Die BerufungIhr Kampf für Gerechtigkeit

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Die Berufung - 2018 Filmposter
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Eine Gesellschaft kann sich nicht verändern, solange der Wandel nicht legitim ist. Ihr ganzes Leben lang kämpft Ruth Bader Ginsburg schon für die Gleichstellung der Geschlechter. „Die Berufung“ zeigt den langen und beschwerlichen Weg der US-Richterin in einer von Männern beherrschten Gesellschaft und beleuchtet den Umbruch in den USA der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Ein Film, der uns zeigt, wie wichtig es ist, gehört zu werden, und für das einzustehen, woran man glaubt.

In den 50er Jahren ist Ruth Bader Ginsburg, gespielt von der mehrfach ausgezeichneten Felicity Jones, eine von neun Studentinnen in ihrem Jahrgang an der juristischen Fakultät von Harvard. Sie ist klug, fleißig und motiviert. Zu Hause wartet bereits ein Kind und ihr Ehemann, gespielt von Armie Hammer, auf sie. Ihre Ehe eilt der Zeit voraus, da die beiden sich den Haushalt und die Erziehung der zwei Kinder teilen, sodass sie ihren juristischen Berufswünschen nachgehen können. Ruth wird jedoch zunächst nicht für voll genommen. „Frauen sind zu emotional für diesen Beruf“, ist nur ein Vorwurf von vielen, mit denen sie während ihres gesamten Studiums und während ihres Versuches Anwältin zu werden, konfrontiert wird. Kein Wunder also, dass die Gerechtigkeit der Geschlechter zum Hauptthema ihrer juristischen Arbeit gerät. Zunächst fügt sie sich den konservativen Ansichten und wird Professorin. Zwar kann sie dabei anderen beibringen, die Welt zu verändern, sie selber kann dies aber nicht. Schließlich wird sie auf einen Fall aufmerksam, bei dem ein Mann seine Mutter pflegen möchte, jedoch keinen Steuernachlass gewährt bekommt. Diskriminierung an einem Mann – das Gesetz besagt, dass die Betreuungsperson weiblich sein muss. Ihr erster übernommener Fall wird somit direkt zum Präzedenzfall: Durch die Tatsache, dass die Ungleichstellung der Frau anhand eines Mannes dargestellt wird, der die Geschlechterrollen der 70er Jahre auf den Kopf stellt, unterscheidet sich die Herangehensweise an das auch heute noch aktuelle Thema und unterstreicht die Diskriminierung der Frau umso mehr. „Das Wort Frau kommt in der Verfassung der Vereinigten Staaten kein einziges mal vor – so wenig wie das Wort Freiheit“, kontert Ruth geschickt.

Ihr Leben inspiriert und als Zuschauer fiebert man jede einzelne Sekunde mit. Ginsburg wurde zur ersten weiblichen Richterin am Supreme Court ernannt, hat die Welt der amerikanischen Frauen verändert und sich weltweit mit ihrem Einsatz einen Namen gemacht. Im Vergleich mit der Doku „RBG“, die u.a. für einen Oscar nominiert ist, ist „Die Berufung“ (wie man nicht vergessen darf) vordergründig ein Spielfilm. Aufgrund dessen stehen nicht nur die beruflichen Errungenschaften, sondern auch private Momente im Vordergrund. Diese dienen jedoch auch dazu, den Wandel der Gesellschaft von Generation zu Generation zu verdeutlichen – ein schönes Detail am Rande der Geschichte.

Unter der Regie von Mimi Leder entsteht ein charmantes und authentisches Spiel zwischen Armie Hammer und Felicity Jones. Als unterstützender Ehemann und Partner bringt er eine warmherzige Leichtigkeit mit sich. Zum Schmunzeln bringt einen der Größenunterschied der beiden, dennoch wird schnell klar — die Chemie stimmt. „Die Berufung“ ist definitiv ein sehenswertes Filmerlebnis, das zugleich anregt, mehr über Ginsburg und ihren Kampf gegen überholte Gesellschaftsstrukturen zu erfahren. Eine Kämpferin, die uns inspiriert, auch in der heutigen Zeit nicht locker zu lassen.