, das insbesondere Catherine Parr nicht gerecht wird.

A Brighter Tomorrow

Nanni Moretti in einer Szene von A brighter tomorrow

Keine großen Erwartungen hatte man an den neuen Film von Nanni Moretti, eher naserümpfend hatte man zur Kenntnis genommen, dass er es wieder einmal in den Wettbewerb geschafft hat, nachdem er im letzten Jahr hier mit DREI ETAGEN durchgefallen ist. Sein neuer Film heißt A BRIGHTER TOMORROW und natürlich spielt Moretti wieder selbst die Hauptrolle. Dass er in seinen Filmen stets selbst im Mittelpunkt steht, ist ja nichts Neues und hat einmal großartig angefangen, als er als junger Mann in CARO DIARIO mit der Vespa durch das sommerlich verlassene Rom düste und uns seine Heimatstadt vorstellte. Seitdem sind wir in vielen seiner Filme mit ihm durch die Ups und Downs seines Lebens gegangen. Das war oft ein wenig selbstherrlich und später dann mehr und mehr wehleidig, bis zum bisherigen Tiefpunkt DREI ETAGEN, wo ihn  wohl die Corona-Lethargie befallen hatte. 

In seinem neuen Film kann er sich aus dieser Lethargie befreien. Anfangs hadert er mit Gott und der Welt, schimpft auf Netflix und steht als ewiger Besserwisser im Mittelpunkt. Er spielt einen Regisseur, der mit seiner Pedanterie Cast und Crew um den Verstand bringt, er mischt sich ein in die Dreharbeiten eines jungen Kollegen, quatscht seiner Tochter in ihre erste Liebesbeziehung rein und merkt gar nicht, dass seine Frau der ewigen Nörgeleien überdrüssig, die Scheidung einreichen will. Wie immer kreisen wir einen ganzen Film lang um das Innenleben Morettis, doch diesmal zeigt sein Film einen deutlich ironischen Charakter, als wollte er sagen: Nehmt mich bloß nicht ernst, das mache ich lieber selber. Am Ende sieht er dann ein, dass all der Verdruss nichts bringt und schaut mit Vertrauen positiv in die Zukunft. Spätestens dann weht ein Hauch von Weisheit durch seinen Film.

Alba und Alice Rohrwacher mit ihren Hauptdarstellern beim Photo Call von La Chimera

Alba und Alice Rohrwacher mit ihren Hauptdarstellern beim Photo Call von La Chimera

Mit LA CHIMERA (Piffl) vollendet Alice Rohrwacher ihre lose Trilogie über das Landleben in ihrer Heimat Etrurien – nach LAND DER WUNDER und GLÜCKLICH WIE LAZZARO.
Der Engländer Arthur lebt in Italien und hat eine ganz spezielle Gabe. Mit Hilfe einer Wünschelrute kann er unterirdische Grabkammern aufspüren. Er hat sich einer Gruppe italienischer Grabräuber angeschlossen, die nach verborgenen Schätzen der Etrusker sucht. Diese gaben ihren Toten wertvolle Vasen oder Skulpturen mit auf den Weg in das Jenseits. Doch Arthur ist nicht vornehmlich an Reichtum interessiert, sondern hofft in den Gräbern den Weg in die Unterwelt und damit auch zu seiner jüngst verstorbenen Liebe Beniamina zu finden.
Im Gegensatz zu den Vorgängern mangelt es der Erzählstruktur hier ein wenig an Stringenz. Ein Händchen hat die Regisseurin allerdings für stimmige Bilder und Locations mit ganz eigenem Charakter, wie etwa ein heruntergekommener ehemals aber prunkvoller Landsitz, in dem Isabella Rossellini als Arthurs Schwiegermutter residiert und nicht wahrhaben will, dass ihre Tochter verstorben ist. Rohrwacher vereint in LA CHIMERA Geschichte, Mythologie und Gegenwart und erweist ihrer italienischen Heimat erneut eine liebevolle Referenz. 

Szene aus Kidnapped

Szene aus Kidnapped

Marco Bellocchio erzählt in KIDNAPPED (Pandora) die wahre Geschichte des jüdischen Jungen Edgardo Mortara aus Bologna, der 1858 von einer Hausangestellten heimlich getauft wurde. Als er sechs Jahre alt ist, wird er auf Geheiß von Papst Pius IX. seiner Familie entrissen und in den Vatikan verschleppt, um seine christliche Erziehung sicherzustellen. Der langjährige Kampf seiner Eltern um die Befreiung ihres Sohnes ist zunächst aussichtslos, erst als der Befreiungskämpfer Garibaldi vor den Toren Roms steht, gelingt mit dem Durchbruch an der Porta Pia auch die Befreiung des inzwischen 18-jährigen Jungen, der jedoch längst dem Papst völlig ergeben ist.
Bellocchio inszeniert diese Geschichte am historischen Wendepunkt Italiens als großes kirchenpolitisches Drama um die Vormachtstellung des Papstes gegen die neuen demokratischen Kräfte der italienischen Einigung. Obwohl der inzwischen 83-jährige Bellocchio diesen historischen Konflikt  auf ein persönliches Drama herunterbricht, entwickelt es keine emotionale Kraft, sondern bleibt auf dem Niveau von Geschichtsschreibung stehen. Die ist allerdings so ungeheuerlich, dass es sich lohnt, sie zu erzählen.

