Doch das Böse gibt es nicht

Goldener Bär 2020

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Doch das Böse gibt es nicht - 2020 Filmposter
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Fünf Jahre nach der Verleihung des Goldenen Bären an Jafar Panahi für seinen Film TAXI TEHERAN ging der Hauptpreis der Berlinale erneut an einen iranischen Film, dessen Regisseur Mohammad Rasoulof unter Hausarrest steht und sogar eine Inhaftierung fürchten muss. Vier Episoden im Kurzfilmformat, die erzählerisch lose aufeinander bezogen sind, formulieren ein starkes Plädoyer gegen die Todesstrafe im Iran und für zivilen Ungehorsam.

Aufgrund von erweiterten Wehrdienstbedingungen werden junge Männer dort nicht nur für mehrere Jahre eingezogen, oft sind sie gezwungen dabei auch Hinrichtungen für das Regime zu vollstrecken. Wer sich weigert, muss selbst mit Haftstrafen oder schweren Einschränkungen der persönlichen Freiheit rechnen. Es sind immer wieder Momente latenter oder manifester Widerständigkeit, die Rasoulof in den Blick nimmt. Männer, die in wagemutigen Aktionen den Befehl verweigern oder ganze Familien, die Dissidenten bei sich verstecken. Rasoulofs Film verschweigt auch nicht, welchen Preis der Widerstand in einem Unrechtsregime hat. Dennoch macht er auf kraftvolle Weise deutlich, dass es zur Freiheit und somit auch zur Verantwortung jedes einzelnen gehört, sich dem zu widersetzen, was niemals Recht sein kann. Anstatt die Vollstrecker eines autoritären Regimes einfach nur als unmoralisch und böse zu dämonisieren, macht er sich dafür stark, die Hintergründe zu betrachten, die zu Mittäterschaft und moralischer Selbstaufgabe führen.