Ein Schweigen
Belgien, Frankreich | 2023 | FSK 6
Worte können schmerzen, Schweigen jedoch noch viel mehr. Das ist die Essenz von Joachim Lafosses dichtem, düsteren Drama „Ein Schweigen“, der für Kenner des realen Falles deutlich an die Dutroux-Affäre und vor allem die folgende Anklage gegen den beteiligten Anwalt Victor Hissel basiert.
Der Staranwalt François (Daniel Auteuil) verteidigt die Eltern der Opfer in einem aufsehenerregenden Prozess gegen einen Serienkiller, der jahrelang Kinder und Jugendliche entführt hatte, sie gefangen hielt, sexuell missbrauchte und schließlich ermordete. Die Presse lagert vor dem ausladenden Haus der Familie, sensationslüstern und gierig nach möglichst schlüpfrigen Informationen über den Fall, der das ganze Land in Atem hält.
Doch dann gerät François selbst unter Verdacht, auf seinem Computer findet sich kinderpornografisches Material. Nur zur Recherche für den aktuellen Fall habe er sich mit diesen Bildern beschäftigt, verteidigt sich der Anwalt, doch seine Frau Astrid (Emmanuelle Devos) weiß es besser: Hinter der gutbürgerlichen, wohlhabenden Fassade verbirgt sich ein dunkles Geheimnis, eine lange zurückliegende Anschuldigung, die Astrid bislang für sich behalten hat.
Ohne falsche, aufgesetzte Emotionen erzählt Lafosse von einer Familie, die es sich in einem Lügengeflecht bequem gemacht hat und nun nicht mehr herauskommt. Dabei ist sein Drama bisweilen aufgebaut wie ein Krimi oder ein Thriller, nach und nach wird enthüllt, wie die Ereignisse der Vergangenheit das Verhalten der Familie in der Gegenwart bedingen.