Cate Blanchett in The New Boy

Cate Blanchett in The New Boy

Um christliche Erziehung geht es auch in THE NEW BOY von Warwick Thornton (SAMSON & DELILAH), produziert von Cate Blanchett und ihrem Mann Andrew Upton, in dem die Oscar- Preisträgerin auch die Hauptrolle übernommen hat. Der Film spielt in den vierziger Jahren in den australischen Outbacks, fernab des Krieges, der in Europa tobt. Am Anfang sehen wir, wie ein Aborigine-Junge quer durch die Wüste von der Polizei gejagt, aufgegriffen und in ein klösterliches Waisenhaus gebracht wird. Dort wird er liebevoll aufgenommen von dessen Leiterin Sister Eileen, die den Waisen das Christentum näher bringen will. Der Junge erweist sich jedoch als ein ganz besonderes Kind mit magischen Fähigkeiten, die Sister Eileens Weltbild und Glauben herausfordern. Warwick Thorntons religiöse Bildsprache gepaart mit der ätherischen Musik von Nick Cave und Warren Ellis verleiht dem Film einen magischen Realismus. Trotz einiger Längen vermag er dank der starken Leistung seiner Hauptdarsteller, Cate Blanchett und der neunjährige Laiendarsteller Aswan Reid, zu faszinieren.

 

Jessica Hausner und Mia Wasikowski (v.l.)

Jessica Hausner und Mia Wasikowski (v.l.)

 

Wie schon in LITTLE JOE erzählt Jessica Hausner in CLUB ZERO (Neue Visionen) eine sehr eigenwillige Geschichte mit Hang zum Psychothriller. Diesmal ist es nicht eine Pflanze, die durch ihren Duft menschliches Verhalten verändert, sondern Mia Wasikowski als Lehrerin, die ein neues Schulfach anbietet: Es geht um Bewusstes Essen, in dem sie ihre Schüler lehrt, herkömmliche Verhaltensnormen in Frage zu stellen und mit ihnen zu brechen. Ziel ist es nicht länger, den Eltern und Ärzten zu glauben, dass man essen muss, sondern sich diesem Zwang zu entziehen und sich so vom Diktat der Lebensmittel- und Konsumindustrie zu emanzipieren. Wer am Ende gar nicht mehr essen muss, hat die höchste Stufe der Unabhängigkeit erreicht und wird in den Club Zero aufgenommen.
Haussner inszeniert ihre Groteske ähnlich tableauhaft wie Wes Anderson und lässt die  Schülerinnen und Schüler ihre schrägen Thesen vom ‘vomit eating’ in hypermodernen Räumen, die aus einem Jacques Tati-Film stammen könnten, vortragen. So richtig wohlwollend wurde ihr geradezu surrealer Film nicht aufgenommen, dabei lässt er sich gut als Metapher auf eine Generation lesen, die lieber auf irgendwelche Influencer als auf Schulwissen oder ihre Eltern hört. Irgendwie passt das in eine Zeit von Fake News und Verschwörungstheorien.

Szene aus Homecoming

Szene aus Homecoming

Vor zwei Jahren hat Catherine Corsini in Cannes die Queer Palm für ihren Film LE FRACTURE – IN BESTEN HÄNDEN gewonnen, der die Gespaltenheit der französischen Gesellschaft zum Thema hatte. In HOMECOMING (LE RETOUR) erzählt sie nun von Khédidja, einer Schwarzafrikanerin, die für eine reiche Familie in Paris als Hausangestellte arbeitet. Als man ihr das Angebot macht, mit ihren beiden Töchtern für einen Sommer mit nach Korsika zu kommen und auf die Kinder ihrer Arbeitgeber aufzupassen, nimmt sie gerne an, denn hier sind ihre Töchter zur Welt gekommen. Ihr weißer französischer Ehemann kam aber früh bei einem Unfall ums Leben. Damals gab man Khédidja eine Mitschuld. Von einem auf den anderen Tag war sie nicht mehr willkommen und musste sich mit ihren Kindern allein bis nach Paris durchschlagen.
Dieser Sommer wird für sie zu einem Wiedersehen mit Freunden und Feinden, das allerlei Erinnerungen an eine Vergangenheit wachruft, die sie heute aus einer anderen Perspektive sehen kann. Ihre Kinder finden hier die Orte und Begebenheiten, die sie bisher nur aus den Erzählungen der Mutter kennen. Sie beginnen sich Gedanken über ihre Vergangenheit und Herkunft zu machen. Während sie an der Oberfläche der von ihrer Mutter erzählten Familiengeschichte kratzen, entdecken sie, wer sie wirklich sind. 

Szene aus Last Summer

Szene aus Last Summer

Catherine Breillat erzählt in LAST SUMMER von der erfolgreichen Anwältin Anne, die zusammen mit ihrem deutlich älteren Mann Pierre und ihren beiden Töchtern in einer mondänen Villa vor den Toren Paris lebt. Eines Tages bringt Pierre seinen Stiefsohn mit, den er immer vernachlässigt hat und dem er nun mehr Aufmerksamkeit schenken will und ihn bei sich wohnen lässt. Zwischen Anne und dem jungen Mann entwickelt sich eine Affäre, die vielleicht noch theoretisch nachvollziehbar ist. Der junge Mann, der gerne mit freiem Oberkörper herumläuft, weckt Begehrlichkeiten in ihr, die sie lange nicht mehr verspürt hat und die ihr Mann längst nicht mehr befriedigen kann. Natürlich fliegt die Affäre auf und nach einem längeren Gespräch mit seinem Sohn stellt Pierre seine Frau zur Rede. Doch Anne erweist sich gewiefter als gedacht und beschuldigt den Sohn, alles erfunden zu haben, um sich in den Mittelpunkt zu spielen. So bringt sie ihren Mann in einen Gewissenskonflikt und verlangt von ihm, sich zu entscheiden, wem er glauben will.
LAST SUMMER ist ein Remake des dänischen Erotik-Thrillers KÖNIGIN (2019) und funktioniert bestenfalls auf der Ebene eines Thrillers. Obwohl in Catherine Breillats Büchern und Filmen oft die sexuelle Identität der Frau im Mittelpunkt steht und sie sich mit der expliziten Darstellung von Sexualität viele kontroverse Diskussionen einhandelte, verbleibt LAST SUMMER an der Oberfläche. Vieles wirkt behauptet und nur auf der Suche nach einem veritablen Skandal, als dass eine emotionale Dichte hergestellt und in die emotionale Welt der Protagonistin eingebrochen oder gar an gesellschaftlichen Moralvorstellungen gerüttelt würde.

