VorschauSTART | 14.11.2024

Des Teufels Bad

Berlinale 2024: Silberner Bär für die Beste Kamera, 8x Österreichischer Filmpreis

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Des Teufels Bad - 2024
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Oberösterreich im Jahr 1750: Ein Karpfenteich reflektiert das Grau des Himmels. Ein tiefer, dunkler Wald schluckt das Sonnenlicht. Auf einem Hügel wird eine Hingerichtete zur Schau gestellt. Als Exempel. Als Warnung. Ein Omen?
Die tiefreligiöse und hochsensible Agnes betrachtet die tote Frau mit Mitleid. Auch mit Sehnsucht, denn sie fühlt sich fremd in der Welt ihres Mannes, in die sie gerade eingeheiratet hat. Eine gefühlskalte Welt, die der österreichische Kameramann Martin Gschlacht in kongenialen Bildern einfängt, für die er mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet wurde.

Hier kommt die erzkatholische und hypersensible Agnes in ein Dorf, wo sie mit dem Bauern Wolf verheiratet wird. Doch warm wird sie mit ihrem neuen Ehemann nicht und schon gar nicht mit dessen Mutter, die die neue Frau auf dem Hof argwöhnisch beäugt und für eine gefühlskalte Welt aus Arbeit und funktionieren müssen sorgt. Je mehr sich Agnes dieser Welt entzieht, desto isolierter und enger wird ihre eigene, und als auch die Flucht zu ihren Eltern nichts verändert, scheint eine Eskalation der einzige Ausweg.

Veronika Franz und Severin Fiala entwerfen hier nicht nur das abgründige Psychogramm einer Frau, sondern führen auch ihre Religiosität ad absurdum und demaskieren die Kirche als Machtzentrum, das eine bitterarme Bauernschaft weiter funktionieren lässt. So predigt der Pastor von der Kanzel, dass es schon besser sei, sein eigenes Kind zu töten, als sich selbst umzubringen, denn im ersten Falle könnte die Todsünde immerhin noch gebeichtet werden. //Kalle Somnitz

 

 

Der neue Film des gefeierten Regieduos von ICH SEH, ICH SEH kommt daher wie Arthouse-Horror, ist aber ein realistisches Historiendrama: Wie ging man im 18. Jahrhundert mit Depressionen um? Indirekter Selbstmord durch Ermorden eines Kindes in der Hoffnung, dafür hingerichtet zu werden – kein einfaches Thema und nichts für schwache Nerven. Aber als Film ein unvergesslich sinnliches Erlebnis, v.a. dank seiner herausragenden Hauptdarstellerin.

Agnes ist ein hochsensibles und tief religiöses Mädchen vom Land. Am wohlsten fühlt sie sich allein in der Natur und im stillen Zwiegespräch mit Gott. Als sie vom jungen Fischer Wolf geheiratet wird, wünscht sie sich nichts sehnlicher als ein Kind. Doch dieser hat ganz andere Interessen. Hineingeworfen in ein neues Leben aus harter Arbeit und kaltherzigen Erwartungen unter der Fuchtel einer strengen Schwiegermutter sieht sie schon bald keinen Ausweg mehr. Doch der Freitod würde ewige Verdammnis bedeuten…

Wahrlich kein leichter Stoff. Doch er basiert auf zahlreichen überlieferten wahren Fällen. Ein ganz neues historisches Frauenschicksal scheint hier auf mit durchaus relevanten Implikationen auch für heute. Hauptdarstellerin Anja Plaschg, bekannt als Musikerin Soap & Skin, verkörpert es mit atemberaubender Inbrunst und steuert mit dem grandiosen Soundtrack einen wesentlichen Teil zur hypnotischen Wirkung des Filmes bei. //Daniel Bäldle

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