Fargo
Vereinigte Staaten | 1995 | FSK 16
Goldene Palme, Cannes 1996

Den neo-Noir-versierten Coen-Brüdern ist mit ihrem Crime-Juwel FARGO ein beachtlicher Wurf gelungen, der das Zeug zum Kult-Klassikers hat. Daran wenden sich die beiden wieder den Wurzeln ihres brillanten Debüts BLOOD SIMPLE zu. Mit atmosphärischer Dichte und dem ihnen eigenen Gespür für Kälteschauer erzeugenden Pechschwarz-Humor und einem exzellenten Ensemble erzählen sie die Geschichte eines exzessiv verpfuschten Verbrechens.
Als Inspiration diente dem Autorenpaar eine wahre Begebenheit, die sich in Minnesota im Jahr 1987 zugetragen haben soll, bei der ein harmlos geplantes Schein-Kidnapping in eine blutige Mordserie mündete. Ehemals selbst im Mittleren Westen zu Hause, verstehen die Coens es vorzüglich, die naiv unbedarften Landbewohner skandinavischer Abstammung mit geradezu volkstümlichem Flair zu porträtieren, ohne sie gehässiger Lächerlichkeit preiszugeben.
In der unschuldig weißen Schneelandschaft des Provinznestes Brainerd manifestiert sich ein abgrundtiefes Abschaum-Universum, als drei Leichen, darunter ein Verkehrspolizist, entlang des Highways aufgefunden werden. Keine leichte Aufgabe für die ermittelnde, hochschwangere Polizeichefin Marge. Ihr drolliger Dialekt scheint sie zunächst als langsam denkende Landpomeranze auszuweisen, doch ihre methodische Präzision bei der Indiziensuche offenbaren sehr schnell einen messerscharfen Intellekt und sachliche Kompetenz. So kommt sie dem in finanziellen Nöten steckenden Autoverkäufer Jerry – einem hoffnungslosen Optimisten und bemitleidenswerten Verlierertypen – auf die Spur.
Jerry hatte zwei ominöse Gestalten engagiert, um seine Frau zu kidnappen und dann selbst den Großteil des vom Schwiegervater berappten Lösegelds einzukassieren. Doch eine routinemäßige Verkehrskontrolle führt zu einem unvorhersehbaren, sich immer mehr verstrickenden Netz von Komplikationen…
Die Coens legen ihren glasklaren Gesellschaftskommentar im Stile einer Dokumentation an, der zunehmend von düster-profundem Humor einer dämpfenden Schneedecke gleich eingehüllt wird, um schließlich den erschütternden Irrsinn der von Geldgier motivierten Ereignisse bloßzulegen. Das Publikum wird vom morbiden Charme der tiefsinnigen Tragikomödie fasziniert sein. //MEK-Film 1996