Szene aus La Règne Animal

Szene aus La Règne Animal

 

Außerhalb des Wettbewerbs haben wir noch einige Filme gesehen, die hier noch erwähnt werden sollen. So etwa LE RÈGNE ANIMAL, der die Un Certain Regard eröffnete. In dieser Fantasy-Dystopie, die entfernt an THE LOBSTER von Giorgos Lanthimos erinnert, befällt ein Virus die Menschen und verwandelt sie in Tiere, gerne auch in Spezies, die längst ausgestorben sind. Als eine der ersten erwischt es die Ehefrau von François (Romain Duris), die sich in einen Bären verwandelt und in den nahegelegenen Wald flüchtet. Zusammen mit seinem Sohn macht er sich auf die Suche nach ihr, doch dort befindet sich bereits die halbe Nachbarschaft und es werden immer mehr…

Ökothriller oder Fantasy-Dystopie? Thomas Cailleys humorvoller Film geht dem amüsanten Gedanken nach, dass die Rache der Natur darin bestehen könnte, dass sie uns peu à peu in all die Spezies verwandelt, die wir in den letzten Jahrhunderten ausgelöscht haben. 

Szene aus Hopeless

Szene aus Hopeless

Neben den vielen bekannten Namen waren aber auch wieder einige Newcomer dabei,  zum Beispiel der Koreaner Kim Chang-Hoon: HOPELESS spielt in einer fiktiven südkoreanischen Stadt namens Myeongan, in der Gewalt und Hoffnungslosigkeit herrschen, ein Setting, das dem Titel des Films alle Ehre macht und macht selbst vor  Familien nicht halt: So wird Yeon-Kyu immer wieder von seinem alkoholkranken geschlagen. Als er eine große Narbe behält, wird er deswegen sogar bei seinem Job als Restauranthilfe entlassen. Auch seine Mutter und Stiefschwester (gespielt von der K-Pop-Sängerin BIBI) können ihm nicht helfen. Insgeheim träumt er davon, in die Niederlande auszuwandern. Um seine Pläne finanzieren zu können, heuert er bei einer Bande an, die ihr Geld durch Motorraddiebstahl und Kreditwucherei verdient. Doch zunehmend plagt ihn sein schlechtes Gewissen.
Ein durchaus beachtliches Debüt, das stellenweise jedoch ein wenig zu brutal daherkommt. Auch könnten die Nebenfiguren vielschichtiger gezeichnet sein. Immerhin gelingt es ihm, die Spannung zu halten und uns mit dem 17-jährigen Protagonisten mitfühlen zu lassen. Eingeflochten in den Plot werden auch politische Elemente, die jedoch nur am Rande verfolgt werden, etwa wenn die Bande Einfluss auf die Wahl eines Politikers nimmt.

Banel und Adama

Banel und Adama

Ein weiteres Debüt gab Ramata-Toulaye Sy mit seinem Film BANEL UND ADAMA, dem ersten senegalesischen Film im Wettbewerb von Cannes. Erzählt wird die Liebesgeschichte des titelgebenden Paares. Banel ist leidenschaftlich und impulsiv, Adama eher ruhig und besonnen. Beide sind fast noch Teenager. Banel möchte mit Adama lieber fernab des Dorfes leben, doch da Adama als künftiger Anführer des Dorfes auserkoren ist, ist das nicht vorgesehen und verursacht Chaos. Zudem plagt eine schlimme Dürre das Dorf, das Vieh stirbt und die beiden Liebenden müssen sich entscheiden, welche Prioritäten sie setzen wollen. Der Film beeindruckt durch schöne Bilder, wirkt aber insgesamt etwas unausgegoren.

Szene aus Goodbye Julia

Szene aus Goodbye Julia

Nicht nur ein Erstlingswerk, sondern auch der erste Film aus dem Sudan im Line-up der Filmfestspiele ist GOODBYE JULIA. Er entfaltet ein Drama vor dem Hintergrund eines gespaltenen und sich seit 20 Jahren im Bürgerkrieg befindenden Landes auf dem Weg zur Segregation des Südsudans. Die Handlung spielt 2005 in der Hauptstadt Khartoum, springt aber im Laufe der Geschichte in das Jahr 2010. Der Film wurde von der Film- und Medienstiftung NRW gefördert und mit dem Friedenspreis ausgezeichnet.
Regisseur Mohamed Kordofani erzählt von Mona, einer arabischstämmigen Frau aus dem Norden, die mit dem Auto ihres Mannes Akram unterwegs ist und dabei einen kleinen Jungen anfährt. Voller Panik ergreift sie die Flucht, als der Vater des Kindes, der den Unfall mitbekommen hat, sie beschimpft und auffordert, anzuhalten. Santino verfolgt sie auf dem Motorrad bis nach Hause. Ihr Mann hält den wütenden Schwarzafrikaner  für eine Bedrohung und erschießt ihn, als er versucht, in sein Haus einzudringen. Der Fall wird als Notwehr eingeordnet. Doch Mona ist voller Schuldgefühle und nimmt heimlich Kontakt auf mit der ahnungslosen Ehefrau des Getöteten, ohne die Hintergründe aufzuklären. Sie macht ihr ein Angebot, mit ihrem Sohn bei ihr zu wohnen und als Hausmädchen zu arbeiten. Julia nimmt an und zwischen beiden entwickelt sich so etwas wie Freundschaft. Mona schickt den kleinen Danny sogar auf eine Privatschule, später macht er eine Schreinerlehre bei Akram. Julia sucht jedoch weiterhin nach dem Verbleib ihres Mannes, da sie nicht glauben kann, dass er sie verlassen hat. Kordofani schöpfte beim Drehbuch aus Erfahrungen im Haushalt seiner Eltern, die eine Reihe von Dienstboten aus dem Süden beschäftigten. Er bringt uns anhand eines Einzelschicksals ein filmisch weitgehend unbekanntes Land näher, zerrissen von Bürgerkrieg und Rassismus, und plädiert dabei deutlich für Koexistenz und Toleranz. Die Diskussionen zwischen Mona und Akram dienen dabei als Grundlage.

