Bergman Island

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Bergman Island - 2021 poster

"Bergman Island" ist auch online verfügbar.

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Eine Pilgerstätte für Fans von Ingmar Bergman ist die kleine, schwedische Insel Fårö, wo der große Regisseur oft arbeitete und seine letzten Jahre verbrachte. Dorthin zog es auch die französische Regisseurin Mia Hansen-Løve, dort drehte sie ihren Film „Bergman Island“, der einerseits Bergman-Hommage ist, vor allem aber ein verspielter Film über den Prozess des Filmemachens und – natürlich – auch ein Beziehungsfilm.

Mit der kleinen Autofähre, die vom größeren Gotland auf das winzige Fårö führt setzen sie über: Chris (Vicki Krieps) und Tony (Tim Roth), Filmemacher, Paar und Eltern einer Tochter, die bei den Großeltern geblieben ist. Denn die Eltern wollen auf Bergmans Insel den Spuren des legendären Regisseurs folgen, Inspiration finden und an neuen Projekten arbeiten. Doch dass sie ausgerechnet im Bett schlafen sollen, in dem Bergman einst seinen legendären Film „Szenen einer Ehe“ gedreht hat, der angeblich tausende Beziehungen beendete, stößt gerade der deutlich jüngeren Chris übel auf.

Während ihr Mann Tony Inspiration spürt, fühlt sich Chris durch die Präsenz Bergmans eingeschüchtert.

2007 starb Ingmar Bergman auf Fårö und ist auf dem kleinen Kirchhof der Insel begraben. Sein ehemaliges Wohnhaus bietet inzwischen Künstlern an, Zeit auf der Insel zu verbringen und an Projekten zu arbeiten. Hier verbrachten auch Mia Hansen-Løve und ihr langjähriger Lebensgefährte, der Regisseur Olivier Assayas Zeit, arbeiteten so wie die Figuren in „Bergman Island“ an Projekten. Unzweifelhaft ist Hansen-Løves Film also autobiographisch, so wie die meisten ihrer bisherigen Filme mehr oder weniger von Menschen aus ihrem nächsten Umfeld inspiriert waren: „Eden“ von ihrem Bruder, „Alles was kommt“ von ihrer Mutter. Doch im Gegensatz zu vielen Filmemachern, die glauben, dass es ausreicht vom eigenen Leben zu erzählen, um einen interessanten Film zu drehen, ist Hansen-Løve bewusst, dass das nicht genug ist: Das persönliche Erlebnis muss zu einer universellen Geschichte überhöht werden, um Allgemeingültigkeit zu erlangen.

Und so erzählt Mia Hansen-Løve zwar auf verschachtelte Weise von zwei Filmemacherinnen, die ohne Frage auch Teile ihres eigenen Wesens, ihrer Gedanken und Überlegungen verkörpern, die aber vor allem von universellen Themen erzählen. Nicht zuletzt von der Vereinbarkeit von Familie und Karriere, dem gesellschaftlichen Druck, sich zu entscheiden. Ein Mann wie Bergman – der heutzutage ohne Frage als alter, weißer Mann bezeichnet werden würde – hatte es da einfacher: Neun Kinder von sechs Frauen hatte er, die bis ins Erwachsenenalter fast vollständig von den Frauen oder Dienstmädchen aufgezogen wurden. Nur so hatte der Workaholic die Zeit, sich ganz seiner Kunst hinzugeben, dutzende Filme zu drehen und quasi nebenbei noch am Theater zu inszenieren.

Auch Mia Hansen-Løve hat inzwischen ein Kind mit Assayas, von dem sie seit einigen Jahren getrennt ist, auch ihre Surrogate Chris und Amy befinden sich in ähnlichen Situationen, auf die sie jedoch ganz unterschiedlich reagieren. Wie sehr „Bergman Island“ autobiographisch ist, darüber lässt sich reichlich spekulieren. Vor allem aber ist Hansen-Løve ein wunderbar reicher Film über das Wesen einer (bzw. mehrerer) Künstlerinnen gelungen, die in einer oft nur scheinbar freien Welt nach sich selbst und ihrem Gleichgewicht suchen. Dass „Bergman Island“ zudem eine leichte, verspielte Hommage an einen der Säulenheiligen des Kinos ist, macht ihn nur noch vielschichtiger.

 

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