A Great Place to Call Home

Festa del Cinema, Rom 2023

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A GREAT PLACE TO CALL HOME - 2023
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Ein Raumschiff landet mitten im Garten von Milton (Ben Kingsley), der hier seinen eintönigen Lebensabend mit Gartenarbeit und Gedächtnistraining verbringt. Seinen Notruf hält man für einen Telefonstreich, alle Freunde glauben ihm nicht, und für seine Tochter ist es der letzte Beweis, dass er endlich ins Heim muss. Zugegeben, eine etwas merkwürdig anmutende Geschichte, aber faszinierend, welch emotionsgeladenen, empathischen und liebevollen Film Marc Turtletaub (LITTLE MISS SUNSHINE) daraus zaubert. Übrigens, die Musik kommt aus Düsseldorf von Volker Bertelmann.

Milton ist alt geworden, seine Frau schon vor Jahren gestorben, sein Sohn mag ihn nicht besonders, nur seine Tochter kümmert sich noch um ihn, nicht ohne anzudeuten, dass er besser in einem Heim aufgehoben wäre. Milton will niemanden zur Last fallen, liebt aber seine Freiheit und sein Haus in einer Kleinstadt irgendwo in Pennsylvania. So liegt über seinem friedlichen Leben doch auch ein leicht depressiver Schatten. In seinen eintönigen Alltag kommt ziemliche Aufregung, als mitten in der Nacht ein UFO in seinem Garten abstürzt. Er weiß nicht, was er tun soll, ruft den Notruf an. Die bitten ihn, die Telefonleitung für Notfälle freizuhalten. Am anderen Morgen ruft er seine Tochter an, doch auch die fände es besser, wenn er sich ärztliche Hilfe suchen würde. Beim Gemeinderat glaubt man ihm auch nicht, doch als er wieder nach Hause kommt, liegt ein Marsmännchen sichtbar erschöpft in seinem Garten. Er deckt ihn zu und gibt ihm ein Glas Wasser und als es ihm am anderen Morgen besser zu gehen scheint, bittet er ihn in seine warme Stube. Hier sitzt es nun und schaut Fernsehen und ernährt sich ausschließlich von Äpfeln, die Milton in Mengen aus dem Supermarkt holen muss.
Sein ungewöhnliches Verhalten fällt im Dorf allmählich auf und bringt zwei alte Freundinnen auf den Plan, bei ihm zuhause mal nach dem Rechten zu schauen. Jetzt sehen sie, was niemand glauben wollte und raten ihrem Freund, niemandem mehr von dem Alien zu erzählen. Das spricht zwar nicht, bekommt aber durch seine telepathischen Fähigkeiten alles mit. Sie nennen ihn Jules und helfen, als er wieder bei Kräften ist, sein Raumschiff flott zu machen. Am Ende kommt dann aber doch noch der Secret Service dem Rentner-Trio auf die Schliche…

Turtletaub erzählt diese kleine märchenhafte Geschichte unaufgeregt, ruhig und harmonisch mit viel Einfühlungsvermögen und Respekt. Ein wenig erinnert der Film an Spielbergs E.T.: Ein Alien, das sein Raumschiff reparieren muss und anstatt der drei Kinder kümmern sich drei exzentrische Rentner um den Außerirdischen, den sie gerne in ihre Gemeinschaft von gesellschaftlichen Außenseitern aufnehmen. Überhaupt geht es Turtletaub wohl kaum um die erzählte Geschichte, er nutzt sie nur als Kristallisationspunkt, um zu zeigen, wie wir mit allen Menschen umgehen. Soweit es unser Alltag zulässt, kümmern wir uns, sorgen dafür, dass sie gut untergebracht sind, etwas zu essen haben und die medizinische Hilfe bekommen, die sie brauchen. Aber wirklich zuhören tun wir nicht, parken sie lieber da, wo sie gut versorgt sind und keine weitere Aufmerksamkeit verlangen können. Turtletaub schildert dieses verbreitete Verhalten westlicher Zivilisation ohne Schuldzuweisungen, dafür aber mit viel Feingefühl und Empathie, die uns mit der Frage, ob wir wirklich angemessen mit allen Menschen umgehen, aus dem Kino entlässt.

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