Szene aus Lost in the Night

Szene aus Lost in the Night

Ein weiterer von der Filmstiftung NRW geförderter Film war LOST IN THE NIGHT. Eine Aktivistin, die sich gegen den Bau einer Mine einsetzt, wird von korrupten Polizisten entführt und verschwindet spurlos. Ihr Sohn Emilio gibt auch Jahre später die Suche nicht auf. Die reiche Familie Aldama erscheint ihm verdächtig, und so schleicht er sich dort als eine Art Hausmeister ein. An seiner Seite ist seine Freundin, mit der er die erste Liebe entdeckt. Das Oberhaupt der Familie ist ein bekannter Künstler, seine Frau ein TV-Starlet und die Tochter im Teenageralter auf Instagram erfolgreich. Im Gegensatz zu Escalantes Werk HELI  brodelt zwar auch hier die Gewalt an der Oberfläche, bricht aber nur selten aus. Der Spannungsbogen wird gehalten, obwohl der Zuschauer wissensmäßig den Protagonisten voraus ist. Die Klassenunterschiede werden herausgearbeitet, aber nicht zu einem einfachen Schwarz-Weiß-Schema zugespitzt. Eine Mischung aus Thriller, Familiendrama und Gesellschaftsporträt mit vielen Handlungssträngen, die allerdings nicht immer optimal zusammengeführt werden.
Auch wenn die meisten Journalisten den diesjährigen Jahrgang als ausgesprochen ergiebig ansahen, hatten wir eher den Eindruck eines durchschnittlichen Wettbewerbs, in dem insbesondere die großen Namen enttäuschten, während die kleineren Filme  durchaus ansprechend und künstlerisch wertvoll waren, aber sicherlich nicht für einen Zuschauerandrang wie beispielsweise bei TRILOGIE OF SADNESS im letzten Jahr sorgen werden. Erstaunlicherweise waren wir in diesem Jahr mit den meisten Jury-Entscheidungen d’accord.

Benoît Magimel und Juliette Binoche in Le Pot-a-Feu

Benoît Magimel und Juliette Binoche in Le Pot-a-Feu

So zum Beispiel mit dem Preis für die Beste Regie, der an den französisch-vietnamesischen Regisseur Tran Anh Hun ging, der hier in Cannes vor über dreißig Jahren mit DER DUFT DER GRÜNEN PAPAYA debütierte und gleich mit der Caméra d’Or für das Beste Erstlingswerk ausgezeichnet wurde. Mit THE POT-A-FEU (Weltkino) trat er diesmal im Wettbewerb an. Er ist über all die Jahre seinem Sujet treu geblieben, auch wenn er sein exotisches Flair eingebüßt und einen durch und durch französischen Film vorgelegt hat. Benoît Magimel spielt hier im Frankreich des 19. Jahrhunderts den berühmten Gourmet Dodin Bouffant, der unsterblich in seine langjährige Köchin Eugénie (Juliette Binoche) verliebt ist. Doch zum Vollzug dieser Liebe kommt es eigentlich nie, da die beiden unentwegt mit Kochen beschäftigt sind.
Tran Anh Hun schwelgt geradezu in einer pittoresken Küchenausstattung ohne Strom und ohne fließend Wasser, dafür mit unzähligen Kupferpfannen und anderen Utensilien, die wir fortan über zwei Stunden in Aktion sehen. Wir schauen den beiden zu, wie sie frische Lebensmittel im Garten ernten, sie in der Küche vorbereiten, um sie in scheinbar endlosen Prozeduren zu wahren Köstlichkeiten zu verarbeiten. Eine Ode an die französische Küche, die einen vergessen lässt, dass Hun gar keine Geschichte erzählt, sondern ausschließlich damit beschäftigt ist, uns das Wasser im Mund zusammenlaufen zu lassen. Damit erinnert er an CHOCOLAT, der ähnliche Qualitäten hatte und zu einem veritablen Programmkino-Erfolg wurde.

