After the Hunt
Vereinigte Staaten, Italien | 2025 | FSK 12

Der neue Film von Luca Guadagnino ist in Venedig immer dabei. Diesmal verzichtete er auf einen Start im Wettbewerb, weil der ihm seiner Meinung nach bei seinem letzten Film QUEER kein Glück gebracht hat. Dafür brachte er mit AFTER THE HUNT seine Hauptdarstellerin Julia Roberts erstmals an den Lido.
„Es geschah in Yale“, verkündet der Prolog und bedient sich damit einer Phrase wie aus einem Woody Allen Film und imitiert auch noch dessen Artwork. Ausgerechnet Woody Allen zu zitieren, um einen Film über einen Fall von sexuellem Missbrauch zu machen, ist schon eine ziemliche Provokation, deren Sinn sich nicht komplett erschließt. Wie auch nicht der vorliegende Fall, der sexuelle Missbrauch wird nicht gezeigt, nicht aufgeklärt, nicht einmal klar adressiert. Eine ganz klare Grenze soll ein College-Professor überschritten haben und die Muster-Studentin Maggie will diesen Vorfall öffentlich machen. Dafür wendet sich an Alma Imhoff (Julia Roberts ),die weibliche Aushänge-Professorin dieser doch immer noch so patriarchalischen Universität, deren Biederkeit vielleicht wegen ihrer bescheidenen Größe und Übersichtlichkeit besonders auffällig ist. Hier hat sich Alma Imhoff mit Disziplin und Strenge hochgearbeitet und ist nun eine anerkannte Kollegin, deren Kleidung schon ihr Bestreben untermauert, sich stromlinienförmig in den Universitätsbetrieb einzuordnen und nicht weiter auffallen zu wollen. Ausgerechnet an Alma wendet sich Maggie und stürzt sie damit in einen Konflikt, den sie nicht auflösen kann. Nicht nur, dass sie mit dem angeklagten Professor befreundet ist und auch der ihren Rat sucht, Alma wird plötzlich zum Angelpunkt der Universität und die unterschiedlichsten Gruppierungen verlangen von ihr eine Stellungnahme. Dass zudem ihr Vertrag demnächst verlängert werden muss, erhöht den Druck, doch der wahre Grund, warum diese Angelegenheit so an ihr zehrt, liegt in ihrer Vergangenheit, wo sie einst eine ähnliche Situation durchleben musste.
Letztendlich bläst Guadagnino den Fall enorm auf, beleuchtet ihn von allen Seiten und arbeitet am Ende einen deutlichen Generationenunterschied heraus, wie Frau heute mit solchen Übergriffigkeiten umgeht, die frühere Generationen gar nicht als Verfehlung erkannt hätten.


