Dinge, die man nicht versteht und die Angst auslösen, verwandeln sich schnell in Mythen und Gerüchte. So auch in einem kleinen chilenischen Dorf, in dem eine rätselhafte Krankheit umgeht, angeblich ausgelöst durch den leidenschaftlichen Blick der dort lebenden Trans*-Gemeinschaft.

Mitten im staubigen Norden Chiles wächst die zwölfjährige Lidia (Tamara Cortés) bei der titelgebenden Flamingo (Matías Catalán) und ihrer queeren, exzentrischen Wahlfamilie in einem abgelegenen Bergbaustädtchen auf. Der Alltag ist geprägt von zunehmenden Anfeindungen, vor allem durch die verbliebenen Männer der Gemeinde. Man erzählt sich, die mysteriöse Seuche habe ihren Ursprung im „Alaska House“, Lidias Zuhause und zugleich einziger Ort, der Zuflucht, Unterhaltung und Selbstentfaltung ermöglicht. Als die Lage eskaliert, ist Lidia entschlossen, die Wahrheit ans Licht zu bringen. 

Chiles Oscarbeitrag 2026 ist ein zärtlicher Film über Gemeinschaft und Mut, der vor dem Hintergrund des AIDS-Ausbruchs spielt, ohne diesen je direkt zu benennen. Mit seinem ergreifenden und zugleich lebensfrohen Langfilmdebüt erzählt Diego Céspedes voller Energie und Melancholie eine zutiefst menschliche Geschichte über die Stigmatisierung queerer Communities und die historischen wie gegenwärtigen Schatten des AIDS-Diskurses. Der Film ist ein wilder Genre-Mix, der vom Coming-of-Age-Motiv ausgeht, melodramatische Töne mit Western-Elementen verbindet und dabei an ganz unterschiedliche Filme denken lässt, während Céspedes dennoch eine moderne Handschrift bewahrt.