Vincent Macaigne als Pierre Bonnard

Vincent Macaigne als Pierre Bonnard

 

Ähnlich verspielt und altmodisch ist auch BONNARD, PIERRE AND MARTHE, der als Cannes Premiere außerhalb des Wettbewerbs zu sehen war. Pierre Bonnard (Vincent Macaigne) wäre nicht der Maler, den jeder kennt ohne seine rätselhafte Frau Martha (Cécile de France), die in einem Drittel seiner Werke vorkommt. Kennen gelernt hat er sie in Paris, wo er sie auf der Strasse angesprochen und gefragt hat, ob sie ihm Modell stehen wolle und die seine lebenslange Muse wurde. Später begann auch sie mit dem Malen, doch da hatte Bonnard schon eine viel jüngere Frau aufgetrieben, mit der er sich eine ménages à trois  vorstellte.
Leider versteift sich Provost, der mit SERAFINE bewiesen hat, dass er ein Händchen für Künstlerportraits hat, zu sehr auf Bonnards Frauengeschichten und kann das Verhältnis nur wenig mit Leben anfüllen. Zu wenig erfahren wir über den Künstler, seine Herkunft und seine Bedeutung.

Szene aus Rosalie

Szene aus Rosalie

Eine moralische Geschichte aus dem 19. Jahrhundert erzählt auch ROSALIE von Stéphanie di Giusto, die in der Un Certain Regard zu sehen war. Benoît Magimel spielt den verschuldeten Cafe-Besitzer Abel, der die schüchterne und gutaussehende Rosalie heiratet. Er tut dies nicht aus Liebe, kennt sie nicht einmal, sondern nur wegen der Mitgift. Als er sich in der Hochzeitsnacht seiner Frau nähern will, stellt er fest, dass sie am ganzen Körper stark behaart ist und weist sie ab. Doch Rosalie, die nicht in einer Freakshow enden will und von einem ganz normalen Familienleben mit vielen Kindern träumt, findet immer wieder Wege, Abels Mitleid oder Anerkennung herauszufordern. Sie erweist sich als Hilfe im verschuldeten Betrieb, ist sehr geschäftstüchtig und geht schließlich mit einem Gast die Wette ein, dass sie sich in drei Wochen einen prächtigen Vollbart wachsen lassen könne. Zum Tag der Wetteinlösung ist das Cafe rappelvoll, und das soll auch erst einmal so bleiben, denn die Neugier der Gäste ist stärker als ihre moralischen Vorurteile. Doch natürlich gibt es auch Neider im Dorf, die den beiden immer wieder das Leben schwer machen. Als Rosalie Fotos mit Bart von sich machen lässt, entpuppen die sich als Verkaufsschlager, erst als sie sich zu Erotik-Fotos überreden lässt, begehrt die Volksseele auf.
Stéphanie di Giusto zeigte vor sieben Jahren ihr Erstlingswerk THE DANCER in der Un Certain Regard. Das Zeit- und Künstler-Porträt über die amerikanische Tänzerin Loïe Fuller, die zur gleichen Zeit in Paris Karriere machte, zeichnet eine Handschrift aus, die auch in ihrem neuen Film wiedererkennbar ist. ROSALIE geht aber über ein Biopic und ein Gesellschaftsporträt hinaus. Di Giusto stellt Genderfragen, die damals niemand hätte stellen können. Dafür hätte es nicht einmal die nötigen Worte gegeben und auch wenn der Doktor Rosalies Andersartigkeit wissenschaftlich korrekt beschreibt, gibt es im Volksmund hierfür nur Vorurteile und Ablehnung, die alles damalige Wissen negiert. 

Szene aus Fallende Blätter

Szene aus Fallende Blätter

Auch Aki Kaurismäki war noch einmal im Wettbewerb dabei und fügte seiner Arbeiter-Trilogie, mit der Ende der 1980er Jahre seine Karriere begann, nun als Alterswerk einen vierten Teil hinzu. In FALLENDE BLÄTTER (Pandora) erzählt er eine gewohnt lakonische Liebesgeschichte, gespickt mit vielen Zitaten aus der Filmgeschichte. Doch die beiden Liebenden kommen nicht so recht zusammen, eine verlegte Telefonnummer, ein Name, nach dem man nicht gefragt hat und ein Job, der längst gekündigt ist, verhindert ein Wiedersehen. Es ist eine Mischung aus Pech und Ungeschicktheit, die hier zu der gleichen Lethargie führt wie schon vor über dreißig Jahren. Da lässt selbst der Hund auf dem Sofa den Kopf hängen, zumal im Fernsehen ohnehin nur Kriegsberichte aus der Ukraine laufen.
“Eigentlich wollte ich gar keine Tragikomödie machen, da das Leben derzeit eh viel zu tragisch ist,” erzählte Kaurismäki gut gelaunt in Cannes, “aber dann habe ich zwei Wochen lang auf dem Sofa gesessen und die Wand angestarrt und festgestellt, dass das auch nichts bringt.” Und so kam er auf die Idee, einen vierten Teil seiner Arbeiter-Trilogie zu drehen. Die unterscheidet sich zwar nicht in der lakonischen Erzählweise, wartet dafür aber mit neuen Schauspielern auf. Außerdem fügt er viele Zitate aus Filmen hinzu, die es damals noch gar nicht gegeben hat. So hat er zwar einen Film im alten Stil gedreht, dabei aber die Perspektive umgekehrt. Damals brachte es genauso wenig nach vorn wie heute zurückzuschauen. Er ist und bleibt halt der Meister der Lakonie und wurde mit dem Preis der Jury geehrt.

