Der Junge und der Reiher

Oscar-Nominierung: Bester Animationsfilm 2024 / Festa del Cinema, Rom 2023

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Der Junge und der Reiher - 2024
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Mittlerweile ist Hayao Miyazaki 82 Jahre alt und schon damals, als er 1998 nach Deutschland kam, um auf der Berlinale seinen Film PRINZESSIN MONONOKE vorzustellen, erzählte er, dass dies sein letzter Film sein sollte. Seitdem sind fünf weitere Filme entstanden. Der letzte - WENN DER WIND SICH HEBT - 2013, nachdem er die Führung von den Ghibli-Studios, die er mitgegründet hat, abgegeben hatte. Doch das Filmemachen lässt ihn nicht los, und so legt er nun einen Film vor, der nicht unbedingt etwas Neues erzählen will, sondern eher wie die Quintessenz seines Schaffens wirkt.

Dabei wundert es nicht, dass es um den Tod und ein neues Leben in einer anderen Welt geht. Der Film beginnt mit dem Brandanschlag auf Tokio und erinnert damit an das Ghibli-Meisterwerk DIE LETZTEN GLÜHWÜRMCHEN seines verstorbenen Kollegen und Mentors Isao Takahata. Der 12jährige Mahito verliert bei diesem Anschlag seine Mutter, die in einem Krankenhaus arbeitete und vom Brand eingeschlossen wird. Da sein Vater sich nicht um ihn kümmern kann, bringt er ihn aufs Land zu seiner Tante. Doch dort fühlt er sich nicht wohl, hat Ärger in der Schule und wird auf seinen Ausflügen von einem Graureiher belästigt, der sich als eine von Miyazakis Fantasy-Figuren – halb Vogel, halb trollartiger Mensch – entpuppt, die dem Jungen verspricht, ihn in eine andere Welt zu bringen, in der er seine Mutter wiedersehen kann.

Mahito lässt sich auf das Abenteuer ein und folgt dem surrealistischen Fabelwesen in ein Zwischenreich, in dem das menschliche Leben endet und ein neues beginnt. Ghibli-Fans werden hier viele Dinge sehen, die ihnen aus anderen Filmen Miyazakis bekannt vorkommen. Dieses fantastische Zwischenreich ist aber nicht nur von beeindruckender Schönheit, sondern auch gefährlich. Es wird regiert von merkwürdig militanten Vögeln, die den Menschen nicht gut gesinnt sind. Doch Mahito lässt sich nicht einschüchtern und erobert diese fremde Welt, findet eine Freundin und gelangt schließlich zu seinem Großvater, der das Gleichgewicht zwischen Gut und Böse aufrecht zu erhalten scheint und so größeres Unheil von den Menschen auf Erden abwendet. Er ist alt und will seine Macht an Mahito übergeben, zudem verspricht er ihm ein Wiedersehen mit seiner Mutter. Doch bevor er mit ihr Kontakt aufnehmen kann, muss er sich entscheiden, ob er in diesem fegefeuerartigen Zwischenreich bleiben oder zurück in die reale Welt will.

Auch wenn dieser Film nichts wirklich Neues erzählt, wirkt er wie ein Rückblick auf Miyazakis bisheriges Schaffen, aus dem er eine Quintessenz destillieren will. Dabei wird klar, dass er sich nie von klassischen Drehbuch-Strukturen hat leiten lassen, sondern immer nur seiner Fantasie gefolgt ist. Seine reale Welt ist ein erschütternder Ort, der von Tragödien, Krieg und Umweltkatastrophen geprägt ist. Ihr stellt er ein Fantasy-Reich gegenüber, in dem spezielle Menschen, die dafür geboren sein müssen, die Zügel in der Hand halten und die Geschicke auf Erden mitbestimmen. So entwirft Miyazaki eine asiatische Version des Totenreiches, wie wir es aus der Antike kennen. 

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