Das Löwenmädchen

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Das Löwenmädchen 2016 Filmposter

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Glänzend goldenes Haar tapeziert den Körper der kleinen Eva, seit sie das Licht der Welt erblickte. Streng behütet und versteckt gehalten vor den neugierigen Blicken einer sensationsgierigen Außenwelt, wächst sie in der Obhut ihres Vaters auf, der sie seit dem Tag ihrer Geburt nicht akzeptiert. Vibeke Idsøe adaptierte den Roman von Erik Fosnes und fand märchenhafte Bilder für die überaus ergreifende, aparte Coming-of-Age-Geschichte eines außergewöhnlichen Mädchens.

In einer eisigen Winternacht stolpert eine hochschwangere Frau durch Wind und Schnee auf dem Weg zur Eisenbahnstation. Man ahnt Böses, als sie stürzt und jäh die Wehen einsetzen. Mithilfe einer anderen Dame schafft sie es gerade noch in die Räumlichkeiten ihres Gatten, dem örtlichen Stationsvorseher (Rolf Lassgård). Die ärztliche Hilfe kommt zu spät, kann dem Vater jedoch sein neugeborenes Kind überreichen. Dass dieses quicklebendig ist, erschrickt ihn jedoch mehr, als es ihn freut. Es dauert nicht lange, bis schon im ganzen Städtchen gemunkelt wird. Vater eines kleinen Monsters soll Gustav geworden sein. So gerät die üppige Beerdigung seiner verstorbenen Frau eher zum Ablenkungsmanöver, hilft aber trotzdem nicht, die öffentliche Aufmerksamkeit von sich abzuleiten. Ein Monstrum ist das Mädchen natürlich nicht, dafür von Kopf bis Fuß mit goldenem Haar bedeckt. Nur das alte Nachbarsehepaar und eine eigens engagierte Haushälterin sind Eingeweihte des Bahn-Angestellten, der, unfähig sie zu lieben wie sein eigenes Kind, die Tochter schamvoll vor den Augen der Außenwelt verbirgt. Er scheint der Einzige zu sein, der nicht in der Lage ist zu erkennen, dass sich unter dem dichten Pelz ein menschliches Wesen mit alltäglichsten Bedürfnissen verbirgt. Und als die kleine Eva (Mathilde Thomine Storm) allmählich heranwächst, kann selbst der bemüßigte Vater sie nicht davon abhalten, den Fuß endlich über die Türschwelle zu setzen und sich mit dem regen Leben außerhalb der Bahnstation zu konfrontieren.

Es ist ein Akt der Unmöglichkeit, bei diesem Film nicht emotional zu werden. Zu mitreißend ist dieses Plädoyer für Akzeptanz von Andersartigkeit. Vibeke Idsøe gelingt das Kunststück, ihre pelzige Hauptfigur nie zu verklären. Wären da nicht die verheißungsvollen, Neugierde und Abscheu ausdrückenden Blicke der Randfiguren, vergäße man als Zuschauer beinahe diesen handlungsrelevanten, körperlichen „Defekt“. Auch, weil die kleine Eva sich selbst zu keiner Zeit als wirkliche Außenseiterin empfindet, sondern erst von ihrer Umwelt zu ebenjener stigmatisiert wird. In all der Distanz und Ablehnung, die sie am eigenen Leib erfahren muss, vor allem durch den eigenen Vater, der ihr indirekt die Schuld am Tod seiner Frau gibt, hält der Film der Grausamkeit und der in den Meisten schlummernden Lust an der Herabwürdigung von Minderheiten einen Spiegel vor. Die eigentliche Tragik in der Geschichte wird jedoch immer wieder vom gewinnenden Lächeln des titelgebenden Löwenmädchens durchbrochen, das vor Energie und Lebenslust sprüht und sich gegen die Hürden, die ihr das Schicksal in den Weg räumt, dank ihrem Optimismus und der Güte einiger Mitmenschen, durchzusetzen versteht. Ein zutiefst humaner, nachdenklich stimmender Film und zeitgleich eine Lobpreisung an die Mannigfaltigkeit, die tiefste Emotionen erzeugt, ohne dabei jemals in Rührseligkeit abzudriften. Eine in allen Belangen zauberhafte Geschichte, die man einfach nur lieben kann.

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