Die beiden Protagonisten aus Monster

Die beiden Protagonisten aus Monster

Hirokazu Kore-Edas Filme drehten sich schon immer um Familie und Moral, zuletzt transportierte er das Thema sogar nach Europa, wo er in LA VÉRITÉ Catherine Deneuve und Juliette Binoche als Mutter und Tochter aufeinanderprallen ließ, nachdem er in SHOPLIFTERS den Familienbegriff derart erweitert hatte, dass hier niemand mehr miteinander verwandt ist. Auch in seinem neuen Film MONSTER (Wild Bunch/Plaion) variiert er dieses Thema und erzählt von der alleinerziehenden Mutter Saori, der das Verhalten ihres Sohnes Minato in letzter Zeit komisch vorkommt. Ein wenig erinnert der Film an Lukas Dhonts CLOSE, der im letzten Jahr in Cannes zu sehen war. Auch hier geht es um zwei zehnjährige Jungen, deren Affinität zueinander zu groß ist, als dass sie nicht von ihrer Umwelt und ihnen selbst als ungewöhnlich wahrgenommen würde. Während den beiden nicht so ganz klar ist, was da gerade mit Ihnen geschieht, ist der eine schon zum Mobbing-Opfer in der Schule geworden, und dem anderen droht Gleiches, wenn er sich mit seinem Freund solidarisiert. Ein schmerzhaftes Unterfangen, immer wieder entscheiden zu müssen, ob er dem Freund hilft oder ihn verrät. Auch dem Lehrer ist das Problem schon aufgefallen und das Kollegium inklusive Schulleiterin ist informiert. Gemeinsam versuchen sie den Jungs zu helfen, doch dem machen die Eltern unbewusst ein Ende. Während der Vater des einen schon erzieherische Maßnahmen eingeleitet hat, um das Monster in seinem Sohn zu vertreiben, ist Saori komplett ahnungslos. In der Schule will man ihr keinen reinen Wein einschenken, sondern versteckt sich hinter der moralischen Etikette und Höflichkeitsfloskeln.
Ähnlich wie in Akira Kurosawas RASHOMON erzählt Kore-Eda die Geschichte aus drei Perspektiven, nur dass es hier nicht um Wahrheit geht, sondern um Missverständnisse, die aus fragwürdigen Moralvorstellungen heraus entstehen. Zuerst zeigt er die Geschichte aus der Sicht der ahnungslosen, aber fürsorglichen Mutter und macht so auch den Zuschauer mit einer Geschichte bekannt, die er zunächst nicht verstehen kann. Die Perspektive des Lehrers bringt dann schon mehr Klarheit und zuletzt erzählen die beiden Kinder selbst ihre Geschichte, die dann eine tragische Dimension erreicht. Völlig zu Recht erhielt Kore-Eda eine Silberne Palme für das Beste Drehbuch.

Koji Yakusho als Hirayama in Perfect Days

Koji Yakusho als Hirayama in Perfect Days

Auch Wim Wenders hat es mit seinem neuen Film PERFECT DAYS (DCM) nach Japan verschlagen. Hier folgt er in dokumentarischer Manier Hirayama, der von Koji Yakusho gespielt wird, der als Bester Darsteller ausgezeichnet wurde. Hirayama lebt in einem winzigen Mikroapartment in Tokio. Viel mehr als sein Bett passt da gar nicht rein, der Badezimmerspiegel ist so klein, dass er immer nur einen Teil seines Gesichts sehen kann. Jeden Morgen fährt er mit dem Firmenwagen zur Arbeit. Er reinigt öffentliche Toilettenanlagen. Ein armseliges Leben? Könnte man meinen, aber er scheint mit sich im Reinen zu sein. Er hat einen jungen, unzuverlässigen Kollegen, mit dem er meist nur mit Mimik und Gestik kommuniziert. Überhaupt redet er nicht viel. Zum Mittagessen besucht er immer das gleiche Restaurant und reinigt sich nach der Arbeit in einem öffentlichen Bad. Eigentlich verläuft ein Tag wie der andere, aber Hirayama erfreut sich an den kleinen Dingen des Lebens. Im Auto hört er alte Tonbandkassetten mit Liedern von Leonard Cohen und Patti Smith, leiht sich in einer Buchhandlung für kleines Geld Bücher von Faulkner und Highsmith aus. Er liebt die Schattenbildern der Ahornblätter in Wind und Sonne, nimmt sie mit seiner alten analogen Kamera auf. Zuhause hat er einige kleine Ahorn-Setzlingen, die er täglich liebevoll mit Wasser besprüht. Einmal muss er seiner Nichte Asyl gewähren, weil die sich mit ihrer Mutter zerstritten hat, und am Ende trifft er auf den Exmann seiner Wirtin, der Krebs hat und sich bei seiner Ex-Frau entschuldigen wollte. Er dringt nicht mehr zu ihr durch und hinterlässt Hirayama sein Vermächtnis, auf dass er irgendwann einmal die Gelegenheit hat, es ihr zu erzählen.
Hirayama ist vielleicht nicht das Alter Ego von Wim Wenders, aber er liebt alles, was auch  Wenders liebt, ihm ist wichtig, was auch Wenders wichtig ist. Und obwohl kaum gesprochen wird, wirkt der Film eloquent und emotional berührend, irgendwie auch ein Vermächtnis. Das Vermächtnis eines Lebens nur für Kultur und Kino.

Eines der monumentalen Kunstwerke Anselm Kiefers

Eines der monumentalen Kunstwerke Anselm Kiefers

Nach jahrelanger Absenz des deutschen Films in Cannes, war Wenders gleich mit zwei Filmen am Start: Als Special Screening war die Künstler-Doku ANSELM (DCM) zu sehen. Nicht nur das 3D-Format erinnert an Wenders Verfilmung von Handke-Texten in DIE SCHÖNEN TAGE VON ARANJUEZ. Wie damals in dem verwunschen Garten streift Wenders hier mit der 3D-Kamera durch Anselm Kiefers Ateliers und Anwesen, die er in den vergangenen Jahrzehnten genutzt hat. Sie sind so riesig, dass er sie nur mit dem Fahrrad erschließen kann, um seine großformatigen Plastiken und Bilder u.a. mit geschmolzenem Metall und Schweißbrenner zu bearbeiten. Das ist ein gefundenes Fressen für die 3D-Kamera, und Wenders geht es nicht um ein Künstlerporträt im herkömmlichen Sinne, wie es 2011 Sophie Fiennes mit OVER YOUR CITIES GRASS WILL GROW über Kiefer gedreht hat. Er versucht seine Kunst zu begreifen, mit anderen Künsten zu verbinden und zu erschließen. So rezitiert er Ingeborg Bachmann und aus Celans „Todesfuge“, lässt den Beuys-Schüler über die Kunst philosophieren und versucht all dies mit kongenialer Musik in dreidimensionalen Sphären zusammenzuführen. Ein Kunstwerk von einem Film, das in Cannes viel Anerkennung erfuhr.

