Der Schatten von Caravaggio
Italien, Frankreich | 2022 | FSK 12
Festa del cinema di Roma 2022
Mit ALLEIN GEGEN DIE MAFIA ist Michele Placido als Schauspieler berühmt geworden. Seit vielen Jahren versucht er sich auch als Regisseur. Blieb ihm diesbezüglich ein internationaler Durchbruch versagt, so könnte das mit seinem neuen Film DER SCHATTEN CARAVAGGIOS gelingen.
Michelangelo Merisi (aka Caravaggio) war vielleicht der beste, aber sicher der bedeutendste Maler des Mittelalters. Doch was für ein Mensch war er? Diese Frage stellte sich Michele Placido bereits 1968, als er noch auf der Kunsthochschule war. Wir alle wissen von dem Raufbold und dem Totschläger, der aus Rom verbannt wurde, doch das, was wirklich hinter diesen Gerüchten steckt, ist kaum bekannt. Auch Placido weiß das nicht, deswegen ist sein Film auch kein Biopic, sondern eher eine Art Krimi, für den er eine neue Figur erfand: den Schatten Caravaggios. Der ist ein Ermittler, den Papst Paul V. einsetzte, als Caravaggio aus der Verbannung nach Neapel floh, wo seine größte Gönnerin, die Comtesse Colonna (Isabelle Huppert), residierte. Ihr Begnadigungsgesuch sollte eigentlich eine sichere Sache sein, doch der Papst zweifelt, ob der Mensch, der hinter diesem genialen Künstler steckt, wirklich in Rom geduldet werden sollte. Zu viel hat Caravaggio schon auf dem Kerbholz, und so setzt er einen Ermittler ein, der fortan seinen Wegen folgt und seine Freunde, wie auch seine Feinde besucht, um sich ein Bild von dessen Lebenswandel zu machen. Dabei kommen schnell politisch-kirchlicher Gehorsam und künstlerische Freiheit miteinander in Konflikt. Den eher konservativen Ermittler hat Louis Garrel nach seinen Worten als Faschist angelegt, er steht in Kontrast zu der kunstliebenden Comtessa Colonna, die in dem Caravaggio vorgeworfenen Totschlag eine Handlung aus Notwehr sieht.
Wer am Ende Recht hat, bleibt offen, aber Placido verglich Caravaggio auf der Pressekonferenz in Rom mit Pasolini, der ebenfalls vom Land nach Rom kam und in seinen Filmen Laiendarsteller aus dem Prekariat besetzte. Die Ärmsten der Armen saßen auch für Caravaggio Modell und gelangten so als Heilige in seine Bilder und sind noch heute in unseren Museen zu bewundern.