Die Purpursegel
Frankreich, Italien, Deutschland, Russland | 2022 | FSK 16
Cannes 2022
DIE PURPURSEGEL von Pietro Marcello (MARTIN EDEN) ist eine freie Adaption des gleichnamigen Romans von Aleksandr Grin und eröffnete 2022 das Programm der ‘Quinzaine des Réalisateurs’ in Cannes. Erzählt wird die Geschichte von Raphaël, der aus dem 1. Weltkrieg zurückkehrt und erfahren muss, dass seine Frau gestorben ist und ihm das Baby Juliette hinterlassen hat.
Die Schwiegermutter bietet ihm Kost und Logis und Hilfe bei der Großziehung des Mädchens an. So besorgt er sich einen Job in der Holzverarbeitung, wofür er zwei goldene Hände hat. Doch bald kommt er hinter ein Geheimnis, das mit dem Tod seiner Frau zu tun hat, und nimmt Rache. Seitdem wird die Familie von der Dorfgemeinschaft gemieden. Raphaël verliert seinen Job, die Schwiegermutter wird als Hexe verfemt und die heranwachsende Juliette für verrückt erklärt. Nur eine alte Frau hält zu Juliette und weissagt ihr, dass sie irgendwann ein Schiff mit purpurnen Segeln abholen und davontragen wird.
Tatsächlich wächst mit Juliette ein intelligentes Mädchen heran mit einer Vorliebe für Musik und Gesang. Der Vater hat für sie das Klavier wieder instand gesetzt und verdient seinen Unterhalt mit der Herstellung von Holzspielzeug. Seine fortwährende Liebe zu seiner toten Frau manifestiert sich in einem lebensgroßen Holzportrait, das er von ihr schnitzt. Ansonsten erlaubt er seiner Tochter größtmögliche Freiheiten. Als die Lehrerin ihr rät, in der Stadt zu studieren, überlässt er ihr die Wahl. Sie entscheidet sich für ein Leben mit ihrem Vater, und als der am Ende des Films stirbt, erscheint das vorhergesagte Schiff mit purpurnen Segeln und trägt Juliette in die Stadt, wo sie als Geigenbauerin arbeitet.
Pietro Marcello inszeniert diesen Film als altmodische Fabel im Normalformat in Sepia-Tönen mit historischen Aufnahmen aus den 20er Jahren. Dabei hat er die universelle Liebesgeschichte nach Nordfrankreich verlegt und die Geschichte leicht verändert, um sie moderner zu machen. Erstmals drehte er mit Profi-Schauspielern, die improvisieren durften, aber in der Zeit bleiben mussten. Der Film wirkt streckenweise märchenhaft und sorgt mit seinem Musical Touch für ein angenehmes Kinoerlebnis.