Szene aus About Dry Grasses

Szene aus About Dry Grasses

Auch Nuri Bilge Ceylan ist ein Cannes-Veteran, der schon mehrfach am Wettbewerb teilgenommen hat und 2014 die Goldene Palme für WINTERSCHLAF gewann. In der Regel zeichnen sich seine Filme schon durch ihre Überlänge aus, die sie oft sperrig fürs Kino machen. Auch ABOUT DRY GRASSES macht da keine Ausnahme. Er ist über drei Stunden lang und erzählt von Samet, einem jungen Lehrer, der in einem entlegenen Dorf in Anatolien Dienst schieben muss, bevor er zurück nach Istanbul darf. Er sitzt nun schon vier Jahre hier und seine Versetzung lässt immer noch auf sich warten. Eine neue Wendung nimmt der Film, als er auf eine Kollegin trifft, die bei einem Terroranschlag ein Bein verloren hat und trotzdem eine linke Aktivistin geblieben ist, ganz im Gegensatz zu ihrem apathischen Kollegen. Merve Dizdar spielt diese Lehrerin und als sie bei der Preisverleihung auf die Bühne gerufen wurde, um ihre Auszeichnung als Beste Darstellerin entgegenzunehmen, war die Überraschung nicht nur im Publikum groß, auch die türkische Schauspielerin war sichtlich überrascht und fand dennoch spontan die Worte, um ihren Preis allen Frauen in der Türkei zu widmen, die nicht aufhören, für ein besseres Leben zu kämpfen. Das brachte ihr in der Heimat viel Ärger ein. Hardliner bezichtigten sie, ihr Volk beleidigt zu haben, und Sprüche im Internet wie “Wir werden dich lehren, dein Volk zu respektieren” waren da wohl noch die harmlosesten. Im Nachhinein hat Ceylans Film eine traurige Relevanz bekommen, denn nach der Wiederwahl Erdogans stellt sich für viele junge Türken die Frage: resignieren, wegziehen oder weiterkämpfen? Selten spiegelte sich die Zerrissenheit eines Landes so deutlich im Glanz einer Silbernen Palme.
Trotzdem hatte kaum jemand Merve Dizdar als Gewinnerin gesehen, denn der heimliche Star des Festivals war in diesem Jahr Sandra Hüller. An sie und ihre Rolle in TONY ERDMANN konnte man sich noch gut erinnern und die amerikanische Presse schrieb sie schon vor dem Festival hoch zum Superstar, zumal sie und auch der Film 2016 leer ausgegangen sind. Diesmal spielte sie gleich in zwei Wettbewerbsfilmen und überzeugte einmal mehr mit ihrem intensiven Spiel und ihrer Wandelbarkeit, und dennoch wurde es wieder nichts mit einem Preis für sie. Doch diesmal gibt es einen nachvollziehbaren Grund, denn das Reglement besagt, dass jeder Film nur mit einem Preis ausgezeichnet werden darf und da beide Filme, in denen sie mitspielt, sogar Hauptpreise bekamen, musste sie leer ausgehen.

Trügerische Idylle - The Zone of Interest

Trügerische Idylle – The Zone of Interest

So gewann der Brite Jonathan Glazer, der in Cannes vor zehn Jahren mit UNDER THE SKIN debütierte, mit THE ZONE OF INTEREST (Leonine) den Großen Preis der Jury. In einer recht freien Romanverfilmung verlagert er den Schwerpunkt auf den Familientraum seiner Protagonisten: Rudolf Höss (Christian Friedel) Lagerkommandant von Auschwitz, und seine Frau Hedwig (Sandra Hüller) haben sich mit ihren fünf Kindern ein geräumiges Haus mit Gemüsegarten und Swimmingpool quasi im Schatten des Konzentrationslagers gebaut. Getrennt von einer Mauer können Sie die Vorgänge im Lager zwar nicht sehen, aber hören. Ihr Familienalltag wird durch Schreie und Schüsse begleitet, die sie unbewusst wahrnehmen, wie das Zwitschern der Vögel. Sehen können sie nur den Wachturm und den stets rauchenden Schlot des Krematoriums. Des Nachts kehren sich die Verhältnisse um, wenn die Hochöfen die Nacht zum gespenstigen Tag werden lassen und die Umgebung taghell erscheinen lässt, während das Lager im Dunkeln bleibt.
Hier wollen sich die Höss ein Familienidyll aufbauen, das zum Vorzeigeprojekt für deutsche Familien im Osten werden soll. Ihre Ausblendung der Vorgänge im benachbarten Lager wird dabei immer grotesker und kann schließlich nur als Metapher des bekannten Spruchs „Davon haben wir nichts gewusst!“ gelesen werden. Um diese Plattitüde für den Zuschauer erfahrbar zu machen, schöpft Glaser die Möglichkeiten des Kinos visuell aus und deutet hintergründig das Unbehagen und die Gewissensbisse an, die die Beteiligten nachts in ihren Träumen befallen, doch am Tage ist man bestrebt, die Vorteile dieses Systems für sich zu nutzen und auszubauen.
Der Film ist weitestgehend in Deutsch gedreht und Sandra Hüller und Christian Friedel spielen ihre Rolle unaufgeregt und mit erschütternder Kälte, ganz im Sinne von Hannah Arendts These von der Banalität des Bösen.

