Der spanische Film SENTIMENTAL aus dem Jahre 2020 diente als Vorlage, nun hat die in der Schweiz sehr erfolgreiche Regisseurin Sabine Boss den Stoff für ihr Heimatland adaptiert. Darin prallen zwei Gegensätze aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein können: Ein sexuell aktives Pärchen und eines, dessen Beziehung kurz vor dem Ende steht, liefern sich einen eloquenten Schlagabtausch voller überraschender Wendungen.

Seit 15 Jahren sind Thomas und Anna zusammen. Doch aus der Beziehung ist die Leidenschaft entschwunden, die zunehmende Entfremdung ist an allen Ecken und Enden spürbar. Dass etwas nicht mehr stimmt, wird umso deutlicher, als neue Nachbarn eine Etage über ihnen einziehen. Ihr Liebesspiel ist deutlich zu hören und besonders für Thomas ein tägliches Ärgernis. Dass Anna die beiden auch noch zum Kennenlern-Aperitif einlädt, setzt dem Ganzen noch die Krone auf.

Entsprechend missmutig fällt seitens Thomas die Begrüßung der Gäste aus und er ist fest entschlossen, die lautstarken Nächte anzusprechen, um dem stürmischen Treiben ein Ende zu bereiten. Doch der Abend entwickelt sich anders als gedacht. Lisa und Salvi bringen nicht nur eine Flasche Wein, sondern auch ein pikantes Angebot mit. Zuvor werden die Zuschauerinnen und Zuschauer nach anfänglichem langweiligem Smalltalk Zeuge eines ebenso spitzzüngigen wie witzigen Wortgefechtes.

Vor allem die Spielfreude der vier Protagonisten Ursine Lardi, Roeland Wiesnecker, Maximilian Simonischek und Sarah Spale tragen zum Gelingen dieser Neuversion bei, die geschickt die Balance zwischen Komödie und ernsthafter Auseinandersetzung hält. Ein Kammerspiel der unterdrückten Gefühle, das zwar gelegentlich Klischees nicht vermeiden kann, insgesamt aber einen gelungenen Kinoabend garantiert.