All of Us Strangers
Großbritannien, Vereinigte Staaten | 2023 | FSK 12
Festa del Cinema, Rom 2023
Andrew Haigh, ein Regisseur, der in seinen Filmen WEEKEND und 45 YEARS mit dem Thema Zugehörigkeit auf unterschiedliche Weise umgegangen ist, bringt nun eine Interpretation des Romans von Taichi Yamada mit dem Titel ALL OF US STRANGERS auf die große Leinwand. Dieses Mal setzt er neue Hindernisse für eben diese Zugehörigkeit mittels queerer Identität und Trauer.
Die Handlung kreist um Adam, eine kinderlose, nicht-heterosexuelle Figur im gegenwärtigen London und berührt einen sensiblen Punkt. Sie beginnt mit dessen zufälliger Begegnung mit seinem Nachbarn Harry, der ihn in seiner Vereinsamung aufstört. Die Anziehung und Wärme beginnen sich in eine andere Richtung zu entwickeln, als Adam von seiner Vergangenheit heimgesucht wird, mit der er noch keinen Frieden schließen konnte …
Während des Aufbaus seiner Geschichte initiiert der Film auch ein Gespräch, in dem Queerness zwischen gestern und heute verhandelt wird. Der Kontrast zwischen Adams kindlicher Schüchternheit und Harrys kühner Engagiertheit öffnet queeren Zuschauenden eine wohlvertraute Tür. Beim Betrachten bauen wir – queere und nicht-queere Zuschauende – ebenfalls eine Brücke zur eigenen Vergangenheit auf. Wir denken an jene Sätze, die wir nicht aussprechen konnten. An jene Gefühle, die wir nicht zu äußern wagten, weil uns keine Zustimmung widerfuhr. An alles, was wir wagten und verloren. Das Schwierigste ist, den eigenen Gefühlen ins Gesicht zu sehen. Doch letztendlich werden wir alle damit konfrontiert. Manchmal bleiben wir, wie Adam, zwischen unserer eigenen Realität und dem, was eigentlich passiert, stecken.