Das Rätsel

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Das Rätsel - 2019
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Dem nichtssagenden deutschen Titel zum Trotz: ein ungewöhnlich raffinierter, unvorhersehbarer Thriller und eine augenzwinkernd coole Kritik am Literatur- und Kulturbetrieb in einem. Neun internationale Literaturübersetzer, auf Gedeih und Verderb einem wahnsinnigen Verleger ausgeliefert, drehen den Spieß um und kämpfen für die Kunst.

Die Veröffentlichung des dritten Teils einer international erfolgreichen französischen Thriller-Romantrilogie steht an und der Verleger hat sich hierfür einen besonderen Coup ausgedacht: Damit das Buch auf der ganzen Welt gleichzeitig erscheinen kann, engagiert er neun professionelle Übersetzer, um den Text gleichzeitig für alle angezielten Weltmärkte zu übertragen. Um ein vorzeitiges Durchsickern des wertvollen Endes der Geschichte zu verhindern, findet die Arbeit unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen statt: Für die Dauer ihres Auftrags sind die Übersetzer zusammen eingesperrt in einem unterirdischen Bunker, ohne Kontakt zur Außenwelt, dafür mit allem Komfort. Als plötzlich dennoch erste Teile des Romans im Internet erscheinen, spitzt sich die Lage im Bunker zu: Der Verantwortliche muss unter den Übersetzern sein und der Verleger wird sich das Geschäft seines Lebens nicht kaputtmachen lassen – koste es, was es wolle…

Auf den ersten Blick eine klassische „Zehn kleine Negerlein“-Konstellation à la Agatha Christie (deren MORD IM ORIENT-EXPRESS im Film denn auch nicht ohne Grund Erwähnung findet): eine überschaubare Gruppe von Menschen, eingepfercht auf engstem Raum, ein Verbrechen und jeder verdächtigt jeden. Doch Regisseur Régis Roinsard (WARTEN AUF BOJANGLES) geht es um mehr als einen einfachen Krimi. Während er einerseits geschickt mit unseren Erwartungen und Klischees des Thriller-Genres spielt und uns immer wieder mit neuen völlig unvorhersehbaren Wendungen verblüfft, beschäftigt er sich gleichzeitig mit klugen Fragen zur Literatur und ihrer Branche: Ist ein Thriller Kunst oder reines Konsumprodukt? Sind Verleger verhinderte Schriftsteller? Wie lebt es sich im Schattendasein eines Übersetzers? Zudem nutzt er seine überzeugend gezeichneten und von internationalen Stars verkörperten Figuren, um nationale und soziale Vorurteile aufeinander prallen zu lassen. Und während die Filmhandlung immer mehr mit der des Romans, der hier übersetzt werden soll, verschwimmt, entwickelt sich das Ganze schließlich zu einer ironisch überspitzen Kampfansage an den Literaturbetrieb überhaupt als einer korrupten unmenschlichen Geldmaschine, die in Zeiten von Web 2.0 und WikiLeaks längst ausgedient hat. Eine mitreißend zeitgeistige und spannende David-und-Goliath-Geschichte, oder wie es im Film über den zu übersetzenden Roman heißt: „Das ist nicht einfach nur ein Thriller.“ Aufgrund der Vielsprachigkeit, wenn möglich, am besten in OmU anschauen!

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