Die Königin und der Leibarzt

Silberner Bär, Berlinale 2012

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Die Königin und der Leibarzt - 2012 Filmposter

"Die Königin und der Leibarzt" ist auch online verfügbar.

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Informationen

Das Macht- und Liebesdreieck um die dänische Königin Caroline Mathilde, ihrem wahnsinnigen Mann, König Christian VII., und dem deutschen Arzt und Aufklärer Johann F. Struensee stürzte die dänische Monarchie in eine tiefe Krise und ist dennoch eines der emotionalsten Geschehnisse der europäischen Geschichte, die schon oft in Buchform verfasst wurde und nun in unsere Kinos kommt. Auf der Berlinale 2012 gab es gleich zwei Silberne Bären.

Johann Friedrich Struensee, Stadtphysikus und Armenarzt im damals vom dänischen König regierten Altona, begleitet 1768 seinen Herrscher Christian VII. auf dessen einjähriger Europareise. Dabei gewinnt er das Vertrauen des psychisch labilen Königs und wird zu dessen Leibarzt ernannt. Doch Struensee ist viel mehr als das: Gemeinsam mit Königin Caroline Mathilde, die sich in den stattlichen, durchsetzungsfähigen Mann verliebt, beginnt er mehr und mehr, die Staatsgeschäfte zu übernehmen. Den großen Ideen der europäischen Aufklärung verpflichtet, setzt er Presse- und Meinungsfreiheit durch, schafft Folter und Leibeigenschaft ab, reformiert das Schulwesen und beschneidet die Privilegien des Adels.

Neben dieser spannende Historiengeschichte erzählt der Film aber auch von einer großen Freundschaft, die auf die Probe gestellt wird, als sich Struensee in die Königin verliebt. Dies ist die Stunde des Adels, der um Besitz und Macht fürchtet. Angeführt von der Königinwitwe Juliane Marie, schaut er diesem „lästerlichen Treiben“ nicht länger untätig zu und bauscht die skandalöse ménage à trois zur größten Ungeheurlichkeit des 18. Jahrhunderts auf. Man inszeniert eine groß angelegte Intrige und zwingt den König am Ende in die Scheidung einzuwilligen und bringt Struensee vor Gericht. Der Adel übernimmt die Regierungsgeschäfte und widerruft die von Struensee erlassenen Gesetze und stellt den Absolutismus alter Prägung wieder her.

In opulenter Ausstattung und mit einem hervorragenden Ensemble erfüllt dieser Kostümfilm alle Voraussetzungen für einen großen Kinoabend. Eine spannende historische Geschichte mit authentischem Bezug, gute und sympathische Schauspieler, einen verrückt-originellen König (Silberner Bär für Mikkel Følsgard), eine große Freundschafts- und Liebesgeschichte, und nicht zuletzt tolle Kostüme und Dekors, in denen man so richtig schwelgen kann. So gelingt Regisseur Nicolaj Arcel („Verblendung“) in Zusammenarbeit mit seinen Drehbuchautoren Rasmus Heisterberg (Silberner Bär für das Beste Drehbuch) und Lars von Trier eine bewegende filmische Darstellung einer der wichtigsten Abschnitte in der dänischen Geschichte. Arcel wurde bei der Finanzierung des Films mehrfach mit Zweifeln konfrontiert, dass diese Geschichte wirklich passiert ist, weswegen er allen Zweiflern den Dokumentarfilm „Eine königliche Affäre“ empfahl, die seit letztem Monat auch in Deutschland auf DVD herausgekommen ist. Da erfährt man dann auch, dass König Christian 1784 von seinem 16-jährigen Sohn Friedrich entmachtet wurde, der fortan als Kronprinz regierte und im Zuge der französischen Aufklärung eine Reihe von Struensees Gesetzen wieder einführte.