Burning Days

Cannes 2022

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Burning Days - 2023
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Emin Alpers neuester Film BURNING DAYS feierte seine Weltpremiere in der Sektion „Un Certain Regard“ in Cannes und wurde dort für den Independent Queer Palm Award nominiert. Seitdem erregte der Film auf Festivals viel Aufmerksamkeit und zählt angesichts der Cannes-Reaktionen vielleicht zu einer der meisterwarteten türkischen Produktionen jüngster Vergangenheit. Er ist ein beeindruckender Politthriller, der seine Erzählstruktur um eine Doline (Sinkloch) baut und Gesetzlosigkeit mit einer gesetzlosen Filmsprache beantwortet.

Die Eröffnungsszene konzentriert sich auf die Doline im Herzen des ländlichen Dorfes Yanıklar. Eine Doline ist ein Hohlraum, der im Lauf der Zeit durch das Wachstum tiefster Risse entsteht. Die einstürzenden Dolinen im Film deuten auf eine Reihe von unnatürlichen, menschengemachten und beabsichtigten Katastrophen hin, die durch das städtische Wasserversorgungssystem verursacht werden. Das womöglich markanteste Merkmal der Doline ist jedoch, dass sie wächst, indem sie ihre Risse verbirgt und nicht preisgibt, wo und wie sie sich auftun wird. Sie entsteht abrupt. Ausgehend von dieser vorhersehbaren Plötzlichkeit von Sinklöchern zeigt uns der Film, wie unmittelbar und gewaltsam auch soziale Probleme und menschliche Beziehungen entstehen können – ausgehend von der Realität, in der die Interessen hinter der Wasserversorgung des Dorfes den Bewohnern und ihren Lebensräumen in Wahrheit schaden.

Nachdem bekannt wird, dass es in Yanıklar einen Vergewaltigungsfall gegeben hat, beginnt Emre (Selahattin Paşalı), der neu ernannte Staatsanwalt, die dunklen Geheimnisse der Stadt zu ergründen und dringt in die sich auftuenden Risse ein. Seine Suche nach den Tätern erzeugt schließlich Spannungen in dem ganzen Ort. Eine Schießerei auf das Haus des unabhängigen Journalisten Murat ((Ekin Koç) sowie ein homophober Angriff, der zu einem versuchten Lynchmord an Emre führt, verweben sich zu einem Netz unterschiedlicher Erzählstränge.

Emin Alper, Regisseur von „Eine Geschichte von drei Schwestern“, „Beyond the Hill“ und „Abluka“, zeigt uns in seinen Filmen immer wieder das notdürftige Leben der Menschen in der türkischen Provinz. Er ist nur einer von wenigen türkischen Regisseuren, die sich mit ihrer Misere befassen. Mit BURNING DAYS stellt er mit eindrucksvollem Realismus erneut sein Können unter Beweis: samt Kameraführung, Sounddesign und -einsatz, Atmosphäre, Figurenkomplexität und Subtext. All das ist dem rauen Ton seiner vorherigen Filme sehr ähnlich, nur ist die Thematik dieses Mal härter und umfassender.

BURNING DAYS mag oberflächlich um das Wasserprojekt und den Durst des Ortes Yanıklar kreisen. Doch dieses grundlegende Problem ist nur das Bindeglied für eine Erzählung über viele weitere unterschwellige Risse, die Emin Alper anhand des Wasserprojekts metaphorisch zusammenführt: den Werteverfall der Bewohner, die Gewalt, den Rassismus, den Sexismus und die Homophobie.

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