Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull

Berlinale 2021

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Die Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull - 2021

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Bei Romanen von Thomas Mann denkt man automatisch an schwere Stoffe wie DIE BUDDENBROOKS oder TOD IN VENEDIG. Dass er auch anders konnte, zeigt nun Detlev Buck mit der Verfilmung von Manns unvollendet gebliebenem Roman FELIX KRULL. Dabei überträgt er das Künstlertum ins Betrügerisch-Kriminelle und versucht, den Künstler humorvoll in die Nähe des Hochstaplers zu rücken. Damit steht dieser Roman in der Tradition des Abenteuer- und Schelmenromans, den Detlev Buck hier lustvoll und mit einem gut aufgelegten Ensemble als Komödie inszeniert.

Schon als kleiner Junge liebt es Felix Krull (Jannis Niewöhner), in fremde Klamotten zu schlüpfen und den erwachsenen Gästen seines Vaters etwas vorzuspielen. Er wächst auf im Rheingau, wo der Vater relativ erfolglos eine Sektkellerei betreibt. Als die Banken keinen weiteren Kredit mehr bewilligen, ist Schluss mit dem Dolce Vita und der Vater sieht keinen anderen Ausweg mehr als den Strick. Notgedrungen zieht die Mutter mit dem Jungen nach Frankfurt, wo sie eine kleine Pension betreibt, doch Felix wird es hier bald zu klein. Ihn zieht es in die große Welt, wo sein Taufpate ihm eine Stelle in einem Pariser Luxushotel besorgt.
Doch im Pariser Grand Hotel landet er wieder in einer kleinen stickigen Kammer, noch dazu hat ihn der grimmige Oberkellner Stanko auf dem Kicker. Doch der aufgeweckte und ausgesprochen charmante Junge kommt gut an bei den Gästen und schafft es, schnell vom Pagen zum Kellner aufzusteigen. Jetzt darf er auch für den Zimmerservice eingeteilt werden, wo er insbesondere den weiblichen Gästen geheime Wünsche erfüllt. Das hätte ihn eigentlich reich machen können, doch Stanko holt ihn immer wieder auf den Boden der Hotel-Hierarchie zurück und fordert seinen Anteil. Als seine Freundin aus der Heimat, die frivole Zaza (Liv Lisa Fries) im Hotel auftaucht, ist auch diese Welt ihm schon längst zu klein geworden und zusammen schmieden sie einen Plan, wie sie es nach ganz oben schaffen können. Krull verkuppelt Zaza mit dem Marquis de Venosta (David Kross), der sich gleich unsterblich in sie verliebt. Zu einem Rendezvous der beiden erscheint nicht Zaza, sondern Krull und die beiden führen eine lange Konversation, bei dem ihm der Marquis sein Herz ausschüttet. Sein Vater akzeptiert seine Liaison mit Zaza nicht und verlangt, dass er auf eine zweijährige Weltreise geht, andernfalls will er ihn enterben. Felix schlägt ihm vor, dass sie ihre Identitäten tauschen und er als Marquis auf Weltreise geht, während er sich mit Zaza eine schöne Zeit in Südfrankreich machen soll.
Buck inszeniert den Stoff nicht nur als Komödie, sondern auch als Dreiecksbeziehung mit durchaus tragischen Zügen. So wissen Felix und Zaza darum, dass ihrer Liebe ihren Lebensansprüche entgegensteht. Gemeinsam werden sie sie nie verwirklichen, während der Marquis von seinem Leben im Überfluss eher gelangweilt, von seiner Liebe zu Zaza aber wie entfesselt ist. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge trennen sich die Wege von Zaza und Felix, der nun mit Adelsprädikat ganz neue Meisterstücke in Sachen Betrügereien und Irreführung vollbringen kann – zum Beispiel am Königshof von Lissabon.
Thomas Manns Roman wurde schon mehrfach verfilmt, besonders die Version aus dem Jahr 1957 mit Horst Buchholz in der Hauptrolle gilt als Klassiker. Detlev Buck ließ sich davon aber nicht abschrecken und machte sich an eine zeitgemäße Verfilmung. Mit Witz und Geist entstaubt er das Original und gibt ihm einen modernen Anstrich. Für die Dialoge holte er sich – wie Daniel Brühl in NEBENAN – Daniel Kehlmann zu Hilfe. “Die Hälfte der Texte sind von Mann, die andere Hälfte von Daniel, aber wer was geschrieben hat, erkennst du nicht.” meint Detlev Buck zu Kehlmanns Adaption. Tatsächlich hat es lange nicht mehr soviel Spass gemacht, einen Klassiker auf der Leinwand neu zu entdecken und dabei soviel vom Original wieder zu erkennen.

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