Beasts of the Southern Wild

Caméra D' Or, Cannes 2012

Infos Vorführungen

Beasts of the Southern Wild - 2012 Filmposter

"Beasts of the Southern Wild" ist auch online verfügbar.

Schau dir den Film bequem von Zuhause aus an.

Informationen

Im Jahre 2012 wuchtete der Newcomer Benh Zeitlin mit seinem Spielfimdebut BEASTS OF THE SOUTHERN WILD Bilder auf die Leinwand des 'Grand Salles' in Cannes, wie sie selbst eingefleischte Cineasten noch nicht gesehen hatten. Dafür erhielt er völlig zu Recht die Caméra D' Or.

„Beasts of the Southern Wild“ spielt in Bathtub, einem fiktiven Dorf tief in den Sümpfen Louisianas, mitten im Mississippi-Delta, wo die Einwohner in selbstgebauten Hütten und jenseits aller Zivilisation ein eigenes Leben mit einer eigenen Kultur und einer eigenen Tradition leben und sich mit den immer wiederkehrenden Katastrophen längst arrangiert haben. Es ist eine apokalyptische Welt, die offensichtlich regelmäßig von Wirbelstürmen a la ‚Katrina’ oder Umweltkatastrophen a la ‚Deepwater Horizon’ heimgesucht wird und wo sich der über die Ufer getretene Mississippi längst nicht mehr beruhigen lässt. Hier lebt die kleine Hushpuppy zusammen mit ihrem Vater Wink. Sie haben sich im Müll der Zivilisation eingerichtet und leben, wie es früher vielleicht die Ureinwohner getan haben. Wink bereitet seine Tochter mit durchaus rüden Methoden darauf vor, dass er eines Tages nicht mehr für sie sorgen kann und sie allein auf sich gestellt sein wird. Doch Hushpuppy nimmt das alles relativ gelassen, denn in ihrem Kopf verändern sich die Katastrophen, denen sie begegnet, zu einem leuchtenden Märchen mit Monstern und dem Glauben, dass es ein regulierendes Element gibt, das immer wieder eine Balance zwischen allem Irdischen und dem Universum wiederherstellt. Doch dieses Gleichgewicht scheint durch die ernsthafte Erkrankung ihres Vaters in Gefahr, und Hushpuppy muss erstmals selber entscheiden und handeln.
Eigentlich erzählt Zeitlin eine Coming-of-Age Geschichte und lässt uns die kleine Hushpuppy ihre archaische Welt zeigen. Ein abgewrackter Schulbus und ein paar angerostet Ölfässer sind ihr Zuhause, ihr Vater ist meist betrunken, liebt sie jedoch auf schroffe, aber dennoch abgöttische Art und Weise. Sie bewegen sich auf einer Art Floss, das sie aus Schrott zusammengebaut haben und trotzen so, wie schon ihre Urahnen seit Ewigkeiten, allen Naturkatastrophen. Doch irgendetwas scheint sich zu verändern, Hushpuppy weiß zwar nicht was, spürt es aber umso deutlicher. Nach dem Verlust ihrer Mutter scheint nun auch der Tod des Vaters bevor zu stehen und die Wassermassen bedrohen ihre primitive Behausung. Die globale Erwärmung hat aber nicht nur das ständige Hochwasser verursacht, sondern auch urzeitliche Monster aus dem ewigen Eis befreit, die ihr nun wie Vorboten des Untergangs erscheinen.
Benh Zeitlin inszeniert hier einen mythologischen Kosmos mit einem bewegenden Soundtrack, apokalyptischen Bildern mit surrealen Elementen, die einem magischen Realismus huldigen, wie wir ihn so komplex und überwältigend schon lange nicht mehr im Kino gesehen haben. Und mitten drin steht ein sechsjähriges Mädchen, das sich von all dem nicht bange machen lässt und ihrer Umwelt trotzt, wie wir es unseren größten Filmhelden nicht zutrauen würden. Nach dem Film sollte man sich eigentlich nichts Größeres mehr vornahmen, denn der Kopf ist dann randvoll mit großartigen Bildern und verstörenden Gedanken. //Kalle Somnitz