Die glitzernden Garnelen

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Die glitzernden Garnelen - 2019 Filmposter
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Ein Profischwimmer fällt durch eine homophobe Äußerung während eines Fernsehinterviews in Ungnade und wird zur Strafarbeit verdonnert: um sich die Weste reinzuwaschen und wieder an den Weltmeisterschaften teilnehmen zu dürfen, muss er erst ein homosexuelles Amateur-Wasserballteam trainieren: die glitzernden Garnelen. Klingt zwar nach der üblichen Transformation vom Saulus zum Paulus, entpuppt sich aber überraschenderweise als quirlig-flotte, einfallsreich inszenierte Roadmovie-Komödie, die das altbekannte Motiv des sich läuternden Griesgrams wunderbar variiert und beiläufig auch Queer-Klassikern wie „Priscilla – Queen of the Desert“ mit flatternden Gewändern ihren Tribut zollt.

Matthias Le Goff (Nicolas Gob) ist Profischwimmer und konnte im Laufe seiner Karriere Weltmeistertitel und Olympiasiege erringen. Nun befindet er sich auf dem absteigenden Ast. In einem Fernsehinterview legt er sich mit einem Reporter an und nennt diesen eine „Schwuchtel“. Das Video geht viral und zieht einen Shitstorm nach sich, weswegen der Verband prompt reagiert und den in Verruf geratenen Ex-Champ dazu verurteilt, fortan das homosexuelle Amateur-Wasserballteam „Die glitzernden Garnelen“ zu trainieren und für die anstehenden Gay Games in Kroatien vorzubereiten. Als das Team und sein neuer Trainer sich dann kennenlernen, ist das jedenfalls keine Liebe auf den ersten Blick. Natürlich haben alle Mitglieder das Video gesehen und wollen nicht unter die Fuchtel des vermeintlichen Homo-Hassers. Dem wiederum ist deren Sexualität im Grunde egal, er ist einfach nur stinksauer, dass das eigene Training flachfällt und seine Karriere am absoluten Tiefpunkt angelangt ist. Was ihn außerdem noch weit mehr stört als die Attitüden der fröhlich-tuntigen Garnelen, ist deren totale sportliche Unfähigkeit. Doch die Kollision zweier grundverschiedener Welten erweist sich – wie so oft – als profitabel für beide Seiten. Man verrät nicht zu viel, wenn man vorwegnimmt, dass die aversiven Gefühle bald dahinschmelzen, je näher sich Trainer und Team schließlich kommen und voneinander lernen dürfen. So flößt Matthias den Schwimmern peu à peu Disziplin ein, die aufgedrehten Garnelen ihm wiederum etwas mehr Umsicht gegenüber seinen Mitmenschen. Nach einigen Startkomplikationen und einem Turnier gegen das „Kampflesben“-Schwimmerteam, darf es dann auch in einem frivolen blauen Bus auf nach Kroatien gehen. Doch wie zu erwarten verläuft auch die Reise nicht ohne Turbulenzen und Hindernisse, zumal die Jungs sich als sehr ablenkbar durch Party und flotte Typen erweisen…

Das Regieduo Maxime Govare und Cédric Le Gallo vollbringt das schwierige Kunststück, in den knapp hundert Minuten Laufzeit jeder Figur Entfaltungsraum zu geben und die diversen Handlungsnebenstränge immer wieder gekonnt zusammenzuführen. „Die glitzernden Garnelen“ ist ein runder Spaß, der vordergründig zwar ganz Komödie ist, aber zwischendurch auch sehr elegant Brücken von der Komik zur Tragik schlägt. So hat jeder Charakter seine Spleens, schwierigen Facetten, inneren oder äußeren Konflikte, die mit Gefühl für Timing und Sinn für Details zum Ausdruck gebracht werden. Der eine muss seine etwas vernachlässigte Familie im Zeitplan unterbringen, der andere Liebeskummer bewältigen und Trainer Matthias kommt seiner entfremdeten Tochter auch endlich wieder etwas näher. Dank der gut aufgelegten Darstellerriege, die bei jedem Tanz, jedem Turnier oder Lip Sync absolute Freude versprüht, gewinnt der Film die seltene Qualität, dass man als Zuschauer vom Geschehen auf der Leinwand regelrecht angesteckt wird. Frei nach dem Motto „Dabeisein ist alles“ wird hier eine Geschichte über Freundschaft und Solidarität erzählt, die durch eine dynamische Inszenierung, charismatische Darsteller und originellem, pointierten Humor zeigt, wie man das Maximum an Qualität aus einem Plot kitzelt, der in seinen Grundzügen nicht neu ist. Neben der offenkundigen Diversitäts- und Toleranzbotschaft beleben die glitzernden Garnelen schlussendlich auch noch Bonnie Tylers Ohrwurm „Holding out for a Hero“ in einer krönenden Performance wieder: fierce!