VorschauSTART | 11.12.2025

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße

Infos Vorführungen

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße - 2025

Vorpremiere in OmU 

Cinema
Mo.08.12.2519:00

bald verfügbar

Sondervorstellung mit Gast

mit Hauptdarsteller Charly Hübner

Werkschau Wolfgang Becker

Metropol Logo 2022
Di.06.01.2619:00

bald verfügbar

Informationen

Deutsch-deutsche Legendenbildung: Wunderbarer satirischer Abschluss des nach dem Dreh verstorbenen deutschen Kultregisseurs Wolfgang Becker (GOOD BYE, LENIN!), in dem es zwar irgendwie wieder um die DDR geht, aber dann doch ganz anders…

In den späten 2010er Jahren betreibt Micha eine erfolglose kleine Videothek in Berlin, in der er notgedrungen auch wohnt, als plötzlich ein Journalist bei ihm auf der Matte steht und ihn interviewen will: Wie sich herausstellt, interessiert den Medienmenschen die Videothek herzlich wenig, es geht um Michas Vergangenheit bei der Bahn in der DDR. Hier hat er einst eine Weiche falsch gestellt, wodurch ein ganzer Zug versehentlich in den Westen rollte, und das macht ihn in den Augen einer großen Illustrierten zum Helden, dessen Geschichte sie anlässlich des 30jährigen Mauerfalls unbedingt erzählen möchte. Anfangs wenig interessiert, lässt Micha sich vom Geld verlocken und, ehe er sich versieht, sitzt er in Talkshows und muss die vom Journalisten erfundene Lügengeschichte, in der er das Ganze von langer Hand geplant hatte, immer weiter ausbauen. Dabei lernt er auch Paula kennen, der er damals versehentlich zur Flucht verholfen hat, und zwischen ihnen funkt es gewaltig. Leider ist sie inzwischen Staatsanwältin und als solche ausgerechnet auf Hochstapler spezialisiert…

In seinem letzten Film widmet sich Wolfgang Becker noch einmal dem Themenkomplex seines größten Erfolges GOOD BYE, LENIN!, macht aber gottlob alles andere als einfach eine weitere DDR-Komödie, sondern beschäftigt sich ganz meta mit der Frage, wie wir die DDR eigentlich erzählen. Als Mediensatire erinnert sein Film dabei im besten Sinne an Helmut Dietls SCHTONK! (1992) über die gefälschen Hitler-Tagebücher im Stern. Hier wie dort bekommen die gewissenlosen Medienbetriebe, die einfach auf die schnelle große Story aus sind, selbstredend ihr Fett weg. Doch der Ton ist bei Becker versöhnlicher, trotz allem Augenzwinkern: Letztlich geht es hier auch um unsere Sehnsucht nach guten Geschichten, die einen Sinn stiften im Leben, fast egal, ob sie wahr sind oder nicht – eine Sehnsucht, die uns nicht zuletzt auch ins Kino treibt: “Wenn die Legende zur Tatsache geworden ist, druck die Legende,” heißt es in John Fords Westernklassiker DER MANN, DER LIBERTY VALANCE ERSCHOSS – ein Film, den Micha sicher auch kennt: Nicht umsonst betreibt er ausgerechnet eine Videothek und wird von vornherein als Filmnerd eingeführt, und nicht umsonst spielt auch Becker auf allen Ebenen mit Filmklischees: vom märchenhaften Off-Erzähler, der zu erkennbarer Modelleisenbahn am Anfang die Vorgeschichte erzählt, bis hin zum kitschigen Happy End, das Becker formvollendet humorvoll dekonstruiert (wobei er die zentrale Nebenrolle sogar selber spielt).

Neben ihm und dem zuverlässig charmant verkaterten Charly Hübner in der Hauptrolle, gibt sich eine ganze Reihe deutscher Stars die Ehre, die zum Teil nicht zuletzt durch seine Filme bekannt geworden sind, fast wie um ihn zu verabschieden: Christiane Paul als anlehnungsbedürftige Staatsanwältin, Jürgen Vogel als Regisseur eines Werbespots für Veggie-Würstchen, Daniel Brühl als Micha-Darsteller in der geplanten Serie, aber auch Thorsten Merten als frustrierter Alt-Linker und Peter Kurth als abgebrühter Ex-Stasi-Mann. Sie alle machen den Film zu einer großen deutschen Komödie mit Tiefgang.

Zum Start des Films und zum Tod von Wolfgang Becker zeigen wir eine kleine Werkschau im Metropol (klick).

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