Der kleine Nick erzählt vom Glück
Frankreich, Luxemburg | 2022 | FSK TBA
Die Geschichten des kleinen Nick wurden schon als Realfilme umgesetzt, „Der kleine Nick erzählt vom Glück“ ist aber der erste Film, der der Vorlage von Autor Rene Goscinny und Zeichner Jean-Jacques Sempé wirklich entspricht. Die Umsetzung in Zeichentrickform erlaubt es, dem ganz eigenen Stil dieser Kinderbücher gerecht zu werden, und das mit einer Erzählung, die auch den beiden Künstlern, die den kleinen Nick schufen, ein Denkmal setzt.
Im Jahr 1955 erfinden der Autor Rene Goscinny und der Zeichner Jean-Jacques Sempé den kleinen Nick, eine Figur, die immer ein Kind bleiben wird, und die eine Kindheit erlebt, die der Zeichner selbst nie hatte, die aber auch glücklicher ist als alles, auf das der Autor zurückblicken kann. Im Lauf der Zeit bevölkern sie die Welt des kleinen Nicks – und in diesem Film bekommt man viele der kleinen Geschichten zu sehen, während die Rahmenhandlung die Jahre bis 1977 abdeckt, als Goscinny, vor allem als einer der zwei Schöpfer von Asterix bekannt, überraschend an einem Herzinfarkt verstorben ist.
Die Zeichnungen sind zauberhaft. Sie fangen den Charme der Bücher ein, sind ungewöhnlich und sehr eigen, aber immer die perfekte Übertragung von einem Medium zum anderen. Die Realfilme um den kleinen Nick litten darunter, dass der Mediensprung zu weit war und dass die Geschichten des kleinen Nicks auch eher kleiner Natur sind. Sie sind nicht abendfüllend. Bei „Der kleine Nick erzählt vom Glück“ müssen sie das auch nicht sein, weil die Erlebnisse der Figur in kleine Geschichten gepackt werden.
Dazwischen tritt er in Interaktion mit seinen Schöpfern – eine durchaus clevere Visualisierung dessen, wie ein Künstler im Zwiegespräch mit sich selbst die Geschichten entwickelt. Darüber hinaus ist es die Geschichte zweier Freunde, die sich im Lauf der Jahre aus den Augen verlieren. Dieser Film ist ebenso sehr diesen beiden Männern vorbehalten, wie er es auch für den kleinen Nick ist.
Er ist herzlich, liebenswert, hübsch, aber auch emotional, ehrlich und bisweilen sehr traurig. Weil Nicks Schöpfer mit ihrer Kreation sich die Kindheit zurechtlegten, die sie gerne gehabt hätten, aber auch, weil der Film nicht verschweigt, mit welchen Dämonen die beiden zu kämpfen hatten. Der eine war mit seiner Familie in Argentinien und sicher vor den Nazis in Paris, während seine Verwandtschaft verschleppt und ermordet wurde, der andere erlebte eine glück- und lieblose Kindheit. Mit dem kleinen Nick konnten sie von einem Ideal träumen, das jeden anspricht. Das ist der universelle Reiz dieser Figur, die auch fast 70 Jahre nach ihrer Entstehung noch immer funktioniert.
Dieser Film beweist das mehr als eindrucksvoll. Ein Zeichentrickfilm, der klassisch animiert ist, dem Design der Kinderbücher folgt und erzählerisch so wertvoll ist, dass es wundern würde, wenn er im nächsten Jahr nicht für den Oscar in der Kategorie des besten animierten Films in Betracht gezogen würde.