Sandra Hüller glänzte in Cannes - hier im Goldenen Palmen-Gewinner Anatomie eines Falles

Sandra Hüller glänzte in Cannes – hier im Goldenen Palmen-Gewinner Anatomie eines Falles

Die Goldene Palme ging schließlich zum dritten Mal an eine Frau, nämlich Justine Triet für ANATOMIE EINES FALLES (Plaion). Sandra Hüller spielt hier eine deutsche Schriftstellerin, die in den Verdacht gerät, ihren Mann umgebracht zu haben, als dieser aus dem Fenster der obersten Etage ihrer Berghütte in den französischen Alpen fiel. Kein Abschiedsbrief, keine Zeugen und auch Sohn Daniel, der nach einem früheren Unfall erblindet ist, kann nichts zur Aufklärung des Falles beitragen. So stellt sich die Frage:
Selbstmord oder hat da jemand nachgeholfen, die nun ein Indizienprozess beantworten soll, den Regisseurin Justine Triet  minutiös nachstellt. Dort werden nicht nur Indizien und Hinweise vorgelegt, sondern auch das private Familienleben der drei so lange umgekrempelt, bis auch der Sohn sich die Frage stellt, ob seine Mutter nicht doch schuldig sein könnte. Für Sandra Hüller ist dies eine Paraderolle, für die sie aus dem Vollen schöpfen kann. Mal trauernde, mal besorgte Mutter, kann sie angesichts der Anschuldigungen auch komplett ausrasten, um sich im nächsten Moment wieder zu fangen, um relevante Indizien eloquent umzudeuten. Dies alles ist nicht nur sprachlich, sondern auch schauspielerisch auf höchstem Niveau und bis in die Nebenrollen bemerkenswert besetzt. Selbst der Blindenhund, der die Leiche des Vaters eingangs gefunden hat, spielt seine Rolle perfekt und gewann die Palme Dog.
Insgesamt vermisst man vielleicht ein wenig die großen Bilder, die einen Gewinnerfilm auszeichnen sollten, denn Triet inszeniert hier ein reines Kammerspiel, das nur in der Berghütte und im Gerichtssaal spielt, aber dennoch einen atemberaubenden Spannungsbogen hat und den Zuschauer in seinen Bann zieht.

Zwei, die trotz aller Unterschiede zusammenfinden - in Ken Loachs mutmaßlich letztem Film THE OLD OAK

Zwei, die trotz aller Unterschiede zusammenfinden – in Ken Loachs mutmaßlich letztem Film THE OLD OAK

Leer ausgegangen, für uns aber dennoch ein Favorit für die Goldene Palme, war Ken Loach’s THE OLD OAK (Wild Bunch). Auch wenn die Presse die Filme des alten weisen Mannes längst nicht mehr ernst nimmt und oft mit den Worten “immer dasselbe” quittiert, kann er dank seiner langjährigen Drehbuch-Zusammenarbeit mit Paul Laverty sein Thema immer wieder neu variieren. Diesmal verschlägt es die beiden in den Nordosten Englands, wo auch ICH, DANIEL BLAKE und SORRY WE MISSED YOU gedreht wurden. Hier in einem kleinen Bergbaustädtchen scheint die Zeit stehen geblieben, seit Margaret Thatcher den großen Bergarbeiter-Streik mit eiserner Hand durchzog. Davon hat sich Durham bis heute nicht erholt, nur im Hinterzimmer der Kneipe OLD OAK kann man noch Bilder an der Wand finden, die von einer stolzen und prosperierenden Zeit berichten.
Heute ist davon nichts mehr übrig. Die Bewohner leben von der Stütze oder schlagen sich sonstwie durch ihr karges Leben, das offensichtlich keine Perspektive mehr verspricht. Der Ort ist so weit heruntergekommen, dass man hier ein Haus für 8.000 Pfund kaufen kann. Dies ruft nun die Regierung auf den Plan, die hier Flüchtlinge unterbringt. Entsprechend frostig werden die Neuankömmlinge empfangen, und wenn Hilfsorganisationen großzügige Spenden an sie verteilen, bricht sogar bei den Kindern der Neid aus.
Die Stärke des Films ist, dass Laverty den Bewohnern genau auf den Mund schaut und ihre Lage und Argumente greifbar machen kann. Ohne auf brenzlige Situationen zu verzichten, greift er sich aus jedem Lager eine gemäßigte Person, aus dem Dorf den Kneipenwirt und unter den Flüchtlingen eine junge gebildete Syrerin, die sich anfreunden und gemeinsam eruieren, wie man die Situation für beide Seiten zufriedenstellend lösen kann. Es ist wie immer bei Ken Loach, eigentlich sitzen beide Seiten im gleichen Boot, kämpfen gegen den gleichen Feind und mit ein wenig Solidarität sollte einiges bewegt werden können. Doch mit Argumenten scheint hier keine Lösung in Sicht und so wechselt der Film auf die emotionale Ebene, um die unterschiedlichen Parteien am Ende doch noch zusammenzuführen. Das ist ein wenig märchenhaft und vielleicht auch kitschig, aber so ist das bei Ken Loach: Die Hoffnung stirbt zuletzt.