Anatomie eines Falls

5 Oscar-Nominierungen 2024 / Goldene Palme, Cannes 2023

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Anatomie eines Falls - 2023
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Informationen

Mit SYBIL - THERAPIE ZWECKLOS debütierte Justine Triet 2019 im Wettbewerb von Cannes und holte in diesem Jahr mit ihrem neuen Film gleich im zweiten Versuch die Goldene Palme. Sandra Hüller glänzt hier als deutsche Schriftstellerin, die in den Verdacht gerät, ihren Mann umgebracht zu haben, als dieser aus dem Fenster der obersten Etage ihrer Berghütte in den französischen Alpen fiel.

Kein Abschiedsbrief, keine Zeugen und auch Sohn Daniel, der nach einem früheren Unfall erblindet ist, kann nichts zur Aufklärung des Falles beitragen. So stellt sich die Frage:
Selbstmord oder hat da jemand nachgeholfen, die nun ein Indizienprozess beantworten soll, den Regisseurin Justine Triet minutiös nachstellt. Dort werden nicht nur Indizien und Hinweise vorgelegt, sondern auch das private Familienleben der drei so lange umgekrempelt, bis auch der Sohn sich die Frage stellt, ob seine Mutter Sandra nicht doch schuldig sein könnte.

Für Sandra Hüller ist dies eine Paraderolle. Aus dem Vollen schöpfend spielt sie mal die trauernde, mal die besorgte Mutter, kann aber auch angesichts der gegen sie erhobenen Anschuldigungen auch komplett ausrasten, um sich im nächsten Moment wieder zu fangen, um relevante Indizien eloquent umzudeuten. Dies alles ist nicht nur sprachlich, sondern auch schauspielerisch auf höchstem Niveau und bis in die Nebenrollen bemerkenswert besetzt. Selbst der Blindenhund, der die Leiche des Vaters eingangs gefunden hat, spielt seine Rolle perfekt und gewann die Palme Dog.

Insgesamt vermisst man vielleicht ein wenig die großen Bilder, die einen Gewinnerfilm auszeichnen sollten, denn Triet inszeniert hier ein reines Kammerspiel, das nur in der Berghütte und im Gerichtssaal spielt, aber dennoch einen atemberaubenden Spannungsbogen hat und den Zuschauer in seinen Bann zieht.

ANATOMIE EINES FALLS – sein Titel ist eine Anspielung auf den berühmten Gerichtsfilm-Klassiker von Otto Preminger ANATOMIE EINES MORDES – reiht sich ein in die Serie bemerkenswerter Gerichtsfilme, die das französische Kino in der letzten Zeit hervorgebracht hat, darunter Alice Diops SAINT OMER, Cedric Kahns THE GOLDMAN CASE“ oder Yvan Attals LES CHOSES HUMAINES. Justine Triet verfasste das Drehbuch gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Arthur Harari, selbst Filmemacher, und schon in ihrem ersten Cannes-Erfolg hatte sie mit Sandra Hüller zusammengearbeitet und ihr nun die Hauptrolle auf den Leib geschrieben.

Weit mehr als die Lösung eines Kriminalfalls steht bei Triet die Analyse einer Beziehung in der Krise im Vordergrund. Gleich zu Beginn empfängt die Protagonisten eine Studentin zu einem Interview, das vehement durch die laute Musik ihres Mannes im oberen Stockwerk gestört wird und schließlich abgebrochen werden muss. Im Verlaufe des Films erfahren wir, dass Sandra ihren Mann schon einmal mit einer Frau betrogen hat. War das ein Störmanöver oder ein Racheakt? Gab es nach der Abfahrt der Studentin deswegen eine tödlich verlaufende Auseinandersetzung zwischen den Eheleuten?

Doch es gibt auch Indizien auf einen möglichen Suizid. Im Gegensatz zu seiner Frau kommt die Karriere Samuels nicht in Schwung. Auch er schreibt an einem Roman, doch seine überzogenen Ansprüche an sich selbst hindern ihn an der Fertigstellung. Eine zunehmende Frustration macht sich ihm breit, die sich auch auf seine Ehe auswirkt.

Der Zuschauer pendelt mal auf die eine, mal auf die andere Seite, befeuert durch das nuancierte Spiel Sandra Hüllers, die alle Facetten auszuspielen vermag. Ein starkes Stück Kino, das lange im Gedächtnis bleibt.

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