David CopperfieldEinmal Reichtum und Zurück

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David Copperfield - 2019 Filmposter
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Charles Dickens autobiographisch geprägte Romanfigur David Copperfield hat schon unzählige Male in einer Filmversion Gestalt angenommen. Mit der neuesten Verfilmung “David Copperfield - einmal Reichtum und zurück“ gelingt dem britischen Regisseur und Autor Armando Iannucci das kleine Wunder, dem zuweilen düsteren Stoff eine geradezu heitere Grundstimmung zu verleihen. Seine leichtfüßige, schnell geschnittene und mit viel schrägem Humor und skurrilen Charakteren gewürzte Umsetzung macht einfach Spaß und ist der ideale Wiedereinstieg in die hoffentlich nun wieder beginnende Kino-Saison.

Zu Beginn führt uns die Stimme des Protagonisten in die Handlung ein. Im Rückblick erzählt er seine bewegte Lebensgeschichte von der Kindheit bis zum erfolgreichen Schriftsteller und glücklichen Familienmenschen. Geboren sechs Monate nach dem Tod seines Vaters im Viktorianischen England, verlebt er zunächst trotz der tragischen Umstände eine behütete Kindheit unter der Obhut seiner Mutter und deren Haushälterin Peggotty. Doch eines Tages, als er nach idyllischen Sommerferien bei Peggottys Familie in Yourmouth nach Hause zurückkehrt, wird er mit der bereits vollzogenen Wiederheirat seiner Mutter konfrontiert. Sein neuer Stiefvater Edward Murdstone entpuppt sich als herrischer Finsterling, der die Unbedarftheit und Naivität der noch jungen Witwe ausnutzt und den Haushalt gemeinsam mit seiner nicht minder furchteinflößenden Schwester Jane schnell nach seinem Gusto umformt.

Er zeigt nur wenig Verständnis für den phantasie- und zeichnerisch begabten Jungen und schickt ihn schließlich nach London, wo er jahrelang in einer Flaschenfabrik unter widrigsten Bedingungen arbeiten muss. Der Großteil seines Lohnes geht an Mr. Micawber, seinen gütigen, aber notorisch klammen Vermieter, der sich stets auf der Flucht vor seinen Gläubigern befindet. Als auch noch seine Mutter stirbt, flieht David nach Dover. Dort findet er im Cottage seiner exzentrischen Tante Betsey (großartig wie immer: Tilda Swinton) und ihrem nicht minder exzentrischen Untermieter Mr. Dick (Dr. House-Star Hugh Laurie) schließlich die nötige Ruhe, um nach weiteren Stationen voller Widrigkeiten, aber auch glücklichen Fügungen, zu sich zu finden und seine Berufung als Geschichtenerzähler zu entdecken. Natürlich kommen auch amouröse Verstrickungen nicht zu kurz.

Die bisher genannten Figuren sind nur ein kleiner Teil des Reigens kauziger und verschrobener Gestalten, die in den weit verzweigten Handlungssträngen vor uns aufmarschieren. Zwangsläufig können ihre Charaktere innerhalb der zweistündigen Filmhandlung nur angerissen werden, dennoch gelingt Iannucci es, ihnen Leben einzuhauchen. Der vielfach preisgekrönte  Regisseur (zuletzt mit seiner schwarzhumorige Politsatire „The Death of Stalin“ bei uns im Kino) konnte, was die Besetzung anbelangt, offensichtlich aus dem Vollen schöpfen. Sein Hauptdarsteller Dev Patel, für seine Leistung in „Lion – der lange Weg nach Hause“ für den Oscar nominiert, mimt den erwachsenen David Copperfield sympathisch als einen allen Widrigkeiten so gut wie möglich trotzenden Sonnyboy, der nie seinen Lebensmut verliert und sich so schließlich durchsetzen kann. Ebenso elegant wie spielerisch manövriert uns der Regisseur durch die Vita seines Helden in einem vorwiegend bunten rasant geschnittenen Bilderreigen, gewürzt mit einem zuweilen an Tim Burton und die Monty Python erinnernden schwarzen Humor. Ein gelungener Auftakt der Herbst-Saison, der hoffentlich auch unseren Zuschauern Lust auf mehr macht.